
Die Warnungen vor einer Welle von Abwanderungen führender deutscher Konzerne werden seit Monaten immer lauter. Wirtschaftsexperten fürchten zusehends, dass heimische „Global Player“ wegen hoher Kosten und fehlender Fachkräfte allmählich Abschied vom Standort Deutschland nehmen können. Zeitgleich steht die Bundesregierung (wie auch manches Bundesland) wegen vermeintlich ausufernder Subventionsprogramme in der Kritik. Diskutiert wird unter anderem der Nutzen neuer Förderprogramme, um Konzerne im Land zu halten. Aus politischer Sicht kommt die Ankündigung des in München ansässigen Technologieriesen durchaus zu einem passenden Zeitpunkt. Rund eine Milliarde Euro will das Unternehmen in Deutschland investieren, um die eigenen Entwicklungs- und Fertigungsprozesse in der Zukunft zu optimieren.
Angesichts des Drucks auf die Ampelkoalition war es keine Überraschung, dass es sich Bundeskanzler nicht nehmen ließ, vor Ort zu sein, als Siemens-Vorstandschef Roland Busch die Pläne bekannt gab. Die Hälfte der Gelder will der Konzern in seinen Standort im bayerischen Erlangen fließen. Dort strebt Siemens noch schnellere Fortschritte im Bereich der Automatisierung an. 3.500 Beschäftigte arbeiten in Erlangen derzeit in der wichtigen Industrieautomatisierungs-Sparte. Im Mittelpunkt der Produktion steht neben Steuerungen für Werkzeugmaschinen insbesondere auch die Herstellung von Leistungselektronik. Das Unternehmen hat sich hohe Ziele gesteckt. Der Produktionsort soll zum Dreh- und Angelpunkt der Technologie für das Entstehen eines „industriellen Metaverse“ werden. Und damit zur Schnittstelle zwischen der realen Welt auf der einen und dem virtuellen Sektor auf der anderen Seite.
Nichts weniger als eine Revolution derzeitiger Produktionsverfahren strebt Siemens nach Aussagen von Roland Busch an. So soll der Standort Erlangen dank „hochmoderner Fertigung“ in Zukunft eine Richtung vorgeben, wie klimaneutrale Industrie aussehen kann. Dem anwesenden Bundeskanzler soll es Medienberichten zufolge zugleich wichtig gewesen sein zu betonen, dass Deutschland ein starkes Industrieland ist und bleibt, in dem es weiterhin gute zukunftsfähige Jobs geben wird. In Verbindung mit den Diskussionen über eine fortschreitende Dezentralisierung in Deutschland äußerte Busch, Siemens sehe sich mit seiner Finanzspritze keineswegs in der Rolle eines „Geisterfahrers“. Gleichzeitig aber verwies der studierte Physiker und Siemens-Vorstandsvorsitzende auf die Tatsache, dass der Konzern nicht zum energieintensiven Bereich der deutschen Industrie gehöre.
Für Siemens seien andere Kriterien wichtiger. So gehe es eher darum, sich auf ein funktionierendes wirtschaftliches Ökosystem und eine gute Infrastruktur verlassen zu können. Zudem seien Talente für Siemens von großer Bedeutung, um die Entwicklungsarbeit und Fertigungsprozesse weiter zu verbessern.
Das besagte Werk in Erlangen soll laut Siemens nicht weniger als 500 Millionen Euro erhalten. Hier gehe es am Ende auch darum, ein wichtiges Signal zu setzen, während andere Firmen milliardenschwere Geschäftszweige wegen der heimischen Herausforderungen ins Ausland verlagern oder über entsprechende Maßnahmen nachdenken. Die Aussagekraft der Investitionsentscheidung, so Busch in seiner Rede, lasse sich auch daran erkennen, dass ein Mitglied des Siemens-Vorstands die Bekanntgabe der Entscheidung übernommen habe. Der heutige Tag (13.07.2023) sei für ganz Deutschland ein besonderer. Deindustrialisierung sei schlichtweg nicht die einzige Lösung der momentanen Probleme der deutschen Wirtschaft.
Kanzler Scholz zeigte sich erwartungsgemäß erfreut über die gute Nachricht. Siemens stärke mit der Investition die Innovations- und Entdeckerkraft des Landes insgesamt. Gänzlich unerwartet kamen die Meldungen aus dem Hause Siemens letztlich nicht. Der Konzern hatte in den vergangenen Wochen bereits nach und nach durchblicken lassen, an ehrgeizigen Investitionsplänen zu arbeiten. Der wesentliche Unterschied besteht jedoch darin, dass es in der nahen Vergangenheit vielfach eher um Investments in neue Fabriken an anderen europäischen, asiatischen oder US-amerikanischen Standorten ging.
So hieß es kürzlich, Siemens plane mit einer Summe von 200 Millionen Euro einen Neubau in Singapur und wolle weitere 140 Millionen Euro in die Expansion eines bereits existierendes Werks in Chengdu in der Volksrepublik China stecken. Mit seinem Kurs zur Stärkung der deutschen Fertigung nimmt der Konzern insofern Kritikern den Wind aus den Segeln, die auch beim Münchener Konzern eine Abkehr von der deutschen Heimat befürchteten. Auf dem örtlichen Campus sollen „hochautomatisierte Fabriken“ entstehen. In diesem wiederum sollen Menschen in Zukunft sozusagen „Hand in Hand“ mit topmodernen Maschinen arbeiten. Hierbei würden faktisch auch neue Arbeitsplätze entstehen, wie es vonseiten Siemens heißt. Schon jetzt ist dabei die Rede von einem „fränkischen Silicon Valley“.
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