Redakteur
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Die inzwischen zehnte Anhebung der Leitzinsen durch die Europäische Zentralbank hintereinander auf zuletzt 4,5 % ist medial in aller Munde. Im Mittelpunkt der Berichterstattung stehen dabei vor allem die Chancen für Sparer bei klassischen Geldanlagen wie Tagesgeld auf der einen sowie die wesentlichen Mehrbelastungen für Bauherren durch steigende Finanzierungskosten. Denn neben den Anlagezinsen stiegen gerade die Zinsen für Baudarlehen. Neueste Meldungen thematisieren jetzt auch die Folgen auf staatlicher Ebene. So kommen die Experten der Beratungsfirma Barkow Consulting zu der Erkenntnis, dass der dem wegen der Zinsentwicklung in Europa und über die europäischen Grenzen hinaus dramatisch höhere Kosten für die Tilgung der Staatsschulden entstehen. Allein im Zeitraum von Januar bis August des laufenden Jahres seien die Zinskosten auf 38,6 Milliarden Euro gestiegen.
Doch die Zinsentwicklung trifft nicht allein den Staat. Die Entwicklung bekommt auch die Bevölkerung zu spüren, wie eine aktuelle Umfrage auf der Plattform YouGov verdeutlicht.
Laut Barkow Consulting liegen die Zinsausgaben in den ersten acht Monaten 2023 etwa 106 % über jenen aus dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Dies entspreche einem Anstieg um 19,9 Milliarden Euro. Grundlage der Berechnungen waren „händisch“ gesammelte Zahlen des Bundesfinanzministeriums, wobei auch die sogenannten Sonderbudgets auf der einen und „Einmaleffekte“ auf der anderen Seite in die Kalkulation für die letzten zehn Jahre eingeflossen sind. Die Entwicklung der Schuldzinsen zeige, wie deutlich sich die EZB-Zinspolitik auf den Staatshaushalt inzwischen auswirkt. Die neueste Befragung durch die Experten des Portals YouGov zeigt: Die schwierige Wirtschaftslage belastet die Bürgerinnen und Bürger nicht minder stark als den Bund.
Die nach wie vor hohe Inflation sorgt nach Auswertung der Aussagen der Umfrageteilnehmer, dass etwa 25 Prozent unter einem Anstieg ihrer Schulden leiden. Grund für den Trend sei außerdem ein in vielen Bereichen des Arbeitsmarktes zu geringerer oder vollends ausgebliebener Anstieg der Löhne. In der Folge stoßen immer mehr Verbraucher in Deutschland an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Nicht selten gehe der Schuldendruck inzwischen über die Belastungsgrenze hinaus. Auftraggeber der Befragung durch YouGov war das Refinanzierungs-Unternehmen Anyfin, das seinen Nutzern bei der Umschuldung und Suche nach günstigeren Krediten zur Seite steht. Das Start-up wird branchenintern gerne als einer der größten Mitbewerber des Dienstleisters Klarna bezeichnet. Auch deshalb, weil beide Anbieter in Schweden beheimatet sind.
Rund 1.000 Personen aus Deutschland wurden von YouGov nach ihrer momentanen Schuldensituation befragt. Ein Viertel der Teilnehmer berichtete in diesem Zusammenhang von einem Anstieg der eigenen Schulden innerhalb der letzten 12 Monate. Gleichzeitig werde es für die besagte Gruppe der Umfrageteilnehmer wegen der höheren Ausgaben zusehends schwieriger, den eigenen finanziellen Anforderungen gerecht zu werden. Denn Ausgaben würden immer öfter die Einnahmen übertreffen. 32 Prozent der befragten Bürgerinnen und Bürger gaben an, von „unvorhersehbaren Kosten“ jenseits der Schwelle von 1.000 Euro dieser Tage überfordert zu sein. Ohne die Hilfe einer Geldleihe, so die Einschätzung der eigenen Lage, seien solche Ausgaben nicht zu bewerkstelligen. Sage und schreibe 65 Prozent der Befragten sind bemüht, ihre laufenden Kosten bei Auftreten eines wirtschaftlichen Engpasses zu reduzieren.
Dass die Sorge hinsichtlich höhere Finanzierungskosten berechtigt ist, zeigt eine Analyse der Schufa als größter Auskunftei im deutschsprachigen Raum. Für das vergangene Jahr 2022 weisen die Experten der Schufa ein Plus der neuen Verträge für Rahmenkredite um 30 Prozent aus. Damit bewegte sich die Zahl der Ratenkreditverträge hierzulande nunmehr auf rund 9,1 Millionen. Gemäß den Daten der Schufa Holding AG aus Wiesbaden erfüllt die Mehrheit der Kreditnehmer die Bedingungen für die Rückzahlung ihrer Schulden. Dennoch kommt auch die Schufa zu dem Ergebnis, dass rasant gestiegenen Preise im Alltag zur Herausforderung für viele Haushalte werden. Vorhandene (wenn diese überhaupt vorhanden sind) Rücklagen seien in vielen Fällen aufgebraucht, wie Schufa-Vorstandsmitglied Ole Schröder in seiner Stellungnahme zum Status quo betont.
So günstig der Anstieg der Leitzinsen also für Sparer sein mag: Wie jede Medaille hat auch diese zwei Seiten. Und keineswegs jeder Haushalt befindet sich in der glücklichen Lage, von höheren Zinsen auf Ersparnisse zu profitieren.
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