
Spoiler vorab: Ihr neuer Sprachpartner schläft nie, isst nicht – und verzeiht auch den schrägsten Grammatikfehler, ohne mit der Wimper zu zucken.
Ich lerne Sprachen schon so lange, dass ich mich noch gut an die Zeit erinnere, als „Übung“ bedeutete, unbeholfene Skype-Gespräche mit Fremden in anderen Zeitzonen zu führen, E-Mails (oder sogar Briefe!) an Sprachpartner zu schreiben und zu hoffen, dass irgendwann eine Antwort kam. Ich habe ganze Abende damit verbracht, kryptische Absätze in Grammatikbüchern zu entziffern, die scheinbar voraussetzten, dass ich ein Linguistik-Studium abgeschlossen habe.
Ich habe im Klassenzimmer gelernt, durchs Zuhören, durch Korrekturen – mal von Lehrkräften, mal von Kleinkindern. Ich habe alles ausprobiert: Von linguistischen Studien an der Kiewer Nationalen Sprachuniversität und der Goethe-Universität bis hin zu echten Gesprächen im Alltag – in Italien, Deutschland, Großbritannien, Malta, der Türkei … und darüber hinaus.
Als dann Tools wie ChatGPT oder Duolingos „Calls with Lilly“ aufkamen, war mir klar: Das muss ich testen.
Ist das die Revolution im Sprachenlernen? Der Moment, in dem wir alle endlich unsere eigene Sprachlehrerin bekommen – ganz ohne Termine, Zeitdruck oder hohe Stundensätze?
Die ehrliche Antwort: Nicht ganz (auch lesen: Sprachen, Kultur und Menschlichkeit: Was wir verlieren, wenn KI für uns spricht)
Aber irgendwie auch doch.
Ich zeige Ihnen, wie sich der Einsatz von KI-Tools beim Sprachenlernen in der Praxis bewährt – wo sie besonders hilfreich sind, wo ihre Grenzen liegen und wie ich sie konkret in meinen Lernalltag integriere: von Babbel-Grammatiklektionen und türkischen Serien bis hin zu späten ChatGPT-Sessions und Gesprächen mit echten Muttersprachlern.
Als ich ChatGPT zum ersten Mal ausprobierte, war ich neugierig – aber ehrlich gesagt auch skeptisch.
Wer ist das nicht?
Ich hatte schon viel gehört:
Klang fast zu gut, um wahr zu sein.
Also testete ich es. Ich bat ChatGPT, einen einfachen Dialog auf Türkisch zu schreiben – zwei Personen, die Brot kaufen, Niveau A1. Zack – in wenigen Sekunden war der Text da.
War er perfekt? Nein.
War er brauchbar? Absolut.
Dann fragte ich nach dem Unterschied zwischen „gitmek“ und „götürmek“, zwei Verben, mit denen ich ständig durcheinanderkam. Die Antwort war klar, mit Beispielen – und das Beste: Ich konnte dreimal nachfragen, ohne mich dumm zu fühlen. Kein Stirnrunzeln, kein genervter Blick, kein „Das hatten wir doch schon“.
Das war der Moment, in dem ich dachte: Okay, vielleicht ist an dieser KI-Sache wirklich was dran.
Und das Beste? Ich saß dabei im Pyjama mit Pfefferminztee – ganz ohne Termin, ohne Vorbereitung, einfach so.
Natürlich war nicht alles perfekt. ChatGPT haut auch mal Sätze raus wie „Ich Brot kaufen jetzt bitte“ (na ja, fast so). Und Duolingos Lily aus dem „Video Call“ klingt manchmal eher nach vorgefertigtem Skript als nach echter Unterhaltung.
Aber wissen Sie was? Das ist nicht entscheidend.
Entscheidend ist: Ich übe.
Regelmäßig.
Mit Spaß.
