
Momente, in denen sich deutsche Sparer über eine positive Entwicklung im Zinsumfeld freuen durften, waren in den vergangenen Jahren äußerst rar gesät. Grund waren die historisch niedrigen Leitzinsen, mit denen die Europäische Zentralbank der Wirtschaftskrise spätestens seit Ausbruch der Pandemie begegnete. Die Folgen waren zwar ungewohnt günstige Konditionen auf dem Kreditmarkt, was nicht zuletzt Auswirkungen auf den Immobilienmarkt hatte. Die extrem günstigen Bauzinsen und Immobiliendarlehen hatten viele Mieter dazu bewegt, den Schritt in die Unabhängigkeit und weg von konstant steigenden Mieten zu wagen. Gleichzeitig aber waren die Zeiten für Sparer in den letzten Jahren so schlecht wie lange nicht. Die mehrfachen Anhebungen der Leitzinsen durch die EZB im Jahresverlauf haben die Ausgangslage sukzessive geändert. So sind es inzwischen die Sparer, die von höheren Anlagezinsen profitieren. Vollends gehören Negativzinsen, wie sie eine ganze Reihe Banken seit längerem für die Verwahrung von Guthaben in Rechnung stellten, noch nicht der Vergangenheit an.
Generell aber ist der Trend erfreulich, wie etwa Experten der Vergleichs-Plattform Verivox zum Ende des laufenden Jahres betonen. Etliche Branchenkenner haben inzwischen das Ende der mehrjährigen Zinsflaute ausgerufen. Die naheliegende Erklärung: Sowohl die Banken als auch Sparkassen kämpfen nach der akuten Krise wieder zunehmend um Bestands- und Neukunden. Der engagierte Wettbewerb auf dem Markt versetzt Sparer in eine vergleichsweise günstige Situation. Dabei braucht es wegen der Vielzahl der Institute, die allmählich Zinsanhebungen vornehmen, nicht einmal zwingend die Bereitschaft zum Bankenwechsel. Kundinnen und Kunden erzielen mit etwas Glück auch bei der Hausbank wieder höhere Erträge mit den Ersparnissen. Teilweise ist in der Berichterstattung gar davon die Rede, dass Banken regelrecht um die Kundengunst buhlen. Vor allem bei den derzeit besten Angeboten auf dem Markt macht sich diese Tatsache in barer Münze bemerkbar.
So sind es nach Aussagen des Verivox-Experten Oliver Maier gerade die Top-Institute, bei denen Spareinlagen nach Jahren dank des Konkurrenzdrucks endlich wieder rentabel aufgehoben sind. Besonders positiv ist dabei der besagte grundlegende Trend. Es sind eben nicht nur einige wenige Banken, die mit höheren Zinsen auf Kundenfang gehen. Die gute Nachricht: Der Trend dürfte von Dauer sein. Auch weil die EZB weitere Zinsanstiege für 2023 in Aussicht stellt, um die Inflation stärker einzudämmen – wenngleich EZB-Chefin Christine Lagarde und andere Mitglieder des Rats der Europäischen Zentralbank weniger deutliche Zinsschritte als zuletzt ins Spiel brachten. Kurz vor den Feiertagen ermittelte das genannte Vergleichsportal einen durchschnittlichen Zinssatz in Höhe von 2,09 Prozent für Festgeld mit einer Laufzeit von zwei Jahren. Im Sektor Tagesgeld können sich Sparer derzeit im Schnitt 0,45 Prozent pro Jahr sichern.
Zum Vergleich: Bei Festgeld-Einlagen für zwei Jahre lag der Durchschnittszins noch im August bei lediglich 0,82 Prozent p.a. Weitere Banken dürften schon bald nachziehen, um sich im Wettbewerb zu behaupten.
