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Ich hatte nie den Plan, mehrere Sprachen zu lernen. Ich wollte einfach nur verstehen, worum es in einem italienischen Lied ging, das mich in der Schulzeit völlig in den Bann gezogen hatte.
Als ich dann anfing, mich ein wenig mit Italienisch zu beschäftigen, war es bereits die fünfte Sprache, mit der ich mich auseinandersetzte. Russisch ist meine Muttersprache, Ukrainisch, Englisch und Französisch gehörten damals zum Schulprogramm.
Ein paar Jahre später – gut, es sind eher ein paar Jahrzehnte – habe ich inzwischen acht Sprachen gelernt. Und ich habe so ziemlich jede Methode ausprobiert: vom klassischen Grammatikunterricht mit verstaubten Lehrbüchern bis hin zum gemütlichen Serienmarathon auf dem Sofa, Fernbedienung in der Hand, Snacks griffbereit – und der heimliche Wunsch, dabei fließend zu werden.
Dass Serien und Filme einmal zu meiner liebsten Lernmethode werden würden, war nie geplant. Es ist einfach passiert. Ich liebe gute Geschichten, interessante Figuren – und irgendwo zwischen „Bella ciao!“ mitsingen bei Haus des Geldes und türkische Flüche murmeln, die ich aus Ezel (der dramatischsten Rachestory überhaupt!) aufgeschnappt habe, wurde mir klar:
Serien und Filme haben mir gezeigt, wie man eine Sprache wirklich gebraucht – nicht nur, wie man sie versteht.
Dies wird kein Beitrag mit schnellen „Lifehacks“, auch wenn ich da durchaus ein paar im Repertoire habe. Ich möchte etwas Ehrlicheres mit Ihnen teilen: Wie Filme und Serien mir dabei geholfen haben, Sprachen wirklich zu verstehen, zu fühlen – und nach und nach fließender zu sprechen.
Filme und Serien tauchen Sie in eine Sprache ein – ganz ohne Druck:
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Den vergessen Sie garantiert nicht – ob Sie wollen oder nicht.
Ich erinnere mich noch genau an den Moment, als ich zum ersten Mal einen deutschen Witz in einer Serie verstand, ohne zu pausieren oder zu übersetzen.
Ich lachte – mit den Figuren, nicht zehn Sekunden später.
Da wusste ich: Diese Methode funktioniert wirklich.
Meine Beiträge rund ums Sprachenlernen, Polyglottie und Mehrsprachigkeit:
So ehrlich muss man sein. Die Vorstellung, eine Sprache „einfach so“ durch Netflix zu lernen, klingt verlockend. Und wer würde nicht gern Filme und Serien als „Hausaufgabe“ machen?
Aber als Anfängerin oder Anfänger fühlt sich der Einstieg oft an wie ein Sprung ins kalte Wasser – ohne Schwimmflügel. Man hört alles, versteht nichts und fragt sich irgendwann, warum man sich das überhaupt antut.
Ich war genau da. Jemand (ich nenne jetzt keine Namen) meinte damals, ich müsse mich einfach nur „in Netflix eintauchen“. Also habe ich angefangen, Türkisch zu lernen – und war komplett überfordert.
Die Wörter flogen nur so über den Bildschirm, und mein Gehirn wusste gar nicht mehr, wo vorne und hinten ist. Ich konnte kaum einzelne Wörter heraushören, geschweige denn verstehen, wann eins aufhörte und das nächste begann. Diese Art von „Eintauchen“ hat bei mir eher Frust als Fortschritt gebracht.
Wenn Sie also am Anfang einfach nur passiv zuschauen – vergessen Sie’s. Klar, man nimmt ein paar Stimmungen auf, vielleicht bleibt ein Ausdruck hängen, der ständig wiederholt wird.
Aber meistens wird man sich auf die Untertitel verlassen, gedanklich abschalten und am Ende die Handlung grob verstanden haben – ohne wirklich sprachlich etwas mitzunehmen.
Deshalb: Wenn Sie erwarten, dass Filme und Serien Ihnen ohne eigenes Zutun eine neue Sprache beibringen, dann muss ich Sie enttäuschen.
So funktioniert das nicht.
Sie würden nur in die Frustfalle tappen.
Aber …
Das Geheimnis liegt nicht darin, was Sie schauen – sondern wie Sie es tun.
Wenn Sie Filme und Serien wie ein Sprachlern-Fitnessstudio betrachten – mit ein paar gezielten Wiederholungen, bewusstem Training und spielerischem Ausprobieren – dann kommt der Fortschritt, selbst als Anfängerin oder Anfänger.
Schon 5 bis 10 Minuten konzentriertes, aktives Zuschauen bringen mehr als zwei Stunden passives Mitlaufenlassen.