Und auf eine Art, die mich motiviert und nicht überfordert. Genau da spielt KI ihre stille Stärke aus. Sie versucht nicht, Ihre beste Freundin zu sein oder Ihr allwissender Professor – wobei manchmal beides mitschwingt.
Sie ist einfach da. Rund um die Uhr. Ohne zu bewerten.
Sie übernimmt jede Aufgabe, die Sie ihr geben. Und gerade wenn man versucht, Sprache in einen vollen Alltag zwischen Arbeit, Familie und gelegentlichen Serien-Marathons à la „The Walking Dead“ auf Türkisch oder Spanisch zu integrieren, ist genau das die Art von Unterstützung, die man manchmal braucht.
Ganz unkompliziert, ganz still – aber unglaublich hilfreich.
Meine Beiträge rund ums Sprachenlernen, Polyglottie und Mehrsprachigkeit:
Wissen Sie, was ich an KI besonders schätze?
Sie wird nie müde. Sie urteilt nicht.
Und wenn man etwas einfach nicht versteht oder nochmal ganz von vorn anfangen muss – kein Augenrollen, kein genervtes Seufzen.
KI liefert. Punkt.
Bild von Gerd Altmann auf Pixabay
Und genau darin liegt ihr Zauber.
Wenn ich mal wieder mit einem Thema kämpfe – zum Beispiel mit der Wortstellung in türkischen Nebensätzen – frage ich ChatGPT nach einer kurzen Erklärung und ein paar Beispielsätzen. Fünf Sekunden später hab ich sie. Und wenn ich will, macht es daraus ein kleines Quiz oder verwandelt die Sätze in einen Dialog.
Sofort.
Ohne Diskussion, ohne Zeitverzögerung.
Bei einem menschlichen Tutor würde mich das locker 20 bis 25 Euro pro Stunde kosten – und trotzdem hätte ich Hemmungen, das Gleiche mehrfach zu fragen. Auch wenn genau das eigentlich der Job eines Tutors ist.
KI dagegen passt sich an.
Sie sagen: „Ich lerne Spanisch und komme mit der Vergangenheit nicht klar“ – und sie liefert genau die Erklärungen und Beispiele, die zu Ihrem Niveau passen.
Und das Beste: Sie ist da, wann immer Sie wollen.
Im Zug? Im Bad? Abends um 23:47 im Bett beim Doomscrollen? Kein Problem. Ihre KI-Lernhilfe ist startklar.
Meine liebsten Anwendungen im Alltag:
Sind diese Tools perfekt? Nein.
Aber sie machen mir das Lernen leicht, gerade dann, wenn ich müde bin, keine Lust auf Duolingo habe oder bei dem Gedanken an ein Grammatikbuch innerlich wegrenne.
Und genau dann – sind sie goldwert.
Keine Sorge, das hier wird kein Liebesbrief an unsere digitalen Sprach-Coaches. Denn ja – es gibt Dinge, die KI (noch) nicht besonders gut kann.
Fangen wir bei der Aussprache an: Klar, viele Tools können Sätze vorlesen – und das ist definitiv hilfreich. Aber hören, was Sie sagen, und gezielt Feedback geben? Da hapert’s noch.
Intonation? Betonung?
Wenn Sie wie ein verwirrtes Navi klingen, sagt Ihnen das die KI leider nicht.
Auch Wiederholungen sind ein Thema. ChatGPT ist super darin, Texte zu schreiben oder kreative Ideen zu liefern – aber manchmal dreht es sich inhaltlich im Kreis. Immer wieder dieselben Formulierungen, dieselben Sätze, dieselben „smarten“ Tipps.
Und dann wären da noch die seltsamen Formulierungen. Oder Erklärungen, die auf den ersten Blick sinnvoll klingen – aber grammatikalisch schlicht falsch sind. Ich habe einmal eine Frage zu einer komplexen Struktur im Türkischen gestellt – und ChatGPT hat mir ganz souverän eine Regel erklärt, die überhaupt nicht existiert.
