
So gerne viele Banken als Erklärung für die aktuell niedrigen Zinsen auf Spareinlagen auf die historisch niedrigen Leitzinsen und die globale Corona-Pandemie verweisen – der Ansatz ist nur ein kleiner Teil der Wahrheit. Tatsächlich kritisieren Verbraucherschützer im Land seit Jahren die zunehmende Sparpolitik der Bankenbranche zulasten der Anleger. Richtig ist: Zentralbanken halten schon seit langem an ihrer Niedrigzinspolitik und nennen die anhaltenden Wirtschaftssorgen als Hauptargument. Ende Oktober war nach der Sitzung des geldpolitischen Rates der Europäischen Zentralbank (EZB) bekannt geworden, dass die Währungshüter vorerst am zentralen Leitzinssatz von 0,00 Prozent festhalten werden. Gleiches gilt für den Einlagenzins im Bankensektor. Er liegt wie gehabt bei 0,5 Prozent. Ein Dilemma, das längst nicht mehr nur Großanleger betrifft. Einer aktuellen Auswertung zufolge gibt es für Tagesgeld bei immer mehr Banken keine Zinsen mehr.
Urheber der neuesten Analyse ist die bekannte Verbraucherplattform. Die Experten des Dienstleisters haben mehr als 600 und ihre Angebote für Tagesgeld unter die Lupe genommen. Aus Verbrauchersicht fielen die Resultate aus dem Blickwinkel der Sparer schlicht katastrophal aus. Bei 543 Sparkassen und Banken ist Sparen dieser Tage eine Nullnummer. Bei lediglich 70 Instituten winken hierzulande überhaupt noch Zinserträge, wenn Kundinnen und Kunden ihrer Bank Geld anvertrauen. Dabei fallen die Zinsen selbst bei diesen Anbietern mehr als überschaubar aus. Vielerorts erhalten Anleger nur einen Minimalzins in Höhe von 0,01 Prozent, das Maximum lag in der Abfrage der Konditionen der Anbieter bei 0,10 Prozent. Auch ohne weitreichende mathematische Kenntnis wird somit deutlich, dass sich Sparen derzeit schlicht nicht lohnt. Und es kommt noch schlimmer.
Immerhin sieben Institute berichteten von negativen Zinsen, sodass das Tagesgeld faktisch zu einem Verlustgeschäft wird. Allerdings sind Bestandskunden mancherorts von neuen Regelungen ausgenommen. Künftige Tagesgeldsparer indes suchen vergeblich nach ansatzweise lukrativen Offerten. Einige Experten erwarten gar eine Zunahme von Negativzinsen auf dem Markt. Problematisch ist dies für die Kundschaft auch deshalb, weil die Inflationsrate in Deutschland mit 4,5 Prozent zuletzt nochmals einen Anstieg verzeichnete. Sie erreichte damit den höchsten Stand seit sage und schreibe 28 Jahren. Gerade Tagesgeldkonten waren in der Vergangenheit aber für viele Verbraucher eine Möglichkeit, um inflationsbedingte Einbußen zumindest teilweise ausgleichen zu können.
Die Kritik an der Zinspraxis in Deutschland ist durchaus berechtigt. Schaut man nämlich in andere europäische Länder, locken Banken dort unter identischen EZB-Vorgaben mit teils „deutlich“ besseren Konditionen. In der Spitze weist die besagte Analyse einen Höchstwert von 0,25 Prozent in der EU aus. Fraglos sind auch mit solchen Erträgen keine großen Zinssprünge möglich. Im Direktvergleich aber schneiden das europäische Ausland eben doch deutlich besser ab. Erfreulicherweise können sich deutsche Sparer diese Tatsache dank des offenen EU-Bankensektors zunutze machen. Denn innerhalb der EU gelten hinsichtlich der wichtigen Einlagensicherung und des Verbraucherschützers vergleichbare Rahmenbedingungen.
Eine Kernaussage der Analyse auf Basis von Informationen zu gut 1.300 Instituten bei einer Sparsumme von 10.000 Euro:
Im Jahr 2020 traten noch rund 140 Banken mehr als Anbieter von Tagesgeldkonten in Erscheinung. Inzwischen sind laut der Erhebung in diesem Marktbereich EU-weit noch 649 Banken vertreten. Der Rückgang lässt sich damit erklären, dass die Sparte für Banken selbst ebenfalls immer unrentabler wird. Auf vielen Banken-Internetseiten gibt es mittlerweile nicht einmal mehr Hinweise zu entsprechenden Kontomodellen.
Wenngleich der Trend zu niedrigen oder gar negativen Zinsen in der Sparte bedingt nachvollziehbar ist, halten Verbraucherschützer in einem Punkt an ihrer Kritik fest. Zwar sind die Kreditzinsen während der Phase niedriger Leitzinssätze in den vergangenen Jahren ebenfalls gesunken. Das Ausmaß des Rückgangs in diesem Bereich fiel die „Korrektur nach unten“ bei einer Vielzahl von Instituten jedoch wesentlich überschaubarer als bei Guthabenzinsen aus. Auf Nachfragen begründen Banken diese Diskrepanz gebetsmühlenartig mit gestiegenen Infrastrukturkosten und hohen Eigenkapitalanforderungen. Für die Unzufriedenheit (deutscher) Sparer spielen solche Erklärungsansätze erwartungsgemäß keine wesentliche Rolle. Anleger suchen stattdessen nach anderen Rendite-Gelegenheit. Dies zeigt sich insbesondere an den während der Pandemie gestiegenen Kursen von Aktien und wichtigen Leitindizes wie dem Deutschen Aktienindex (DAX).
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