
Mit Spannung warten Anleger zur Mitte der Feiertagswoche auf die nächsten Meldungen der Federal Reserve (FED). Die US-Währungshüter, so die Hoffnung vieler Experten, könnten die Leitzinsen in den Vereinigten Staaten stärker als bisher gedacht anheben. Bei Redaktionsschluss (15.06.2022) war unklar, ob die Notenbank möglicherweise sogar die Entscheidung zu einer Anhebung der Leitzinsen um 75 Basispunkte treffen würde. Ganz ohne Risiko wäre ein solcher Schritt nicht. Schon deshalb nicht, weil FED-Zinsanhebungen in der Vergangenheit häufig sogar eine Rezession zur Folge hatten. Während sich Sparer wegen der geringen Anlagezinsen eine Kurskorrektur wünschen, sind Analysten deutlich vorsichtiger mit Blick auf mögliche positive Auswirkungen einer nochmaligen Zinserhöhung.
Zeitgleich kündet sich in Deutschland eine – zumindest für Kundinnen und Kunden – dringend überfällige Zinswende bei der Europäischen Zentralbank (EZB) an. Erste Auswirkungen zeichnen sich inzwischen ab. So wollen immer mehr Banken und Kreditinstitute zukünftig auf Verwahrentgelte verzichten.
Die sogenannten Negativzinsen sind für Bankkunden und vor allem für Verbraucherschützer seit langem ein Ärgernis. Vordergründig betrefft diese Zinspolitik zwar Kunden mit hohen Kontoguthaben. Faktisch aber zeigen Analysen, dass viele Institute Sparer zum Teil bereits bei Guthaben ab 20.000 Euro aufwärts zur Kasse bitten. Die Folge: Sparen lohnt sich in Deutschland im Grunde seit Jahren nicht mehr. Dies betrifft nicht nur das klassische Bankkonto. Auch Konten aus den Bereichen Tages- und Festgeld werfen nicht nur keine Rendite mehr ab – sie verursachen vielmehr in vielen Fällen sogar konstante Nebenkosten für die reine Verwahrung der Einlagen. Kein Wunder, dass sich viele Anleger entweder für Alternativen wie Aktien entscheiden oder bei Anbietern aus dem europäischen Ausland Konten eröffnen. Dort nämlich winken zumindest teilweise immerhin bedingt höhere Zinsen, wenn Kunden Banken ihre Ersparnisse zur Verfügung stellen.
Allmählich jedoch scheinen Banken endlich eine Abkehr von derlei Negativzinsen in Betracht zu ziehen. Der Grund ist in der angekündigten EZB-Zinswende zu sehen. Die Europäische Zentralbank, nicht zuletzt auch die amtierende EZB-Chefin Christine Lagarde, brachte in den letzten Wochen mehrfach eine Anhebung der historisch niedrigen Leitzinsen ins Gespräch. Dabei rechnet der EZB-Rat nicht mit einem frühzeitigen Rückgang der hohen Inflationsraten in den Ländern der Europäischen Union. Wichtig, so Lagarde, sei eine solche Änderung der Zinspolitik dennoch. Unter anderem, um Sparer endlich wieder stärker zu entlasten. Nicht ohne Folgen. In der Tat melden sich immer mehr deutsche Geldhäuser zu Wort, die sich bald von den besagten Verwahrentgelten verabschieden möchten.
Als eine der ersten Banken hatte die beliebte ING Anfang Mai 2022 mitgeteilt, eine Kursänderung vornehmen zu wollen. Dabei ging es nicht um das generelle Aus der auch als Strafzinsen bezeichneten Gebühren. Klar war jedoch, dass die deutliche Anhebung der Freibeträge die Mehrheit der Kontonutzer von Verwahrentgelten entbinden würde. Nun reihen sich also immer mehr Banken in die Reihe der Anbieter ein, die in Zukunft auch auf Verwahrgebühren für hohe Kontoguthaben verzichten wollen. Bis dato haben (seit Ende April 2022) inzwischen nach dem Vorbild der ING Anpassungen der Freibeträge vorgenommen oder Negativzinsen auf Einlagen auf Bank- und Tagesgeldkonten sogar gänzlich aus ihren Allgemeinen Geschäftsbedingungen entfernt. Bei steigender Tendenz.
Zu diesem Ergebnis kommen die Experten des Vergleichsportals Verivox kommen in einer aktuellen Analyse, für die man sich die Konditionen von rund 1.300 Banken und Sparkassen aus den Bereichen Tagesgeld sowie der Girokonten und Verrechnungskonten genau angesehen hat. Vereinzelt sind die neuen Konditionen schon in Kraft getreten. Bei anderen Dienstleistern sind Änderungen ab 1. Juli geplant.
Zum wichtigen Vorreiter für die Bankenbranche dürfte hierzulande die Deutsche Bank werden. Dort heißt es aktuell, man werde auf die erwarteten Zinsentscheidungen der EZB zeitnah reagieren. Grundlage für Änderungen der Verwahrentgelte soll erwartungsgemäß die „Einlagenfazilität der Europäischen Zentralbank“ sein. Der Rat der EZB hatte kürzlich entschieden, die Euroraum-Leitzinsen im Rahmen der kommenden Ratssitzung (am 21.07.2022) um je 25 Basispunkt zu erhöhen. Größer könnte die dann folgende Änderung im September ausfallen. Einmal könnte sich die europäischen Währungshüter dann an der FED orientieren und die Zinsen noch stärker anheben. Bisher liegt der Zinssatz, den Banken für die Hinterlegung von Einlagen bei der EZB zahlen, bei 0,5 Prozent. An eben diesen Kosten beteiligen Banken Kunden derzeit in durchaus beträchtlicher Weise durch die viel kritisierten Verwahrentgelte.
Ein Sprecher der Deutschen Bank – also des Marktführers im hiesigen Bankensektor – stellte für das Geschäft mit Privatkunden das Ende der Gebühren in Aussicht, sollte die EZB die Zinsen zum Spätsommer oder Herbst auf null oder in den Positivbereich korrigieren. Die Meldung bezieht sich gleichermaßen auf Kunden der Deutschen Bank als auch Kontoinhaber bei der Tochter Postbank. Spätestens im Oktober könnte es dann so weit sein, dass Privatkunden überhaupt keine Gebühren mehr für die Aufbewahrung in Rechnung stellt. Weniger offen präsentiert sich momentan der Mitbewerber Commerzbank. Dort will man sich vorerst nicht zu einem möglichen Termin für das Auslaufen von Negativzinsen äußern. Die Experten im Hause Verivox gehen dennoch davon aus, dass Negativzinsen auf Kontoguthaben in Deutschland ab dem Herbst endlich der Vergangenheit angehören werden.
Nicht jedoch, ohne auf die Rolle der Europäischen Zentralbank als richtungweisende Instanz zu verweisen. Zum Hintergrund: Die Experten sprechen von fast 450 deutschen Banken, deren private Kunden noch immer Negativzinsen zahlen.
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