Mit Aufzählungspunkten. Selbstbewusst.
Glasklar falsch.
In solchen Momenten merkt man: So hilfreich KI auch ist – nachprüfen bleibt Pflicht. Denn wenn die Technik Unsinn erzählt, klingt das oft so logisch, dass man’s ihr fast glauben möchte.
KI ist ein großartiger Helfer.
Aber nicht allwissend.
Und manchmal braucht man einfach doch den echten Menschen – oder zumindest ein gutes Grammatikbuch zum Gegenchecken.
Nein, ich überprüfe nicht jedes einzelne Wort, das mir eine KI liefert. Das würde den ganzen Vorteil zunichtemachen. Aber ich halte inne, wenn sich ein Satz komisch liest, die Wortwahl plötzlich völlig aus dem Rahmen fällt oder eine Erklärung nicht zu dem passt, was ich bisher gelernt habe.
Manchmal mache ich auch einfach zufällige Checks – um sicherzugehen, dass ich nicht auf eine dieser charmant formulierten „Halluzinationen“ hereinfalle (auch bekannt als: kompletter Unsinn).
So kontrolliere ich zweifelhafte KI-Inhalte:
Wenn Sie KI regelmäßig zum Sprachenlernen nutzen, lohnt es sich, neue Grammatikthemen oder unbekannte Vokabeln doppelt abzusichern.
Vertrauen Sie Ihrer KI – aber hinterfragen Sie sie trotzdem.
Denn was bringt Ihnen ein virtueller Sprach-Coach rund um die Uhr, wenn er Ihnen mit voller Überzeugung Quatsch beibringt?
KI kann fantastisch sein – oder auch nicht. Es kommt ganz darauf an, wie man sie nutzt. Aber eins ist klar: Sie ist kein Muttersprachler in der Hosentasche und auch kein allwissender Grammatik-Gott.
KI erklärt, liefert und hilft – aber sie sagt Ihnen nicht, wenn Ihr Tonfall zu steif wirkt, Ihre Witze nicht zünden oder Ihnen der kulturelle Kontext fehlt. Und den echten Slang, den Ihre Sprachfreunde wirklich benutzen? Den kennt sie meist auch nicht.
Genau deshalb kombiniere ich KI mit anderen Methoden, die mir genauso wichtig sind.
So sieht mein persönliches Sprachlern-Setup gerade aus:
Nutzen Sie KI für Wiederholungen, Grammatik und entspanntes Üben – aber ersetzen Sie damit nicht Ihren Tutor, Ihre Sprachpartner oder die Reise, von der Sie träumen.
Oder wie ich es gerne sage: „KI hilft Ihnen beim Lernen – aber nicht beim Verbinden.“
Mehr erfahren:
Wenn Sie schon mit KI lernen, dann holen Sie auch das Beste daraus. Denn ohne Strategie ist selbst das cleverste Tool nur halb so hilfreich.
Hier sind meine erprobten Tipps, wie Sie KI gezielt fürs Sprachenlernen einsetzen – und zwar so, dass es sich wirklich lohnt:
KI ist ein großartiges Hilfsmittel.
Sie macht Sprachenlernen leichter, zugänglicher – und oft auch unterhaltsamer. Aber sie ist kein Ersatz für echtes Erleben. Sprachen lernen heißt auch, Nuancen zu verstehen, zwischen den Zeilen zu hören und zu spüren, wann man etwas sagt, wie man es sagt – und wann man vielleicht einfach nur lächelt und schweigt.
Diese Intuition entsteht nicht im Dialog mit einer Maschine. Sondern durch Begegnungen.
Durch echte Kontexte.
Durch Menschen.
Aber ich bin froh, dass KI da ist – zum Üben, Wiederholen, Erklären, ohne Druck.
Genau dafür ist sie perfekt.
Und genau das nutze ich – neben all den anderen Methoden, die mir in den letzten zwanzig Jahren beim Sprachenlernen geholfen haben.
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