Mit der Schlaflosigkeit kam die künstlerische Kreativität
Eine Krankheit hat einen Mann aus Gersdorf aus dem Lehrerberuf gekickt. Doch der Parkinson- Patient machte aus der Not eine Tugend. In den schlaflosen Nächten kreiert er spektakuläre dreidimensionale "Schrottbilder".
Gersdorf/oelsnitz.Manchmal wacht Franko Finster in der Nacht auf und hat eine zündende Idee. Dann steht der Gersdorfer eben auf. Schlafen ist sowieso Glückssache. Franko Finster hat Parkinson. Vor zehn Jahren traf den Lehrer für Biologie und Chemie am Hohenstein-Ernstthaler Lessinggymnasium die ernüchternde Diagnose.
Die Krankheit schleicht sich fast unbemerkt ein. Nach und nach macht der Körper, was er will. Es begann die Zeit der schlaflosen Nächte. "Ich musste etwas finden, womit ich mir in der Nacht die Zeit vertreibe. Die Schlaflosigkeit hat mich zur Kunst gebracht. Bei vielen Parkinson-Patienten ist es so, dass sie plötzlich ein bislang unbekanntes künstlerisches Talent an sich entdecken", sagt er.
Heute ist er 59 Jahre alt, unterrichten kann er längst nicht mehr. Aber nahezu unglaubliche Kunstwerke fertigen. Wenn Franko Finster nicht mehr schlafen kann, zerlegt er alte Computer, CD-Player, ausgediente Haushalts- oder Gartengeräte. "Die meisten Menschen kennen das Innenleben dieser Geräte gar nicht", weiß er. Kleine Motoren, Wellen, Lüfter Bleche, Leiterplatten, Zahnräder. Andere werfen die Geräte in den Schrott. Das inspirierte ihn zu dem Namen seiner bevorzugten Kunstwerke. "Ich nenne sie einfach Schrottbilder." Finster möchte damit zeigen, dass man alles wiederverwenden kann. Man muss schon genau hinschauen, um bei der Collage "Skyline" die miteinander kombinierten Elektronikteile zu erkennen. Von ihm genial angeordnet, erscheinen sie wie die Gebäude einer Stadt der Zukunft. Die perfekte Farbgebung mit Acrylfarben bringt den Arbeiten erstaunliche Effekte.
Überraschend auch die Tierkreationen, welche die Wand des heimischen Treppenhauses der Familie Finster zieren. Eine Libelle bekam ihre Flügel aus alten Messern. Für die großen Augen des Tieres verarbeitete der Künstler die Plastikräder eines Bürorollstuhles. Eine Vogelspinne, ein Fisch, dessen Maul aus einer alter Gartenschere besteht, oder ein Käfer, für dessen Rückenpanzer ein ausgedienter Kloßheber herhalten musste.
Nicht nur die interessante Kombination der Teile, sondern auch die harmonische Farbabstimmung fesselt den Blick des Betrachters. Manchmal staunt Franko Finster selbst, was am Ende zum Vorschein kommt. Da ist auch mal ein Selbstbildnis mit verarbeitet. "Manchmal gefällt es mir nach längerer Zeit nicht mehr, dann übermale ich auch mal etwas", sagt er.
Ehefrau Martina ist für ihn der wichtigste Kritiker. "Sie hat das untrügliche Gespür für die Ästhetik der Dinge. Was ihr gefällt, würde ich niemals verkaufen", versichert er. Ein Teil seiner Lieblingsstücke ist derzeit in der Oelsnitzer Stadtbibliothek ausgestellt, insgesamt 14 Arbeiten. Den Blick fürs Motiv hat sich Franko Finster schon viel früher angeeignet. Nicht erst, als er auch die Malerei für sich entdeckte.
Er war schon in DDR-Zeiten Mitglied des Fotoclubs Oelsnitz. Mit Gleichgesinnten hat er immer wieder Ausstellungen bestritten. So finden sich auf der Internetseite des Fotoclubs Bilder von einer Kubareise, aber auch von Landschaften und detaillierte Momentaufnahmen. Doch die fortschreitende Krankheit macht die Arbeit mit der Kamera nun immer schwieriger. www.fotoclub-oelsnitz-erzgebirge.de