Ich sage nicht, dass passives Lernen gar nichts bringt.
Aber gerade zu Beginn kommen Sie mit aktivem Lernen viel schneller voran – versprochen.
Die eine perfekte Methode gibt es nicht. Ich habe viel ausprobiert, angepasst, bin auch oft gescheitert (wirklich oft!) – und habe nach und nach herausgefunden, was für mich funktioniert. Hier teile ich meine persönlichen Strategien mit Ihnen.
Früher hatte ich ein schlechtes Gewissen, wenn ich mit Untertiteln gelernt habe. Es fühlte sich an, als würde ich schummeln. Kommt Ihnen das bekannt vor?
Aber Untertitel – vor allem in der Zielsprache – sind unglaublich hilfreich. Ich arbeite meist in 2 oder 3 Runden:
Runde 1: Ich schaue mit englischen Untertiteln (wenn ich noch ganz neu in der Sprache bin).
Runde 2: Dann wechsle ich zu Untertiteln in der Zielsprache.
Runde 3 (optional): Ich versuche, ohne Untertitel zu schauen – und merke, was hängen geblieben ist.
Gerade am Anfang schaue ich oft nur 5 bis 10 Minuten eines Films oder einer Folge. Je mehr ich verstehe, desto länger halte ich durch – bis ich irgendwann eine komplette Episode genießen kann.
Hilfreich finde ich auch Tools wie Language Reactor für Netflix oder YouTube. Damit bekommen Sie zweisprachige Untertitel, können auf Wörter klicken und sich die Bedeutung direkt anzeigen lassen.
Kein mühsames Googeln mehr à la „Was heißt nochmal schlimm auf Türkisch?“ – Sie lernen direkt im Flow.
Manchmal sehe ich mir eine Szene fünfmal hintereinander an – nur um den Rhythmus eines Satzes zu verstehen oder endlich den Witz zu kapieren, der mir zuvor entgangen ist.
Einer meiner Aha-Momente auf Italienisch kam, als ich eine Szene aus L’Amica Geniale wieder und wieder geschaut habe – ein Streit, schnell, leidenschaftlich, emotional.
Dabei habe ich nicht nur neue Wörter gelernt, sondern auch, wie Italiener streiten – und das ist, ehrlich gesagt, überlebenswichtig!
Manche Szenen behandle ich wie kleine Drehbücher. Ich pausiere, spreche die Zeile nach, achte auf Aussprache, Betonung, Rhythmus – manchmal sogar auf Gestik.
Ich gebe mein Bestes als Schauspielerin (Eigenes Bild)
Kommt man sich anfangs komisch vor? Ja.
Hilft es? Absolut.
So habe ich es geschafft, die französische Aussprache in den Griff zu bekommen – nicht durchs Lesen, sondern durchs Erleben. Die Figuren sprachen schneller, als mein Kopf mitkam – aber genau richtig, damit meine Zunge irgendwann mithalten konnte.
Vokabellisten schreibe ich kaum noch.
Walking Dead Phrasen mit ihrer deutschen Übersetzung (Eigenes Bild)
Stattdessen sammle ich echte Redewendungen – so wie man sie wirklich benutzt.
Zum Beispiel aus einer spanischen Telenovela: „¡No me vengas con eso!“ (Komm mir jetzt nicht damit!).
Ich dachte nur: Ja. Das kommt ins Notizbuch.
Und als ich es später in einem Gespräch ganz selbstverständlich benutzt habe – da hab ich mich gefühlt wie eine Königin.
Wenn ich eine Folge anschaue, fühlt es sich nicht wie Lernen an. Aber ich setze mir kleine Ziele:
Finde ich fünf neue Ausdrücke?
Erkenne ich eine bestimmte Grammatikstruktur im Kontext?
Kann ich eine Szene aus dem Kopf nachsprechen?
Und wenn nicht?
Auch okay.
Manchmal lasse ich mich einfach nur mitreißen – und selbst dann bleibt mehr hängen, als man denkt.
Diese Methoden haben mein Sprachenlernen verändert:
Ich weiß, ich habe gesagt, es kommt nicht so sehr darauf an, was Sie schauen – aber wenn Sie ganz am Anfang stehen, sind historische Dramen mit nuschelnden Schauspielern und poetischen Metaphern einfach nur frustrierend.
Ich habe das am eigenen Leib erfahren – mit einer wunderschönen türkischen Serie, die aussah wie ein Kunstwerk, aber mich gefühlt jede dritte Vokabel googeln ließ.
Deshalb mein Tipp:
Für Anfänger:innen: Wählen Sie Serien mit einfachen Handlungen, klarer Aussprache und moderner Sprache. Sitcoms oder Reality-TV eignen sich super. Und wenn es Sie nicht stört – Kindersendungen funktionieren genauso gut wie Kinderbücher beim Lesenlernen.
