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Ich war schon immer eher zurückhaltend.
Viele gehen davon aus, dass jemand, der mehrere Sprachen spricht, im Marketing gearbeitet hat und nun anderen hilft, mit Selbstvertrauen Sprachen zu lernen, automatisch selbstbewusst und offen sein muss. Doch das war bei mir lange nicht der Fall.
Früher war ich sehr schüchtern und introvertiert. In Russland und der Ukraine gilt ein Lächeln nicht als reine Höflichkeitsgeste. Menschen lächeln Fremde nicht einfach so an – und genau nach diesem Prinzip habe ich lange gelebt.
Schüchtern zu sein bedeutete für mich, dass soziale Situationen, besonders Networking-Events, eine große Herausforderung waren. Schon eine einfache Begrüßung oder das Anfangen eines Gesprächs fiel mir unglaublich schwer.
Oft fühlte es sich an, als hätte ich meine Zunge verknotet und wüsste nicht, wie ich die richtigen Worte finden soll.
Überraschenderweise fand ich ausgerechnet durch das Sprachenlernen einen Weg, meine Schüchternheit zu überwinden – eine Fähigkeit, die ich ursprünglich nur aus akademischem Interesse begonnen hatte.
Neue Sprachen zu sprechen bedeutete für mich, mich meiner Angst vor Fehlern zu stellen, meinen eigenen Mut neu zu entdecken und mich so weiterzuentwickeln, dass die Schüchternheit mich nicht mehr zurückhält.
Wie erfolgreich dieser Ansatz sein würde, hätte ich mir nie träumen lassen.
Schüchternheit ist oft die Angst vor sozialer Bewertung und der Drang, Situationen zu meiden, in denen man im Mittelpunkt stehen könnte. Für mich bedeutete das, genau die Momente zu umgehen, die mich eigentlich weiterbringen könnten – sowohl persönlich als auch beruflich.
Ich bekam lange keine Beförderungen, weil ich mich nicht traute, meine Meinung klar zu äußern.Bei Networking-Events fiel es mir extrem schwer, auf andere zuzugehen. Allein der Gedanke, jemanden einfach anzusprechen und mich vorzustellen, ließ mein Herz rasen – so sehr, dass ich sogar zögerte, mich dem Mann vorzustellen, den ich später heiratete.
Im vertrauten Freundeskreis fühlte ich mich wohl, aber sobald neue Menschen dazukamen, hielt mich die Angst zurück. Die Angst davor, etwas Falsches zu sagen oder mich zu blamieren, ließ mich verstummen. Ich stand dabei, wurde aber nicht wahrgenommen – ein stiller Beobachter am Rande.
Mir war bewusst, dass mich meine Schüchternheit ausbremste. Doch erst als ich begann, neue Sprachen zu lernen, fand ich einen Weg, meine Stimme zu befreien.Das Sprachenlernen stellte mich vor eine besondere Herausforderung: Ich musste sprechen – oft mit Fehlern und vor anderen.
Genau diese Herausforderung war es, die mir half, meine soziale Unsicherheit Schritt für Schritt zu überwinden.
Linktipps:
Als ich anfing, eine neue Sprache zu lernen, fühlte ich mich von der Menge an Vokabeln, Grammatikregeln und der richtigen Aussprache regelrecht erschlagen. Es war einschüchternd – und mir wurde schnell klar, dass es nur einen Weg gab, besser zu werden: üben.
Und zwar aktiv.
Ich musste sprechen.
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Am Anfang hielt ich mich an einfache Übungen:
Mit der Zeit traute ich mich, Dialoge zu üben und einfache Gespräche mit anderen Lernenden zu führen. Genau das veränderte alles. Je mehr ich sprach, desto mehr merkte ich, wie mein Selbstbewusstsein wuchs.
Die Angst, in sozialen Situationen etwas Falsches zu sagen, verlor allmählich ihre Macht. Ich fühlte mich nicht mehr so unbeholfen. Und was mir noch klar wurde: Nicht zu sprechen war kein reines Schüchternheitsproblem – es war eine Hürde, die fast alle Sprachlernenden kannten.
Doch in diesem Umfeld waren Fehler nicht nur normal, sondern wurden oft mit Humor genommen.
In meiner Lern-Gruppe wurden Versprecher zu Running Gags und lustigen Erinnerungen. Plötzlich hatte ich keine Angst mehr davor, einen Satz zu verhaspeln oder ein Wort falsch auszusprechen.
Mit kreativen Szenarien übte ich Dinge wie:
Je mehr ich mich darauf einließ, desto weniger hatte ich Angst davor, im echten Leben den Mund aufzumachen. Jede erfolgreiche Unterhaltung – egal wie klein – riss ein Stück meiner alten Schüchternheit ein. Irgendwann brach die Mauer ganz zusammen.
Und jetzt?
Jetzt kann ich gar nicht mehr aufhören zu reden.
