
In vielen Analysen tauchte die Volksrepublik China seit Monaten als unverzichtbare, wichtige Triebfeder für das erforderliche Wachstum der Weltwirtschaft auf. Peking hatte wesentlich länger bzw. später als andere Länder an Maßnahmen im Kampf gegen die Pandemie festgehalten. Die Folgen vielfältig. Zum Beispiel fehlte es über Monate auf dem Stahlmarkt an Ressourcen, da China in diesem Umfeld inzwischen zu führenden Versorgern gehört. Auf der anderen Seite hatte die chinesische Abschottung Mitbewerbern um wichtige Rohstoffe manch günstige Einkaufsgelegenheit geboten. Eben, weil China zeitweise auf die gewohnte Teilnahme auf dem Weltmarkt weitgehend verzichtet hatte. Inzwischen hat die politische Führung ihre restriktive Corona-Politik aufgegeben. Erwartet worden war deshalb ein rascher Aufholprozess der Wirtschaft im globalen Wettbewerb. Neue Daten zeigen jedoch, dass Chinas Wachstum spürbar schwächer als vorhergesagt ausfällt.
Staatspräsident Xi Jinping hatte China Ziele denkbar hochgesteckt. Das Land sollte nichts weniger als die Führungsrolle übernehmen und damit den USA endgültig den Rang als größte Volkswirtschaft ablaufen. Die aktuellen Zahlen aus China zeigen, dass sich die USA vorerst wohl keine noch größeren Sorgen hinsichtlich der Konkurrenz aus Fernost machen müssen. Tatsächlich scheint es angesichts der Prognosen für das laufende Jahr, also könnte sich Washington einstweilen auf heimische Probleme wie etwa den Streit zwischen Demokraten und Republikanern um das Thema der Schuldenbremse konzentrieren. Bereits für das erste Quartal 2023 konnte die chinesische Wirtschaft die Erwartungen nicht erfüllen. Damit nicht genug, dürfte sich die Erholung der Ökonomie im Land ab dem zweiten Quartal sogar noch weiter verlangsamen.
Die wesentliche Ursache ist ein merklicher Rückgang der Produktion in der chinesischen Industrie. Hier zeigt sich durchaus eine Parallele zu etlichen deutschen Industriebereichen, die bisher zwar noch gut gefüllte Auftragsbücher abarbeiten, zugleich aber von immer weniger Neuaufträgen berichten. Für China jedenfalls gilt: Die Hoffnung auf eine allzu frühe Erholung schwindet zusehends aufgrund der Entwicklung der Industrie. Neben Corona nennt auch Chinas Führung nicht zuletzt den Krieg zwischen Russland und der Ukraine als Auslöser der Wirtschaftsflaute im laufenden Jahr 2023. Die Regierung hielt dennoch lange an den gesteckten Zielen fest. Hinweise darauf, dass die Volksrepublik die eigenen wirtschaftlichen Erwartungen nicht erfüllen wird, gibt etwa der offizielle Einkaufsmanagerindex für Chinas herstellendes Gewerbe. Der wichtige Indikator gab im Mai abermals nach und sank gegenüber dem Vormonat um 0,4 Punkte auf 48,8 Punkte.
Zum besseren Verständnis: Werte unter 50 Punkten sprechen für ein Minus der Wirtschaftsleistung. Auch der chinesische Index für das nicht minder wichtige Dienstleistungsgewerbe bewegte sich im Referenzmonat nach wie vor deutlich über der Schwelle von 50 Punkten. Doch auch dieser Index gab seit April um 1,9 Punkte nach und erreichte einen Wert von 54,5 Punkten. Analysten hatten für beide sogenannte Frühindikatoren mit einer positiveren Entwicklung gerechnet.
In der Zeit „nach Corona“ und das zweite Jahresquartal führen Experten für das Verfehlen des erklärten 5-Prozent-Ziel für Chinas Wachstum verschiedene weitere Ursachen an. Auf der einen Seite habe sich der heimische Immobiliensektor schwächer entwickelt als erhofft. Gleichermaßen, so das Statistikamt, sei die Expansion des chinesischen Exportmarktes seit April schlechter ausgefallen. Die Regierung wiederum habe weniger schnell in den Bereich der Infrastruktur investiert. Aus der Sicht vieler Unternehmen seien vor allem rückläufige Gewinne und zunehmende Spannungen mit den Vereinigten Staaten (wie auch ihren Bündnispartnern) auf politischer Ebene zu einem Hemmschuh geworden. Entsprechend habe das Wirtschaftswachstum in den ersten drei Monaten des Jahres 2023 gegenüber dem Vorjahreszeitraum bei lediglich 4,5 Prozent gelegen.
Ungeachtet dessen strebt die politische Führung für das gesamte Jahr weiterhin einen Wert von fünf Prozent an – allerdings als Minimalziel. Viele andere Volkswirtschaften würden sich über vergleichbare Resultate freuen. Nicht so China.
Sieht man von der pessimistischeren Stimmung in der Volksrepublik ab, ist der prognostizierte Trend auch und gerade für Deutschland von großer Bedeutung. Die betrübten Aussichten belasten auch deutsche Sparten, wie etwa den Automobilsektor. Auswirkungen hatten die schwächeren Erwartungen nicht zuletzt in den Analysen führender Analysen wie den Konjunktur-Indikatoren des Münchener Ifo Instituts. In besonderer Weise ist hier Chinas Preismanagerindex (PMI) zu nennen, der seinen niedrigsten Wert seit insgesamt fünf Monaten erreichte. Unterm Strich zeichnete sich in China in den vergangenen Monaten zwar ein immerhin leichter Aufschwung ab. Doch dieser reicht nicht aus, um den pandemiebedingten Stillstand der Wirtschaft und des Bruttoinlandsprodukts allmählich in einen Bereich steigen zu lassen, wie es für das Erreichen der Ziele der Regierung nötig wäre.
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