Für Fortgeschrittene: Drama-Serien mit wiederkehrendem Vokabular und Alltagsthemen sind ideal.
Für Profis: Greifen Sie zu schnellen Dialogen, Dialekten oder anspruchsvollen Filmen. Es wird wehtun – aber Sie lernen enorm viel dabei.
Neben Untertiteln gibt es ein paar Tools, auf die ich nicht mehr verzichten möchte:
Language Reactor (für Netflix & YouTube): Bietet zweisprachige Untertitel, klickbare Wörter, ein integriertes Wörterbuch und flexible Wiedergabesteuerung. Kurz gesagt: Netflix wird zum Sprachcoach.
Lingopie: Eine Streaming-Plattform speziell für Sprachlerner – mit interaktiven Untertiteln, langsamem Abspielmodus, Karteikartenfunktion und Quiz. Perfekt, wenn man entspannt lernen will, ohne tausend Fenster offen zu haben.
MosaLingua: Ideal, um neue Ausdrücke aus Serien zu festigen. Ich gebe dort Phrasen ein, die ich gehört habe, und wiederhole sie mit dem bewährten SRS-System. Besonders die Audiodialoge finde ich klasse.
Anki oder Quizlet: Damit speichere ich meine persönlichen Ausdrucks-Highlights. Jedes Mal, wenn mir in einer Serie eine coole Redewendung auffällt, notiere ich sie und füge sie dort ein – so bleibt sie wirklich hängen.
Sprachlern-Apps und Lehrbücher sind manchmal … na ja, eintönig. Aber mit Serien und Filmen passiert etwas anderes:
Ich entwickle eine Verbindung zu den Figuren.
Ich will unbedingt verstehen, was sie sagen – und spule notfalls zehnmal zurück.
Ich fange an, mit Muttersprachler:innen über die Serie zu sprechen – und sammle dabei echte Sprachpraxis. Außerdem ist es ein super Gesprächsthema oder Eisbrecher.
Als ich mal eine echte Motivationstiefphase beim Spanischlernen hatte, hat mich Haus des Geldes wieder rausgeholt. Ich musste verstehen, was da vor sich ging (Spoiler: Ich verstehe es immer noch nicht ganz – aber ich arbeite dran!).
Und genau dieser Antrieb hat den Knoten gelöst.
Hier sind einige Serien, die mir nicht nur beim Sprachenlernen geholfen haben – sondern mir auch gezeigt haben, wie sehr ich jede dieser Sprachen lieben kann:
Russisch: Кухня (Kitchen) – Leicht, schnell, voller Slang. Perfekt, um modernes Russisch zu hören.
Ukrainisch: Слуга народу (Servant of the People) – Witzig, politisch, und deutlich unterhaltsamer als jede Nachrichtensendung.
Deutsch: Dark – Verwirrende Handlung? Ja. Sprachlich total immersiv? Auch ja. Neu entdeckt: Cassandra – starke Geschichte, empfehlenswert.
Italienisch: L’Amica Geniale – Roh, emotional, und der neapolitanische Dialekt ist eine Herausforderung, die sich lohnt.
Französisch: Call My Agent! – Lustig, klug, und voller authentischer Alltagssprache.
Spanisch: La Casa de Papel oder Machos alfa – Fesselnd, rasant, mit vielen Redewendungen, die hängen bleiben.
Englisch: The Office (US) oder Friends – Trockener Humor, echte Alltagssprache – ideal zum Mitlernen.
Türkisch: Ezel – Drama, Verrat, starke Dialoge – und eine Aussprache, die man einfach nachsprechen muss.
Wenn Sie jemals gedacht haben: „Sprachenlernen ist zu schwer, zu langsam oder einfach nichts für mich“ – probieren Sie es mal mit einer Serie.
Am Anfang wirkt es vielleicht zu leicht. Vielleicht denken Sie: „Richtiges Lernen muss doch anstrengender sein.“
Aber wenn ich eines gelernt habe, dann das: Neugier, Dranbleiben und Figuren, mit denen man mitfiebert, bringen Sie oft weiter als jedes Grammatikbuch.
Also: Wenn Sie das nächste Mal auf „Play“ drücken, denken Sie daran – Sie schauen nicht einfach nur. Sie lernen, lachen, spulen zurück, nochmal zurück … und werden ganz nebenbei ein bisschen flüssiger als gestern.
Und falls Sie mal Lust haben, sich bei einem Kaffee über Ihre liebsten Sprachlernserien auszutauschen – ich bin dabei.
Nur eines bitte nicht: Serien mit Außerirdischen und Untertiteln in Alt-Türkisch.
Ich habe auch meine Grenzen.
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