
Für viele Unternehmen weltweit war der Zwischenfall im Suezkanal im Grunde nur das Pünktchen auf dem I. Was war passiert: Im März des vergangenen Jahres blieb der Frachtriese Ever Given im besagten Kanal stecken und verhinderte dadurch über Tage die Durchfahrt. Die Folge war eine lange Schlange von Schiffen, die eine ganze Kette negativer Ereignisse in wichtigen Häfen und Umschlagplätzen nach sich zog. Diese Auswirkungen waren wesentlich langwieriger als der Zwischenfall selbst. Dennoch war es seit Frühjahr 2020 die Pandemie selbst, die dem globalen Handel weitaus größere Probleme bescherte. In einigen Branchen der Industrie fehlt es schon seit vielen Monaten an Bau- und Ersatzteilen, um die Produktion endlich wieder auf das Niveau aus der Zeit vor der Krise hochfahren zu können. Vorerzeugnisse, wichtige Rohstoffe sowie Materialien und vieles mehr kommt dank Corona einfach viel zu spät oder schlimmstenfalls gar nicht an.
Mit einer endgültigen Normalisierung rechnen viele Spezialisten für die Logistikbranche, aber auch viele Ökonomen in der momentanen Lage vorerst nicht. Auch das gerade erst begonnene Jahr 2022 dürfte Mitgliedern von Transport- und Lieferketten ein hohes Maß an Geduld abverlangen. Und nicht nur Unternehmen und die Wirtschaft allgemein wird höchstwahrscheinlich noch für etliche Monate durch die gestörten Versorgungswege in Mitleidenschaft gezogen werden. Auch Verbraucher weltweit werden die Schwierigkeiten zusehends spüren. Auf zwei verschiedenen Wegen, wenn man sich die Entwicklungen genau betrachtet. Einerseits zeigt das Beispiel der zuletzt noch deutlicher gestiegenen Gebrauchtwagenpreise in Deutschland (wir berichteten an dieser Stelle), welche Folgen Corona und die Lieferprobleme für den Markt haben. Lange Lieferzeiten bei Neufahrzeugen sorgen seit langem dafür, dass viele Käufer lieber ein zeitnah verfügbares gebrauchtes Fahrzeug kaufen, als „ewig“ auf ein neues zu warten. Die Preise für Gebrauchtwagen sind infolge dieses Trends erheblich gestiegen.
Hier zeigt sich der zweite Aspekt mit Konsequenzen für Endkunden. Viele Unternehmen geben seit einiger Zeit ihre höheren Material- und Transportkosten auch an Konsumenten weiter. Und in diesem Punkt könnte sich die Situation noch deutlich verschärfen. Gaby Bornheim, seit kurzem Präsidentin des Verbandes Deutscher Reeder, macht zum Jahresbeginn wenig Hoffnung auf eine baldige Besserung. Wann es zu einer „nachhaltigen Verbesserung bei Lieferketten“ kommen wird, sei derzeit offen. Die Hoffnung beim Verband: Ist die Pandemie erst einmal überstanden, könnte auch die globale Versorgung endlich wieder ins Fließen geraten. Für Bornheim ist ganz eindeutig die Pandemie der Auslöser der „angespannten“, wobei mehrere Faktoren eine Rolle spielten. Beispielsweise die Regeln zur Eindämmung des Virus, was Einfluss auf die Zahl der auf Schiffen zulässigen Seeleute hat. Wie an Land ändern sich die Vorgaben (nicht nur in Deutschland) nach wie vor mitunter von einem auf den anderen Tag.
Auswirkungen auf die Lieferketten hatte freilich auch der Mangel an Containern, der in vielen wichtigen Häfen rund um den Globus Verzögerungen bei Beladungen und Abfertigungen auslöste. Um über Tage verlängerten sich die Zeiträume zwischen zwei Beladungen vielerorts auf über 60 Tage. Viele Reedereien haben im großen Stil zusätzliche Container und Transportboxen angeschafft. Vor allem US-amerikanische und chinesische Häfen verursachten während der Pandemie wiederholt Komplikationen bezüglich der Handelsströme zwischen den beiden Ländern. Chinas politische Führung ließ wegen Coronafällen manchen Hafen sogar mehrfach (teil-) schließen. Die Wartezeiten betroffener Containerschiffe wurden immer länger. China ging gegen Virus bekanntlich besonders strikt vor und dürfte dies bei weiteren Virusmutationen wohl auch 2022 in ähnlicher Weise tun. Auf die überdurchschnittlich langen Reede-Zeiten in einigen wichtigen US-Häfen reagierte der neue Präsident Biden im Herbst 2022. Mancherorts wird inzwischen rund um die Uhr gearbeitet.
Trotz massiver Bemühungen, gerade Lieferketten auf dem Wasserweg bleiben ein Problem. Weltweit erfolgt der Transport von gut 90 Prozent aller Waren mit Containerschiffen. Berechnungen des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW) zeigten zuletzt, dass sich über elf Prozent der Güter, die verschifft wurden, im Moment auf „unbewegten Schiffen“ befinden. Das Institut gab aber zugleich Entwarnung. Ende 2021 sei immerhin „eine leichte Entspannung bei Staus“ erkennbar geworden. Diese Entspannung wiederum könnte eher Ergebnis einer „gedämpften Handelsaktivität“ gewesen sein, wie es beim Institut heißt. Das Ende der Krise sieht der IfW-Experte Vincent Stamer jedenfalls noch nicht. Besserung erwartet der Ökonom ab Februar. Wie viele andere Analysten zielt Stamer zeitlich auf das chinesische Neujahrsfest am 01. Februar ab. Zu diesem Termin nimmt der Konsum in China alljährlich massiv zu, bevor im Nachgang ein deutlicher Rückgang zu beobachten ist.
Dennoch wird das globale Liefernetzwerk laut dem Wirtschaftsforscher in Kiel noch Monate brauchen, um seinen alten Rhythmus zu finden. Sowohl Unternehmen als auch Verbraucher müssen sich somit noch eine ganze Weile in Geduld üben. Steigende Preise sind zumindest in einigen Branchen nicht ausgeschlossen.
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