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"Leser helfen": "Die Mutti kann ich ihnen nicht ersetzen"

In diesem Jahr sind es gleich zwei Projekte im Erzgebirge, bei denen finanzielle Hilfe gefragt ist. In beiden Fällen geht es um kleine Rolli-Fahrer.

Erzgebirge.

Die ersten Spenden gehen ein, und sie werden helfen. Denn das Familienbudget von Familie Heinz aus Hundshübel ist eng bemessen. Der 48-jährige Familienvater hat im vergangenen Jahr seine Frau Denise verloren. Sie starb an Krebs. Für seine beiden minderjährigen Töchter, Lilli und Lina, hat er seinen Beruf an den Nagel hängen müssen. Denn Mirko Heinz war jahrelang als Berufskraftfahrer im Fernverkehr tätig. "Die Mutti kann ich ihnen nicht ersetzen. Aber ich bin für meine Mädels da", sagt der Hundshübler. Sein Problem ist das alte Auto. Und noch einen Kredit kann er nicht stemmen.

Jetzt, wo er allein für die beiden Mädchen sorgen muss, hat er sich nach einer Arbeit in der Region umgesehen und auch gefunden. Heute ist er als Hausmeister für mehrere Einrichtungen der Diakonie Erzgebirge tätig. "Ich bin so froh, dass mir diese Chance gegeben wird", sagt er. Speziell seine kleine Tochter Lina braucht Hilfe. Die Siebenjährige ist seit ihrer Geburt halbseitig gelähmt und auf den Rollstuhl angewiesen. "Den Arm und die Hand rechts kann sie zwar zur Unterstützung einsetzen, aber das kostet sie natürlich Kraft. Aber sie ist auch so munter und quirlig", so der Papa.

Sorgen macht ihm sein Auto. "Der Audi ist mittlerweile 19 Jahre, und ich weiß nicht, wie lange er noch durchhält. Aber vor allem wird er allmählich zu klein, was den Stauraum angeht", sagt der Transportprofi. Es müsse auch kein fabrikneues Auto sein, betont Mirko Heinz, aber eines, das mehr Ladekapazität bietet.

In dieser Woche meldete sich Gert Colditz, Geschäftsführer der Trans-Service Schwarzenberg GmbH, zu Wort. Er ist der ehemalige Chef von Mirko Heinz und will seinem langjährigen Mitarbeiter gern dabei helfen, einen praktikableren, fahrbaren Untersatz zu bekommen. "Herr Heinz war für unsere Firma über viele Jahre ein absolut zuverlässiger Mann, immer einsatzbereit und loyal", lobt er seinen ehemaligen Mitarbeiter. Nur ungern habe er ihn nach 20 Jahren gehen lassen. Seine damals getroffene Entscheidung, wegen seiner erkrankten Frau den Dienst zu quittieren, nötigte allen Kollegen höchsten Respekt ab. Ebenso die Tatsache, dass er nun für die beiden Mädchen da sein will. Das stoße bei allen auf Verständnis. "Deshalb wollen auch wir ihn unterstützen und überweisen für Mirko 4000 Euro", kündigt Gert Colditz an.

Hilfe benötigt auch das Trauerzentrum für Kinder und Jugendliche der Johanniter-Unfallhilfe in Zwönitz. Es trägt den Namen "Lacrima", das lateinische Wort für Träne. Viele Tränen fließen hier in den Einzel- und Gruppengesprächen. Die Kinder, die hierher kommen, haben Vater oder Mutter, ein Geschwisterkind oder den Opa verloren. Die Geschichten von Franziska (14), Carolin (13) oder Jason (14) können Sebastian Brückner, der die Einrichtung leitet, und seine Mitarbeiter erzählen. "Weinen ist wie ein Ventil, Lachen ist aber genauso wenig verboten", sagt der 39-Jährige. "Wir wollen in unseren Gesprächen positive Erinnerungen an den Verstorbenen hervorrufen, denn es ist wichtig, dass nicht die bedrückenden Gefühle vorherrschen." Oft sei es so, dass sich die Kinder und Jugendlichen schuldig am Tod eines nahen Angehörigen fühlen, wenn dieser mit einem Suizid verbunden war. Oder sie sind wütend, weil sie der geliebte Mensch alleine gelassen hat. Oder weil sie nichts gegen eine übermächtige Krankheit machen konnten. 17 Mädchen und Jungen werden zurzeit in der Einrichtung betreut. Es gibt eine Warteliste mit elf Kindern. Und um in Zukunft auch für behinderte Kinder, die das gleiche Schicksal ereilen kann, gerüstet zu sein, wünschen sich die Mitarbeiter einen Treppenaufzug. Mit diesem könnten Kinder im Rollstuhl besser zu den Gruppentreffen kommen, die in der oberen Etage stattfinden. "Bisher ist es so, dass die Rollstühle von mindestens zwei Mitarbeitern getragen werden müssen oder man zieht sie mehr recht als schlecht rückwärts Stufe um Stufe hoch", erzählt Sebastian Brückner.

Bei der Konstruktion, die den Johannitern vorschwebt, wird der Rollstuhl auf eine Plattform geschoben, die dann am Treppengeländer entlang nach oben fährt. Das übrigens wäre auch eine große Hilfe für Angehörige, die auf den Rollstuhl angewiesen oder gehbehindert sind, für die also eine mehrstufige Treppe ein fast unüberwindbares Hindernis darstellt. In der Regel begleiten Angehörige die Kinder ins Trauerzentrum. Auch für sie gibt es das Angebot von Gruppentreffen.

Gut 20.000 Euro würde diese Technik kosten. Zwar bekommt der Johanniter Kreisverband eine finanzielle Unterstützung von der Kinderhilfe Zwickau, aber der Verband sei nicht in der Lage, für den Rest des benötigten Geldes aufzukommen. Das Trauerzentrum finanziert sich ausschließlich über Mitgliedsbeiträge und Spenden. Gern würden die Johanniter das Angebot erweitern, Platz wäre für 50 Kinder, so Michael Jende, Koordinator fürs Ehrenamt. Doch beim Schlüssel von einem Betreuer für zwei Kinder und aktuell zwölf Ehrenamtlichen fehlen diese ganz einfach. Für 2023 seien zwei Kurse neu geplant, Ziel sei, 26 Ehrenamtliche zu haben, so Jende.

Der heutigen Ausgabe der "Freien Presse" liegt ein Flyer bei, auf dem der Überweisungsträger für Spenden zu finden ist.

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