Redakteur
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Erst in dieser Woche betonte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock, Deutschland plane ungeachtet der Entwicklungen des Krieges in der Ukraine eine zukünftige Energieversorgung ganz ohne eine Rückkehr Lieferungen aus Russland nach einem immer wahrscheinlicheren Energieembargo. Schon seit März steht fest, dass das arabische Emirat Katar eine zentrale Rolle bei der Änderung der Lieferstrategie der Bundesregierung spielen soll. Bereits kurz nach Ausbruch des Krieges führte eine Verhandlungsreise den grünen Wirtschaftsminister Robert Habeck in den Persischen Golf. Dort führte der Bundesminister Gespräche mit dem Minister für Handel und Industrie, Scheich Mohammed bin Hamad bin Kasim al-Abdullah Al Thani. Die anfänglichen Ergebnisse wurden auf beiden Seiten als großer Erfolg gefeiert.
Portale wie die Nachrichtenagentur Reuters berichteten zur Wochenmitte jedoch über einzelne schwierige Punkte, die einerseits zu erschwerten Bedingungen für die weiteren Verhandlungen im Mai dieses Jahres führen könnten. Vor allem aber scheint es, als könnte die künftige Versorgung mit Flüssiggas (LNG) aus Katar doch mit wesentlich höheren Kosten verbunden sein. In Medien ist die Rede von Streitigkeiten über den erwarteten Deal, der – anders als vielfach dargestellt – längst nicht in allen Punkten unter Dach und Fach sei. Zu Kernthemen rund um angestrebte Lieferungen von Gas und Öl aus dem arabischen Land könnten zwei Aspekte werden. Während Deutschland eben wegen der bisher Abhängigkeit von Russland unter erheblichen Druck steht, kann sich der katarische Energieminister Experten zufolge auf die Position des Landes als größter Exporteur im LNG-Bereich berufen und Rahmenbedingungen der Verhandlungen im Grunde ohne allzu großen Widerstand vorgeben.
Wie heißt es so treffend: Am Verhandlungstisch sitzt Katar schlichtweg am längeren Hebel! Bundeswirtschaftsminister hingegen möchte sich die Regeln, also die Konditionen, aber nicht ohne Weiteres diktieren lassen. Die Gespräche, die im zweiten Schritt im laufenden Monat in Berlin stattfinden sollen, dürften somit nicht unter idealen Umständen ablaufen. Vonseiten Reuters heißt es aktuell gar, ein tatsächlicher Abschluss von Verträgen seit derzeit nicht in Sicht. Zwar gibt die Agentur wie gewohnt ihre Quellen nicht preis, betont aber das Vorliegen von insgesamt drei mit der Thematik vertrauten Insidern. Noch ist also weder gewiss, dass es einen Deal zwischen Deutschland und Katar geben kann und wird, noch zu welchen Konditionen Lieferungen erfolgen werden.
Im Zentrum der Verhandlungen stehen laut Medienberichten rund um die erhoffte Partnerschaft mit dem energiereichen Emirat die möglichen Laufzeiten und die Preispolitik für zukünftige Lieferungen. Zum schwierigsten Punkt für die deutschen Verhandlungsführer könnten die vereinbarten Pläne zur Reduzierung der CO2-Emissionen werden. Deutschland plant bekanntlich eine Senkung der Emissionen um 88 Prozent bis zum Jahr 2040. Dass der Krieg für diese Ziele ein ungeahnt großer Hemmschuh werden könnte, hoben viele Experten bereits früh nach Kriegsbeginn hervor. Katar strebt für ein Lieferabkommen Laufzeiten von 20 und mehr Jahren an. Für Bundesminister Habeck ist dies im Grunde ein No-Go vor dem Hintergrund des geplanten Ausstiegs aus fossilen Energien.
Ihm geht es vielmehr um eine Option zur Überbrückung drohender Engpässe, wie andere Bereiche wie Erneuerbare endlich einen größeren Beitrag zur deutschen Energieversorgung leisten können. Derart langfristige Abnahmeverpflichtungen wären nach Aussagen vieler Wissenschaftler ein schwerwiegendes Problem für die sogenannte „Energiewende“. Schließlich müssten bestellte und bezahlte Ressourcen aus Katar auch verbraucht werden.
Akut dürfte für die deutsche Industrie und die Haushalte im Land aber ein anderer Punkt sogar von noch größerer Bedeutung sein. Worum geht es dabei? Gerade bei der Suche nach einer sinnvollen Grundlage für die Festlegung der vertraglich relevanter Energiepreise herrscht scheinbar Uneinigkeit. Zwar sind beide Länder an einer dauerhaft stabilen Beziehung interessiert. Während Deutschland aber aus naheliegenden Gründen den europäischen Gaspreisindex als Basis der Preise bevorzugt, will Katar die Entwicklungen der Ölpreise des internationalen Marktes als Ausgangswert für Anpassungen in der Zukunft im Vertrag festschreiben. Vor dem Hintergrund, dass die Ölpreise vermutlich noch über Jahre auf einem hohen (oder noch deutlich höheren) Niveau verweilen dürften, wäre dies für das Emirat eine Garantie für dauerhaft gute Einkünfte aus der Energiepartnerschaft mit Europas führender Volkswirtschaft. Dass sich Deutschland durchsetzen kann, bezweifeln die meisten Energieexperten.
Aus gleich zwei Gründen. Die Bundesregierung muss dringend Ergebnisse vorweisen und steht unter Zeitdruck. Noch schlimmer: Wirkliche praktikable Alternativen gibt es momentan genau genommen nicht. Es fehlt schlicht an anderen möglichen Versorgungswegen. So spricht vieles für eine Fortsetzung der derzeitigen Preisspirale. Je länger der Krieg dauert, desto stärker wächst der Druck auf Deutschland, einen verlässlichen Partner zu finden und Gas- und Öllieferungen sicherzustellen. Russland selbst könnte den Druck seinerseits verstärken, indem es Energielieferungen als Reaktion auf internationalen Sanktionen vorzeitig einstellt. Kurzum: Spätestens ab dem Herbst könnten die Belastungen für Firmen und Verbraucher hierzulande nochmals dramatisch steigen.
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