
Bereits im vergangenen Jahr 2021 kündigte sich an, dass mit dem schwedischen Investor EQT möglicherweise ein ausländischer Anteilseigner die Mehrheit an der wichtigsten Auskunftei Deutschlands, der Schufa, übernehmen könnte. Dies jedenfalls war das erklärte Ziel im Hause EQT Partners AB mit Sitz in der skandinavischen Metropole Stockholm. Der Konzern besaß bereits einen beträchtlichen Anteil an der Schufa und wollte seinen Einfluss durch die Übernahme weiterer Beteiligungen von der französischen Großbank Société Générale in Höhe von zehn Prozent ausweiten. Einen sprichwörtlichen Strich durch die Rechnung machten den Unternehmen jetzt die deutschen Sparkassen. Einen ersten wichtigen Grundstein auf dem Weg zur Sicherung der deutschen Mehrheit hatte bereits der Finanzverband der Volks- und Raiffeisenbanken im Juni 2022 gelegt. Die Sparkassen legen nun sprichwörtlich nach und sichern den deutschen Instituten den erhofften größten Einfluss bei der größten deutschen Auskunftei.
Hintergrund der neuen Entscheidung der Sparkassen war mit hoher Wahrscheinlichkeit vor allem die Ankündigung aus dem Haus des schwedischen Unternehmens EQT. Die Investmentgruppe EQT Partners AB hatte im Herbst des Jahres 2021 mitgeteilt, den zehnprozentigen Anteil der Großbank Société Générale aus Frankreich an der Wiesbadener Auskunftei Schufa zu erwerben. Die Rechnung hatte das Unternehmen aber ohne die beiden großen Verbände gemacht. Beide haben jetzt ihr Recht auf einen Vorkauf ausgespielt. Der Finanzinvestor EQT kann so also nicht die geplante Kontrolle bei zukünftigen Schufa-Entscheidungen übernehmen. Das ursprüngliche Ziel des Konzerns war eigentlich die vollständige Übernahme der Auskunftei, indem neben den Société Générale-Anteilen weitere Beteiligungen gekauft werden sollten. Die heimischen Sparkassen und Genossenschaftsbanken konnten dies indessen vermutlich dauerhaft verhindern.
Im Juni 2022 hatten die VR-Banken wie gesagt erste wichtige Weichen gestellt. In Übereinkunft mit Bestandsaktionären konnten die Genossenschaftsbanken ihren Anteil an der Schufa mittlerweile um 6,7 Prozent von vormals 20,5 auf jetzt 27,2 Prozent aufstocken. Gelungen war dies durch die Ausübung eins sogenannten Vorerwerbsrechts – insbesondere mit Blick auf die vorherige Beteiligung der Société Générale. Etliche Medienquellen berichteten zur Wochenmitte, also am 17.08.2022, dass auch die Sparkassen von ihrem Recht Gebrauch gemacht haben. Mit einem Anstieg der Anteile um nur knapp einem Prozent auf jetzt 27,3 Prozent fällt der Anstieg der Beteiligung der Sparkassen indes eher gering aus. Die Aufstockung ist jedoch ausreichend, um gemeinsam mit den Genossenschaftsbanken mehr als die Hälfte der Anteile der Schufa zu halten. Und damit eine Beteiligung, die die Pläne des Unternehmens EQT deutlich durchkreuzt. Mit 54,7 Prozent haben die Finanzverbände das EQT-Vorhaben beim Wiesbadener Datendienstleister unmissverständlich vereitelt.
Sowohl für den Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) als auch den Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) als Dachverband der Sparkassen-Finanzgruppe im Land ist die Entwicklung von großer Bedeutung. Während die Sparkassen gut 36 Millionen Bankkonten betreuen, sind es bei den VR-Banken derzeit etwa 27 Millionen Girokonten. Gemeinsam verhindern die Verbände durch den Ausbau ihrer Beteiligung an der Schufa die zunehmende Einflussnahme durch ausländische Anteilseigner. Auch sind weitere deutsche Branchenriesen wie die Deutsche Bank oder die Commerzbank (sowie etliche heimische Handelsgesellschaften) an der Wiesbadener Auskunftei beteiligt. Neben der Möglichkeit zur Beeinflussung auf Schufa-Entscheidungen ist der wirtschaftliche Faktor ebenfalls nicht zu unterschätzen. Die Schufa selbst gibt an, aktuell etwa 1,1 Milliarden Informationen zu verwalten.
Dabei geht es um Daten zur Kreditwürdigkeit von gut 68 Millionen Privatpersonen auf der einen und rund 6,25 Millionen Unternehmen auf der anderen Seite. Für das Jahr 2021 kann die Schufa nach eigener Aussage einen Umsatz in Höhe von knapp unter 249 Millionen Euro vorweisen.
Wichtiger als ein möglicher Profit aber dürfte der strategische Aspekt sein. Daniel Quinten, seines Zeichens Mitglied im Vorstand der VR-Banken etwa hob vor Monaten hervor, der genossenschaftlichen Finanzgruppe gehe es bei der Aufstockung der Schufa-Beteiligung insbesondere um eben diese wesentliche strategische Bedeutung. Auch die Festigung des „Wirtschaftsstandorts Deutschland“ habe eine zentrale Rolle beim Ausbau der Beteiligungen gespielt. Der Zuspruch der Verbraucher, Bankenbranche und des Handels mit Blick auf die Schufa sei groß. Ebenso die Akzeptanz und das Vertrauen in das Wiesbadener Unternehmen, wenn es um das Thema Kreditwürdigkeit gehe. EQT hingegen scheint als Investor in erster Linie das Abschöpfen vermeintlich „ungenutzten Innovations- und Wachstumspotenzials“ wichtig gewesen zu sein. Als neuer Minderheitsaktionär wollte ich der Investor darum bemühen, größere Umsätze zu generieren. Durch die neue Mehrheit der beiden großen deutschen Bankenverbände bleibt die Schufa in der Mehrheit unter dem Einfluss heimischer Banken.
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