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Ich spreche heute mehrere Sprachen – aber nicht, weil ich täglich acht Stunden lang Vokabelkarten gepaukt habe. Und nein, ich hatte auch keinen Sprachcoach, der mir im Schlaf Verben ins Ohr geflüstert hat (auch wenn ich für so etwas mittlerweile definitiv zahlen würde).
Mein Geheimnis? Kleine Gewohnheiten. Mini-Schritte. Und ja – manchmal nur ein einziges Wort am Tag.
Ich erinnere mich noch genau an einen Abend in meiner kleinen Küche in Kiew. Ich balancierte einen Löffel viel zu heißen Borschtsch, während ich in meinem Notizheft blätterte, das ich dem Italienischlernen gewidmet hatte. Das Wort des Tages war „infornare“ – backen. Ich schrieb es auf, kritzelte ein kleines Pizzastück daneben, baute es in einen Satz über meine absolut nicht vorhandenen Kochkünste ein – und machte mit meinem Tag weiter.
Das Wort ist hängen geblieben. Und die Gewohnheit auch.
Es wirkte damals nicht wie ein großer Fortschritt. Aber stellen Sie sich vor: Ein Wort pro Tag sind 365 pro Jahr. Und wenn Sie diese Wörter aktiv nutzen – sie leben – dann bleiben sie auch wirklich im Kopf.
Das ist keine Magie.
Das ist Mikro-Lernen (mehr erfahren: Microlearning im Sprachenlernen: Warum 10 Minuten täglich reichen).
Und es funktioniert.
Vergessen Sie den Mythos gleich wieder: Ein Wort am Tag zu lernen ist kein fauler Trick.
Es ist klug.
Es ist nachhaltig.
Und es ist der Grund, warum ich acht Sprachen gleichzeitig am Leben halten kann – ohne dass mir eine davon verloren geht.
Wir alle haben viel zu tun. Es gab Wochen, da war das Einzige, was ich auf Italienisch gesehen habe, der Schriftzug auf meiner Kaffeepackung.
Aber nur ein einziges Wort am Tag? Das war machbar. Und weil es machbar war, habe ich es auch gemacht. Tag für Tag – selbst dann, wenn ich mich nicht wie eine „echte Sprachlernende“ gefühlt habe.
Dieses eine Wort verändert plötzlich alles: Man sieht es, hört es, sagt es vielleicht sogar laut – zu sich selbst oder zur Katze (kein Urteil von mir).
Gerade wenn Sie visuell lernen, ist das ideal: ein Wort, ein Bild. Ich habe irgendwann angefangen, kleine Symbole neben jedes neue Wort zu zeichnen – und mein Vokabelheft sah bald aus wie ein mehrsprachiger Comic.
Nehmen wir das italienische Wort „forno“ (Backofen). Auch hier habe ich nicht einfach nur das Wort gelernt – sondern gleich fünf kleine Lerneinheiten auf einmal:
das Genus: il forno (der Ofen – maskulin)
den Plural: i forni (die Öfen)
ein Beispielsatz: Il pane è ancora nel forno. (Das Brot ist noch im Ofen.)
eine kulturelle Assoziation: Warum gibt es in Italien in fast jedem Viertel eine forneria mit frischem Brot und Pizza?
ein Bild im Kopf: knusprige Pizza, ein alter Steinofen, der Duft von Gebäck – das bleibt hängen.
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Mit diesem einen Wort kam nicht nur Vokabular, sondern auch ein Stück italienischer Alltagskultur in mein Leben. Und genau das macht Wörter lebendig.
Mit einem Wort bauen Sie nicht nur Wortschatz auf – Sie bauen Kontext.
Linktipps:
„Nur 10 neue Wörter am Tag!“ klingt super – bis man merkt: Das sind 70 in der Woche, 280 im Monat, über 3.000 im Jahr. Irgendwann schaltet das Gehirn einfach ab. Man starrt auf die Vokabelliste und vergisst plötzlich sogar, wie „Apfel“ heißt.
Ein Wort am Tag lernen?
Das bleibt realistisch.
Auch an Tagen, an denen Sie müde sind, gestresst oder einfach keinen Kopf fürs Lernen haben.
Jedes neue Wort entfaltet sich. Ich entdecke es später in einem Song, einem Film, einer Podcastfolge oder auf einer Werbetafel. Aus einem einzigen Wort wird ein Netz – es verbindet sich mit dem, was ich höre, lese, sehe.
Als ich zum Beispiel das spanische Wort lluvia (Regen) gelernt habe, hörte ich es kurz darauf in einem Lied, sah es in einem TikTok-Rezept und las es im Titel eines Buchs am Flughafen.
Dieses Wort lief mir überall hinterher – wie ein kleiner, nasser Hund. Und ich habe es geliebt.
Ich habe über die Jahre acht Sprachen gelernt – quer durch alle Zeitzonen und Stimmungslagen. Und dabei habe ich eine einfache Methode entwickelt, wie ein einziges Wort pro Tag wirklich im Kopf bleibt.
Ohne Druck, aber mit Wirkung.
