
Die Wahrnehmung von Bürgerinnen und Bürger, die dieser Tage einen Blick in den eigenen Geldbeutel wagen, wird die aktuelle Entwicklung noch nicht bestätigen. Und doch ist berichtet das Statistische Bundesamt über einen erneuten Anstieg der Reallöhne. Positiv an den Zahlen ist unter anderem, dass gerade Berufstätige mit eher geringen Einkünften von dem Plus profitieren. Auf der anderen Seite weisen die Statistiker für den Monat Mai eine geringe Aufwärtskorrektur der deutschen Inflationsrate aus. Die höheren Löhne spielen hier selbst eine wesentliche Rolle.
Im April des laufenden Jahres lag die Teuerung in Deutschland bei 2,2 %, im Mai stieg der Wert nun auf 2,4 %. Hierbei handelt es sich zwar um eine vorläufige Prognose, erfahrungsgemäß fallen die Analysen von einem Monat zum nächsten recht exakt aus. Das Wiesbadener Statistikamt hob in der Veröffentlichung insbesondere hervor, dass im April keine Veränderung gegenüber dem Vormonat zu erkennen gewesen sei. Eine Trendwende ist der leichte Anstieg aber eher nicht. Als Auslöser nennt die Behörde unter anderem den gestiegenen Druck auf die Preise. Und eben auch die deutlichen Steigerungen der Löhne. Verteuert haben sich der Analyse zufolge in besonderer Weise die Preise im Dienstleistungssektor.
Die höheren Löhne kamen besonders in solchen Bereichen an, die zu einem großen vom Öffentlichen Dienst geprägt sind. Hier, so das Bundesamt, seien überdurchschnittlich starke Anstiege zu erkennen Aber auch solche Berufstätige mit vergleichsweise geringen Einkommen spüren zunehmend die positiven Auswirkungen der Lohnentwicklung im Land. Wichtig: Die Zahlen beziehen sich auf die Reallöhne, für die Einkommen (brutto) in Relation zum Verlauf der Verbraucherpreise bewertet werden. Allgemein zeichnete sich das Plus nach schwierigen Jahren seit Mitte 2023 ab, während parallel die Inflationsrate sank, die nun erstmals wieder in überschaubarem Umfang zulegte. Der Reallohn-Trend setzt sich inzwischen seit vier Monaten fort. Für die Zeit von Januar bis März ermittelten das Statistische Bundesamt nach der üblichen Inflationsbereinigung einen durchschnittlichen Anstieg um 3,8 %.
Zuletzt gab es ein solch starke Entwicklung im Jahr 2008, also dem ersten Jahr einer solchen Erhebung. Die Nominallöhne kletterten gegenüber dem Vorjahreszeitraum im Schnitt sogar um 6,4 %. Sie waren lediglich ein einiges Mal im zweiten Quartal des Jahres 2023 deutlicher gestiegen.
Erfreulich an dieser Entwicklung ist die Tatsache, dass die höheren Reallöhne merklich über dem Anstieg der Verbraucherpreise (2,5 %) liegen. Neben guten Abschlüssen von Tarifverhandlungen nennen die Statistiker weiterhin Inflationsausgleichsprämien des Staates, die sich (steuer- und abgabenbefreit) auf 3.000 Euro beliefen. Die ausbleibende Fortsetzung des Inflationsrückgangs erklärt Friedrich Heinemann, Ökonom beim Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), mit statistischen Faktoren. So sei der „preisdämpfende Effekt“ infolge der Einführung des sogenannten „Deutschlandtickets“ im Vorjahr inzwischen nicht mehr relevant. Indes lasse sich „hartnäckige“ Teuerung nicht ausschließlich durch die verschiedenen Basiseffekte erklären. Im Dienstleistungssektor etwa (aktuelle Inflationsrate: 3,4 %) sei die Lage noch immer angespannt. Zu Buche schlagen unter anderem gestiegene Versicherungsbeiträge, wie im Bereich der Kfz-Policen. Höhere Löhne würden durch Unternehmen insbesondere durch Preisanhebungen bei Waren und Dienstleistungen ausgeglichen.
Stattliche Lohn-Forderungen von Gewerkschaften würden ihrerseits Druck auf die Verbraucherpreise ausüben. Die genannten Aspekte veranlassen die Währungshüter der Deutschen Bundesbank zu der Annahme, dass die Inflation einstweilen auf einem höheren Niveau schwanken werde.
Dass die Situation innerhalb der gesamten Währungsgemeinschaft derzeit vergleichbar aussieht, spricht einmal mehr gegen baldige starke Zinssenkungen durch die Europäische Zentralbank. Immerhin eine geringfügige Senkung des Leitzinses um 0,25 % erwarten Experten als Ergebnis der in der ersten Juniwoche anstehenden EZB-Ratssitzung. Inwieweit der Rat dann im laufenden Jahr weitere Korrekturen in Betracht ziehen wird, ist vorerst nicht klar. Bis zum dauerhaften Erreichen des EZB-Inflationsziels von 2,0 % dürfte aber noch einige Zeit verstreichen. Philip Lane, Chefvolkswirt der EZB, bestätigte in dieser Woche den bisherigen Zinskurs der Zentralbank. Der Leitzins werde 2024 in einer „restriktiven Zone“ verbleiben.
Positiv verbuchte die EU kürzlich, dass die Arbeitslosenrate in der Euro-Zone auf den niedrigsten Wert seit Bestehen der Union gesunken war. Entsprechend günstig ist die Ausgangssituation für Gewerkschaften in künftigen Verhandlungsrunden mit Arbeitgebern. Um den Kreis zum Thema der Reallöhne zu schließen: Das starke Plus ist ein eindeutiger Indikator für einen Kaufkraftgewinn. Noch gebe es keinen Anlass für ausufernde Euphorie, wie es etwa Sebastian Dullien vom Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) formulierte. Noch seien Verluste aus der Pandemiezeit nicht vollends wettgemacht, was sich auch die private Konsumbereitschaft widerspiegele. Der Anstieg der Reallöhne im ersten Jahresviertel sei aber dennoch eine „sehr gute Nachricht“ für die heimische Wirtschaft.
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