Beim Sprachenlernen habe ich erstaunliche Methoden entdeckt, die mir geholfen haben, meine Schüchternheit abzulegen – und sie können Ihnen genauso helfen.
Eine der wichtigsten Lektionen, die ich gelernt habe, ist die Kraft der Wiederholung. Ich habe Dialoge und häufige Redewendungen so oft geübt, bis sie sich ganz natürlich angefühlt haben. Sogar Schimpfwörter habe ich ausprobiert – einfach, um über die wörtlichen Übersetzungen zu lachen.
Für mich geht es bei Wiederholung nicht nur darum, Wörter auswendig zu lernen. Viel wichtiger ist es, die Sicherheit zu gewinnen, sie in echten Gesprächen zu verwenden.
Und genau diese Methode lässt sich auch auf soziale Situationen übertragen: Je öfter man sich bestimmte Gespräche gedanklich durchspielt, desto leichter fällt es, sich tatsächlich zu äußern.
Ich begann, typische soziale Interaktionen in Rollenspielen zu üben. Zum Beispiel stellte ich mir vor, auf einer Netzwerkveranstaltung zu sein, und übte, wie ich mich vorstellen, welche Fragen ich stellen und wie ich auf bestimmte Fragen reagieren würde.
Diese mentale Vorbereitung hat meine Nervosität enorm reduziert. Als dann tatsächlich ein solches Event anstand, fühlte ich mich nicht mehr unsicher – sondern fast so, als hätte ich die Situation schon erlebt.
Der Austausch in Sprachgruppen war für mich ein echter Wendepunkt. Hier konnte ich mit Muttersprachlern und anderen Lernenden in einer entspannten Atmosphäre sprechen, ohne Angst vor Fehlern haben zu müssen.
In diesen Gruppen habe ich nicht nur meine Schüchternheit abgelegt, sondern auch Freundschaften geschlossen. Zu wissen, dass jeder hier ist, um zu lernen, und dass Fehler dazugehören, hat mir die Freiheit gegeben, mich ohne Angst auszudrücken.
Letztlich habe ich erkannt, dass meine Angst vor dem Sprechen – egal ob in einer Fremdsprache oder in meiner Muttersprache – viel weniger mit dem Sprechen selbst zu tun hatte, sondern vielmehr mit der Angst, beurteilt zu werden.
Und genau diese Angst konnte ich Schritt für Schritt hinter mir lassen.
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Eines der größten Hindernisse für schüchterne Menschen ist die Angst, von anderen beurteilt zu werden – besonders, wenn es darum geht, vor anderen zu sprechen.
Doch das Sprachenlernen hat mir eine wertvolle Lektion beigebracht: Fehler sind ganz normal.
Genau genommen sind sie sogar essenziell für den Lernprozess. Beim Erlernen einer neuen Sprache habe ich unzählige Fehler gemacht. Ich habe Wörter falsch ausgesprochen, Grammatikregeln durcheinandergebracht und manchmal einfach nicht das richtige Wort gefunden. Doch anstatt mich dafür zu schämen, begann ich, diese Fehler als Teil meines Fortschritts zu akzeptieren.
Diese Erkenntnis war befreiend.
Wenn ich in einer Fremdsprache Fehler machen konnte – und trotzdem verstanden und akzeptiert wurde – warum sollte ich mir dann in meiner eigenen Sprache so viele Gedanken darüber machen, perfekt zu sein?
Ich hörte auf, jedes Wort akribisch zu planen, und konzentrierte mich stattdessen darauf, einfach im Moment präsent zu sein und echte Gespräche zu führen. Ich lernte, dass es völlig in Ordnung ist, sich zu verhaspeln, nach Worten zu suchen oder eine kurze Pause zu machen. Am Ende zählt nicht die Perfektion, sondern die Verbindung, die man zu anderen Menschen aufbaut.
Und das Beste? Menschen loben oft meine Sprachkenntnisse, obwohl ich alles andere als perfekt spreche. Aber ich habe Freude daran – und genau das merkt man mir an.
Das Sprachenlernen war für mich nicht nur ein Weg, neue Sprachen zu beherrschen, sondern auch eine Reise zu mehr Selbstbewusstsein.
Ich habe erkannt, dass Schüchternheit kein dauerhaftes Hindernis sein muss.
Indem ich die Prinzipien des Sprachenlernens – Üben, Sprachlern-Apps nutzen, Rollenspiele machen und Fehler akzeptieren – auf soziale Situationen übertragen habe, konnte ich meine Komfortzone verlassen und eine neue Welt voller bereichernder Gespräche entdecken.
Wenn Sie mit Schüchternheit kämpfen, kann das Lernen einer neuen Sprache mehr sein als nur ein praktischer Skill. Es kann Sie dabei unterstützen, selbstbewusster zu werden, Widerstandskraft zu entwickeln und sich in vielen Lebensbereichen freier zu fühlen.
Denn am Ende geht es nicht darum, perfekt zu sein – sondern darum, präsent zu sein, sich zu verbinden und kontinuierlich zu wachsen.
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