So bleibt ein neues Wort wirklich haften:
1. Schreiben Sie es mit der Hand auf.
Etwas aufzuschreiben, mit Stift und Papier, verankert das Wort ganz anders im Gedächtnis als tippen oder nur lesen. Es wird realer. Greifbarer.
2. Verbinden Sie es mit einem Bild.
Zeichnen Sie ein Symbol. Speichern Sie ein Meme. Suchen Sie ein passendes Foto. Alles, was das Wort visuell macht, verstärkt die Erinnerung – gerade für visuelle Lerntypen.
3. Sprechen Sie es laut aus.
Auch wenn Sie sich dabei zuerst komisch fühlen oder die Aussprache danebenliegt – gerade dann hilft es. Das aktive Sprechen bringt das Wort vom Kopf in den Mund – und damit in den Alltag.
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4. Bauen Sie es in Ihren eigenen Satz ein.
Je absurder, desto besser. „Der Flamingo steht am Bahnhof.“ – klingt schräg, bleibt aber hängen. Sie merken: So was würde man nicht vergessen. Und Duolingo sollte nicht den ganzen Spaß allein haben.
5. Wiederholen Sie Ihre Woche.
Jeden Sonntag blättere ich durch meine sechs Wörter – von Montag bis Samstag. Der siebte Tag? Der gehört der Pause. Auch ein Polyglott darf mal ausruhen.
ein kleines Notizheft (ja, ganz altmodisch)
pro Tag ein Wort – fett geschrieben
daneben eine kleine Zeichnung oder ein Symbol
ein witziger Satz mit dem Wort
sonntags eine kurze Wiederholung bei Kaffee und Chaos
Und wenn ich motiviert bin? Dann gebe ich das Wort noch in eine App wie LingQ oder Anki ein – für die Wiederholung mit System. Weitere Informationen hierzu finden Sie auf den Seiten: „Die besten Online-Sprachschulen im Vergleich“ und „20 Sprachlern-Apps in meinem Vergleich – Persönlich für Sie getestet„.
Aber im Kern bleibt es ganz schlicht:
Jeden Tag.
Und genau das bleibt im Kopf.
Viele Menschen fragen mich: „Aber woher wissen Sie eigentlich, welches Wort Sie heute lernen sollen?“
Die ehrliche Antwort? Oft weiß ich es selbst nicht.
Und genau das ist das Schöne daran.
Manchmal plane ich es.
Manchmal entscheide ich spontan.
Und manchmal wirft mir das Leben einfach ein Wort vor die Füße – über Netflix-Untertitel oder eine italienische Rezeptanleitung, die gründlich schiefgelaufen ist.
Aber wenn Sie sich ein bisschen mehr Struktur wünschen, hier ein paar Wege, wie Sie Ihr Tageswort wählen können – ohne sich zu verzetteln oder in Entscheidungsmüdigkeit zu landen:
Haben Sie heute eine Ente im Park gesehen? Dann lernen Sie l’anatra (die Ente). Haben Sie Kaffee gemacht? Dann nehmen Sie la tazza (die Tasse), il vapore (der Dampf) oder l’astinenza da caffeina (Koffeinentzug).
Ich liebe Themenwochen: Essen, Gefühle, Badezimmer (ja, wirklich), Wetter, Farben, Technik … So entsteht Struktur, ohne dass es langweilig wird.
Schauen Sie gerade eine Serie auf Italienisch? Greifen Sie sich ein neues Wort aus den Untertiteln. Lesen Sie ein Buch? Notieren Sie sich ein spannendes Verb oder ein Adjektiv, das Ihnen ins Auge springt.
Wenn Sie lieber planen, suchen Sie sich eine Liste mit den 1000 häufigsten Wörtern auf Italienisch und wählen Sie daraus, was für Sie sinnvoll ist.
Ich bevorzuge Wörter, die ich im echten Leben auch wirklich sagen würde. Perché (weil) und ma (aber) bringen mich weiter als l’ananas (die Ananas). Außer natürlich, Sie lieben Ananas – dann nur zu!
Wenn ein Wort Sie zum Lachen, Weinen, Augenrollen oder Kaffeeprusten gebracht hat – lernen Sie es. Je mehr Gefühl dran hängt, desto besser bleibt es im Kopf.
Sondern um eine Wortsammlung, die etwas für Sie bedeutet.
So entsteht Verbindung.
So bleibt Sprache lebendig.
Ein Wort = ein Sprachleben
Klingt winzig, ich weiß. Fast zu klein. Aber genau so entsteht Sprachgefühl – ohne Druck, ohne To-do-Liste, ohne Perfektionismus.
Ein Wort zwischen zwei Terminen. Ein Wort beim Abspülen. Ein Wort auf dem Weg zur Kaffeemaschine.
Und irgendwann – ein Gefühl für die Sprache.
Wenn Sie gerade nicht weiterwissen, müde sind oder völlig überfordert: Fangen Sie mit einem Wort an.
Nur einem.
Meins heute?
Spingere piano. („sanft anschubsen“)
Passt irgendwie, oder?
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