Noch immer mehr Sterbefälle als Geburten

Der Abwärtstrend bei den Einwohnerzahlen im Erzgebirge hält weiter an. Das verdeutlicht ein Blick auf die aktuellen statistischen Daten, die "Freie Presse" von den Kommunalverwaltungen erfragt hat. Zählte der Landkreis Mitte des Jahres 2010 noch 370.441 Bürgerinnen und Bürger, so waren es zu Beginn 2020 nur noch 334.948, davon sind 7053 Personen anderer Nationalität. Unterm Strich ergibt sich ein Verlust von fast 35.500 Personen im Kreis binnen zehn Jahren.

An den Einwohnerzahlen der großen Städte wird der Rückgang besonders deutlich. So haben Annaberg-Buchholz, Aue-Bad Schlema und Schwarzenberg im Vergleich zu 2010 jeweils etwa 2000 Einwohner verloren. Die Stadt Aue-Bad Schlema kann aktuell 20.729 Einwohner (Stand: 30. Juni 2020) melden und ist damit die zahlenmäßig stärkste Kommune im Landkreis. Vor zehn Jahren lag die Zahl der Einwohner von Aue noch bei 17.485. Das massive Plus erlangte die Stadt durch die Fusion (2019) mit der Gemeinde Bad Schlema, die mehr als 5000 Einwohner einbrachte.

Die Kreisstadt Annaberg-Buchholz kommt derzeit mit 20.088 Einwohnern noch gerade so über die 20.000er-Marke; vor zehn Jahren zählte man in der Adam-Ries-Stadt noch 22.033 Bürgerinnen und Bürger. In Schwarzenberg sank die Zahl der Einwohner von 18.660 (2010) auf nunmehr 16.528.

Geringere Einwohnerverluste stehen für Stollberg zu Buche. Im Vergleich zu 2010 leben heute nur rund 500 Einwohner weniger in Stollberg: exakt 11.362. Und die Stadt Zschopau verlor seit 2010 etwa 1000 Bewohner, aktuell wohnen dort 9237 Leute. Betrachtet man die Zahlen von Marienberg, zeigt sich ein anderes Bild - allerdings auch nur auf den ersten Blick. So zählte Marienberg 2010 exakt 13.316 Einwohner; inzwischen sind es 16.941. Jedoch gab es in Marienberg keinen Babyboom, sondern auch dort waren es zwei Eingemeindungen, die die Einwohnerzahl insgesamt steigen ließ. Hinzu kamen die Bewohner von Zöblitz und Pobershau, was Marienberg einen statistischen Zuwachs von gut 5000 Einwohnern bescherte.

Die aktuellen Zahlen belegen auch, dass die Anzahl der Sterbefälle in den meisten Kommunen doppelt so hoch ist wie die Anzahl der registrierten Geburten. Im Fall der Stadt Zschopau stehen 170 Sterbefällen im vergangenen Jahr nur 58 Geburten gegenüber. Die höchste Zahl an Sterbefällen hatte 2019 Annaberg-Buchholz mit 382, gefolgt von Aue-Bad Schlema mit 334 und Schwarzenberg mit 250.

"Diese demografische Falle ist die größte Herausforderung für die Zukunft", bringt es Matthias Lißke, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Erzgebirge auf den Punkt. Schon heute fehlten gut 50 Prozent der Arbeitskräfte, die jene ersetzen müssen, die alsbald in Rente gehen. "Was uns fehlt, sind junge Frauen im gebärfähigen Alter", so Matthias Lißke, der sich eine gezielte Zuwanderung von Fachkräften in den Arbeitsmarkt, gute Jobs und eine Willkommenskultur für die hiesige Region wünscht.

Im Rückblick auf das Jahr 2019 lässt sich aber in einigen Kommunen bereits ein leichter Aufwärtstrend in Sachen Zuzüge erkennen. So ist die Zahl derer, die nach Stollberg oder Annaberg zogen wieder höher als jene, die ihren sieben Sachen gepackt und der Region den Rücken gekehrt haben. Doch das gilt nicht überall; vielerorts halten sich Zu- und Wegzüge fast die Waage.