Auffällig ist dieser Tage, dass die sogenannten Regionalbanken bisher in vielen Fällen noch keine vergleichbar großen Zinsanhebungen vorgenommen haben. So liegt der durchschnittliche Zinssatz für zweijähriges Festgeld sowohl bei den deutschen Sparda-Banken als auch den örtlichen Volks- und Raiffeisenbanken bei lediglich 1,14 Prozent. Sparkassen zahlen Anlegern mit durchschnittlich 1,21 Prozent nur minimal mehr. Noch stärker fällt der Unterschied im Bereich Tagesgeld aus. Hier, so die Analyse, liegen die Zinsen oftmals wie gehabt nur geringfügig über der neutralen Schwelle von 0,00 Prozent. Für Experten steht fest, dass Regionalbanken gut beraten sind, ihr weiteres Vorgehen genau abzuwägen. Das Risiko, Kunden zu verlieren, bestehe mit Blick auf die Marktlage insgesamt durchaus.
Wie so oft gilt angesichts der Entwicklung die Redewendung „des einen Freud‘, des anderen Leid“. Denn so günstig der Trend für Sparer ist, so ärgerlich ist der Trend für Kreditnehmer. Hier hinterlassen die Maßnahmen der EZB und nachfolgend der Banken und Kreditinstitute wie erwartet eher negative Auswirkungen. So würden viele Banken sukzessive höhere Zinsen für die Bereitstellung von Dispokrediten berechnen. Typisch im Falle steigender Leitzinsen: Der Anstieg der Kreditzinsen fällt höher als das Plus im Bereich der Sparangebote aus. Schließlich stellen Zinsen für Finanzierungsangebote für Geldhäuser die wesentliche Einnahmequelle dar. Der Verivox-Mitbewerber Check24 kommt im Vergleich der Kosten für einen Ratenkredit in Höhe von 10.000 Euro und einer Laufzeit von fünf Jahren zu Kosten von 196 Euro pro Monat im Dezember 2022. Zum Jahresbeginn lagen die Ausgaben in diesem Fall noch bei 187 Euro.
Wenig überraschend, sind es vor allem die Zinsen für Dispokredite, bei denen Banken aktuell an der Preisschraube drehen. Denn hier lassen sich Anpassungen besonders flexibel und schnell vornehmen. Berechnungen der Experten der Stiftung Warentest weisen für die Dispozinsen seit Anfang des Jahres 2022 eine spürbare Steigerung der Kosten aus. Die Auswertung von etwa 450 Kontovarianten (von insgesamt 171 Anbietern) präsentiert nach Angaben des Magazins „Finanztest“ bis zum Stichtag 21.12.2022 einen Durchschnittszins von 9,94 Prozent pro Jahr aus. Im Mai 2022 lag der durchschnittliche Dispozins noch bei 9,25 Prozent. Auch hier war es natürlich die erste Zinsanhebung der EZB seit 2011, die ab dem Sommer für steigende Dispokosten sorgt.
Die Analyse der Stiftung Warentest zeigt darüber hinaus, dass die Zeit der Verwahrgebühren über Negativzinsen noch nicht beendet ist. Vonseiten der Commerzbank etwa hieß es aktuell passend zum Thema, Verwahrkosten könnten weiterhin als Instrument zum Ausgleich hoher Kosten in Krisenzeiten eine Rolle spiele. Auch andere Institute wollen sich vorerst nicht vollends von der Option verabschieden, solange die generellen Zins- und Inflationsrisiken erkennbar bleiben. Gegen diese Gebührenpraxis setzt sich seit langem der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) ein. So gibt es derzeit nicht weniger als sechs Klagen gegen Verwahrkosten, die privaten Kundinnen und Kunden in Rechnung gestellt werden. Die Verbraucherschützer planen, an diesen Klagen festzuhalten, solange Institute die Bereitschaft zur Abschaffung und Unterzeichnung entsprechender Unterlassungserklärungen vermissen lassen.
Unter anderem wegen hoher Freibeträge für Banken durch die EZB sieht man beim vzbv kein belastbares Argument für die Berechnung von Verwahrentgelten. Am Ende könnten beim positiven Ausgang der Klagen Erstattungsansprüche für eine Vielzahl von Privatkunden stehen, heißt es beim Bundesverband.
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