
Bei all den schlechten Nachrichten zu steigenden Verbraucherpreisen und der EZB-Korrektur zur Inflationserwartung für das laufende Jahr ist es umso wichtiger, auch guten Meldungen die nötige Aufmerksamkeit zu widmen. Eine dieser positiven Trends ist die ausgesprochen erfreuliche Entwicklung in der deutschen Industrie. Die Unternehmen im Land verzeichnen nach der zweijährigen Krise einen anhaltenden Anstieg der Aufträge. Die Lage sieht derzeit so gut aus, dass verschiedene Analysten inzwischen sogar einen waschechten Boom in Aussicht stellen. Allerdings gibt es gehabt einen nicht zu unterschätzenden Risikofaktor. Damit die vollen Auftragsbücher den gewünschten Effekt erreichen, muss die Industrie Aufträge überhaupt abarbeiten können. Und genau hier liegt das Problem. Noch immer sind viele Lieferketten wegen der Pandemie gestört. Insbesondere China bleibt als Lieferant zahlreicher wichtiger Rohstoffe und Produkte eine potenzielle Schwachstelle für die Industrie.
Zunächst einmal überwiegt aber die Hoffnung auf einen rasanten Aufschwung in den kommenden Monaten. Viele Unternehmen berichten über eine wesentliche Zunahme der Bestelleingänge. Dabei zeigen die neuesten Daten des Statistischen Bundesamtes zugleich, dass etwa Firmen aus dem Bereich des Verarbeitenden Gewerbes 2021 sogar Bestellungen in einer Größenordnung verbuchten, die weit über die Daten aus 2019, also dem letzten Jahr vor Corona, hinausgehen. Die Behörde gibt es Plus in diesem Fall mit 9,3 Prozent an. Nochmals deutlicher fiel die Entwicklung im Vergleich zum Jahr 2020 aus. Hier stiegen die Bestellungen im Verarbeitenden Gewerbe am Ende um 17,8 Prozent.
Was diese Zahlen bedeuten, verdeutlicht eine Aussage aus dem Umfeld der Commerzbank. Jörg Krämer, der Chefvolkswirt der Bank, verweist darauf, dass die Auftragszahlen auf einem Niveau liegen, das hierzulande zuletzt zum Beginn der 1960er Jahre erkennbar war. Gleichzeitig betont der Ökonom aber, wie wichtig eine bessere Versorgungslage und eine Rückkehr der globalen Lieferketten zur alten Stärke aus der Vorkrisenzeit ist. Nur wenn es zur Entspannung der Lieferengpässe komme, könne die Industrie den Weg hin zur dringend nötigen Erholung bei der Produktion meistern. Kramer geht von einer solchen weitreichenden Entspannung ab dem kommenden Frühjahr aus – freilich unter der Voraussetzung, dass eine erneute Zuspitzung der pandemischen Lage ausbleibt. Unter den genannten Vorzeichen könnte sich Deutschlands Wirtschaft insgesamt ordentlich erholen. Eine interessante Veränderung zeigt sich übrigens hinsichtlich der „Auftragsherkunft“.
So ging die Zahl auf der Auslandsbestellungen Ende 2021 nochmals (- 3 % seit November) zurück. Im selben Zeitraum aber legten die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe 2,8 Prozent zu. Gegenüber dem Dezember 2020 beläuft sich der Anstieg gar auf 5,5 Prozent. So wichtig diese Binnennachfrage ist. Für den Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) ist sie eben auch ein Indikator für die schwächere Dynamik der weltweiten Konjunktur.
Dass Engpässe bei Lieferungen und ein Mangel an Materialien wie beispielsweise Vorprodukten dieser Tage ein Problem für viele Firmen sind, steht indes außer Frage. Noch immer Unternehmen werden dadurch spürbar ausgebremst. Doch auch in diesem Punkt äußerten sich Unternehmen im ersten Monat des neuen Jahres gelassener. Nachdem im Dezember 81,9 Prozent vom ifo-Institut befragter Firmen von Nachschubproblemen bei Rohstoffen und Vorerzeugnisse berichteten, lag der Wert im Januar nur noch bei 67,3 Prozent. Dennoch können Aufträge vielerorts nicht so schnell be- und abgearbeitet werden, wie es zum einen möglich und zum anderen im Sinne des Wirtschaftswachstums wichtig wäre. Was dies bedeutet, zeigt der Blick auf die Umsätze der Industrie. So stark die Aufträge auch zugenommen haben: Das Umsatzniveau lag 2021 kalenderbereinigt dem Jahr 2019 gegenüber noch immer um 5,5 Prozent im Minus. Einen Anstieg um fünf Prozent berechnete das Statistische Bundesamt auch in diesem Bereich im Vergleich zu 2020.
Die Stimmung unter den deutschen Volkswirten ist dennoch gut. Einen Wirtschaftsboom können sich viele Analysten ab dem Moment vorstellen, in dem der Materialstrom endlich wieder dem industriellen Bedarf gerecht wird. Die Unternehmen aber auf der anderen Seite gerade dann vor einer Herausforderung. Sie müssen sich darum kümmern, ihre Lagerbestände aufzustocken und neben Aufträgen in der Warteschlange parallel neue Aufträge verarbeiten. Der wohl größte Hemmschuh in dieser aus der Sicht der Industrie so hoffnungsvollen Zeit wären wohl neue Virusmutationen, die die ohnehin fragile Liefersituation nochmals verschlechtern könnten.
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