Redakteur
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Die Preise für Weizen fanden sich spätestens mit dem Beginn der Pandemie auf dem internationalen Markt in einem bis dahin ungewohnt rasantem Tempo auf Rekordjagd. Zwischenzeitliche Erholungsphasen sorgten jedoch immer wieder für zunehmenden Preisdruck auf dem Weltmarkt. Der Beginn des Kriegs in der Ukraine beförderte den Weizenpreis früh auf das nächste Hoch, bis Mitte führte die Ungewissheit rund um die enormen ukrainischen Weizenreserven, die auf ihren Export warteten, in der Spitze auf über 438 Euro. Russisches Militär hatte verhindert, dass die Ausfuhren aus der sogenannten „Kornkammer Europas“ in der gewohnten Weise stattfinden konnten. Ohne Frage rief dies auch viele Spekulanten auf den Plan, die sich schwierige zunutze machten und auf steigende Preise wetteten. Nach dem Ausbruch bis weit in den Mai durchlief der Weizenmarkt bis Ende Juli 2022 mehrere Korrekturphasen.
Immer wieder gab es Gespräche zwischen Vertretern Russlands und der Ukraine und für beide Seiten infrage kommende Vermittler. Insbesondere die Türkei spielte von Anfang an eine zentrale Rolle. In der letzten Juliwoche zeichnet sich endlich die erhoffte Lösung zur Schaffung von Exportkorridoren ab, die für alle Beteiligten akzeptabel sein soll. Doch die Lage bleibt angespannt.
Russland warnte zuletzt abermals, das Getreideabkommen könnte scheitern. Ein harter Schlag – nicht nur für die Ukraine, für die Einnahmen aus dem Verkauf der letzten Ernten unverzichtbar sind. Organisationen wie die Vereinten Nationen kritisieren seit Monaten, Russland nehme billigend eine Verschärfung globaler Hungerkrisen in Afrika und anderer armer Regionen weltweit zunutze, um zusätzlich Druck auszuüben. Vonseiten des russischen Außenministeriums heißt es, wichtig sei vor allem ein zeitgleicher Beginn der Exporte aus der Ukraine und Russland. Dies betonte zur Wochenmitte der stellvertretende russische Außenminister Andrej Rudenko gegenüber verschiedenen Nachrichtenagenturen. Damit die Ausfuhren aus ukrainischen Häfen wie etwa jenem in Odessa beginnen könnten, müssten auch Hindernisse für russische Exporte „schnellstmöglich beseitigt werden“.
Geplant war bisher die Eröffnung eines eigens geschaffenen Zentrum in der türkischen Metropole Istanbul. Von dort aus sollten Getreideexporte koordiniert werden. Neben der Türkei sollten auch die erwähnten Vereinten Nationen umfassend in die Vermittlung eingebunden werden. Das Ziel: bisherige Blockadepolitik Russlands sollte einstweilen beendet werden, ein Seekorridor geschaffen und eine Nichtangriffsvereinbarung getroffen werden. Doch wie oft in den vergangenen Monaten seit Kriegsbeginn sind scheinbar sichere Zusagen mit Vorsicht zu genießen. An Schuldzuweisungen wird auf beiden Seiten nicht gespart.
Andrej Rudenko etwa verwies am 27.07.2022 darauf, die Regierung in Moskau hoffe wie immer „auf das Beste“ und erwarte, dass Russlands Partner beide Komponenten der Vereinbarungen zu Getreideexporten verwirklichen. Dass Russland selbst seit nunmehr fünf Monaten Ausfuhren immer wieder Steine in den Weg gelegt hat, finden in der Stellungnahme keine Erwähnung. Vielmehr heißt es laut Rudenko, Moskau habe Lockerungen der Sanktionen westlicher Staaten gegenüber Russland von Anfang an zur Grundvoraussetzung dafür gemacht, soll die Hafenblockade in der Ukraine beendet werden. Allerdings geht es bei den „westlichen Sanktionen“ ausdrücklich nicht um die Ausfuhr russischer Lebensmittel oder wichtiger Erzeugnisse wie etwa Düngemitteln. Die russische Führung betont aber, bestehende Sanktionen seien inzwischen so weitreichend, dass diese indirekt auch Getreideausfuhren im Wege stünden.
Als ein Beispiel nannte Rudenko die Schwierigkeiten, mit denen Schiffe aus Russland haben, wenn sie in europäischen Häfen anlegen wollen. Auch sei es zunehmend schwieriger geworden, für Schiffe aus dem Land den nötigen Versicherungsschutz zu erhalten. Zudem sorgten Sanktionen dafür, dass die Transportfinanzierung sukzessive mühsamer bis unmöglich geworden sein. Ob die Kritik aus Moskau berechtigt oder nur ein weiterer Vorwand ist, spielt am Ende keine Rolle. Sollte das Abkommen entgegen aller Hoffnungen nicht zustande kommen, könnten die internationalen Weizenpreise zeitnah noch stärker als bisher ausbrechen. Bei Redaktionsschluss war der Preis für Weizen binnen 12 Monaten bereits um rund 62,5 Prozent. Scheitern die Exportvereinbarungen nochmals, könnten die Marktpreise am Ende noch weit über den Rekord aus dem Mai hinaus steigen. Mit entsprechenden Folgen gerade für jene Länder, in denen es schon jetzt einen gravierenden Getreidemangel gibt.
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