
Als wären die Folgen der Pandemie nicht gravierend genug gewesen, versetzt der seit fast einem Jahr andauernde Krieg die Wirtschaft Anfang 2022 erneut in Alarmbereitschaft. Die große Angst: Deutschland und Europa könnten nicht nur in eine schwache ökonomische Lage steuern. Stattdessen warnten viele Wirtschaftsverbände gar vor einem drohenden Einbruch der Industrie und damit des deutschen Bruttoinlandsprodukts. Inzwischen steht fest, dass die schwerwiegendsten Erwartungen nicht eingetreten sind. Einen Anlass für Begeisterungstürme sehen zahlreiche Unternehmen aber derzeit nicht. Vielmehr bewege sich Deutschland dieser Tage auf eine Stagnation zu. So sehen es unter anderem die Analysten der Deutschen Industrie- und Handelskammer. In einer aktuellen Stellungnahme spricht sich der Verband für zusätzliche richtungweisende Maßnahmen der Politik aus.
Martin Wansleben, Hauptgeschäftsführer der DIHK, formulierte am heutigen Tage, dem 09.02.2023, vor dem Hintergrund der derzeitigen wirtschaftlichen Situation klare Forderungen. Zunächst betonte Wansleben die Tatsache, dass die deutsche Wirtschaft tatsächlich stagniere. Von einem befriedigen Zustand könne nicht die Rede sein. An vielen Stellen zeichne sich zusehends Bedarf für Nachbesserungen ab. Oder, wies es der DIHK-Hauptgeschäftsführer bezeichnet: Es gelte wirtschaftlich und damit zwangsläufig auch auf politischer Ebene „viele Bremsen zu lösen“, um für eine Entspannung und gleichzeitig für einen „nachhaltigen Aufschwung“ zu sorgen. Und zwar in vielen Bereichen und flächendeckend. Dass es keinen Grund gibt, sich auf dem Erreichten auszuruhen, attestieren auch viele andere Experten.
Wansleben übt dabei nicht allein Kritik, sondern nennt explizit Punkte, bei denen im Sinne der Wirtschaftsleistung Hebel angesetzt werden sollten. Wie so oft zielen diese Forderungen auf die mühsamen bürokratischen Prozesse in Deutschland ab. Ein Bürokratieabbau wird hierzulande bekanntlich seit vielen Jahren gefordert. Die Ampelkoalition kündigte auf Aufnahme der Geschäfte Nachbesserungen an, bleibt in vielen Fällen bisher aber die Handlungsbereitschaft schuldig. Weiterhin zielt die DIHK-Kritik auf das Dilemma des demografischen Wandels und den Fachkräftemangel als Risiken für den dringend nötigen Aufschwung der Wirtschaft ab. Der nächste Punkt seien die Energiepreise, die in Deutschland im internationalen Vergleich auf einem sehr hohen Niveau liegen. Vereinfachungen müsse es außerdem bei Verfahren für Planungen und Genehmigungen und beim so wichtigen Thema des digitalen Wandels geben, so Wansleben.
Eine wesentliche Erkenntnis sei nach wie vor, dass sich der Exportstandort Deutschland nicht allein auf den erhofften Boom der Ausfuhren verlassen dürfe. Einen Boom nämlich werde es diesbezüglich zumindest vorerst nicht geben. Daran würden auch die inzwischen wieder zuverlässigeren Lieferketten wenig ändern. Als Gefahr für die deutsche Wirtschaft sehen die DIHK-Analysten in riesigen Investitions- und Subventionsprogrammen, wie sie beispielsweise in den USA zur Stärkung der Binnenwirtschaft auf den Weg gebracht wurden oder in Vorbereitung sind. Die Regierung Biden will bekanntlich auf diesem Weg die heimische Wirtschaft fördern, wenn Unternehmen stärker auf die Produktion im Inland setzen. Mit Blick auf die Auswirkungen der US-Programme gab es zuletzt durchaus auch etliche Warnungen aus verschiedenen Lagern der deutschen Politik.
Es sei denkbar, dass sich eine steigende Zahl von Unternehmen angesichts der verlockenden staatlichen Zuschüsse in den USA gegen Investitionen in Deutschland (wie auch Europa), um im Gegenzug verstärkt in den US-amerikanischen Markt investieren. Auch eine Welle von Abwanderungen – etwa im Automobilsektor – halten einige Experten inzwischen für denkbar.
Der DIHK-Hauptgeschäftsführer sieht aber nicht durchweg schwarz. So erwartet der Verband als Vertreter von fast 80 regionalen deutschen Industrie- und Handelskammern für das laufende Jahr inzwischen die sprichwörtliche „rote Null“. Noch im vergangenen Herbst lag die Prognose zur deutschen Wirtschaftsleistung bei minus drei Prozent. Insofern zeichnet sich durchaus eine positive Entwicklung ab. Es seien aber in erster Linie wie gehabt die Rekordpreise für Energie, die das Jahr 2023 überschatten dürften. Lob ernten dabei die staatlichen Energiepreisbremsen. Sie haben laut dem Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages zwar nicht für eine ökonomische Belebung, aber immerhin für eine gewisse Ruhe gesorgt. Die enormen Ausgaben für Energie und viele Rohstoffe stellten für viele Unternehmen indes noch immer ein zentrales Geschäftsrisiko dar. Dies geht aus einer nun vorliegenden IHK-Konjunkturumfrage hervor, an der sich gut 27.000 Betriebe beteiligt haben.
Trotz einer verbesserten Planungsperspektive äußerten viele Befragte Sorgen aufgrund der hohen Kosten. Gesunken seien wegen der Kosten etwa die Gewinnmargen. Ein Aufschwung aus eigener Kraft sei nur möglich, wenn das Investitionsniveau anzieht. Der Umfrage zur Konjunkturerwartung zufolge rechnen inzwischen 16 Prozent der befragten Betriebe für die kommenden 12 Monate mit besseren Geschäften. Ein Anstieg um 100 Prozent gegenüber der Auswertung im Herbst 2022. Nach 52 Prozent im Herbst gehen jetzt nur noch 30 Prozent der Umfrageteilnehmer von einer negativen Geschäftsentwicklung aus. Für viele Experten steht und fällt die kurz- bis mittelfristige Entwicklung der Wirtschaftsleistung mit den nächsten Trends im Energie- und Rohstoffsektor.
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