Stollberg
10.07.2012
Schullandheim Tabakstanne in Thalheim soll geschlossen werden
Grund sind erhebliche Brandschutz-Mängel - Schwebten Gäste schon länger in Gefahr?
Thalheim. Das Schullandheim Tabakstanne ist weit über die Grenzen der Region hinaus bekannt. Doch nun droht der traditionsreichen Anlage in Thalheim die Schließung. Der Saalekreis als Träger des Objekts will die Einrichtung bis zum 30. September dicht machen und verkaufen. Als Grund dafür werden erhebliche Brandschutzmängel vor allem im...
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Würde mich nicht wundern, wenn man diese schöne Gebäute abreisen würde. Dieser Staat hat zwar immer den Rachen auf wenn es um soziales und Kinder geht, aber Geld dafür ist nicht da das schickt man lieber an Pleiteländer.
Es ist bezeichnend, auf welche Weise hier eine soziale Institution mit überregionaler Bedeutung aktionistisch geschlossen werden soll. Seit ihrem Bestehen erfüllt die Tabakstanne ihre Aufgabe als eine Einrichtung, die im Rahmen ihrer Möglichkeiten den nachteiligen Auswirkungen sozialer Ungleichheit gerade bei Kindern entgegenwirkt. Das damit nicht das große Geld zu verdienen ist, war immer klar - trotzdem schaffte es das Haus, die ansonsten für soziale Zwecke benötigten Gelder vergleichsweise gering zu halten. Dies erscheint angesichts fragwürdiger (bundes)politischer Aktionen wie dem 'Teilhabepaket' umso wichtiger, da die hier verwandten Mittel wirklich ankommen, wo sie benötigt werden. Davon konnte sich in den letzten 20 Jahren jeder überzeugen, der - in welcher Eigenschaft auch immer - ein Sommerferienlager vor Ort besuchte. Abgesehen davon ist die Tabakstanne eine geschätzte Institution über die Landesgrenzen hinaus, wie die langjährige Zusammenarbeit mit internationalen Partnern, wie u.a. der Stadt Chodov in Tschechien oder Solikamsk aus Russland zeigt. Auch das internationale Kinder- und Jugendtheaterfestival findet hier alljährlich statt. (Zu schweigen von der regelmäßigen Nutzung als Trainingsstätte durch renommierte Sportvereine wie u.a. den FC Carl Zeiss Jena). Das nun aus dem Hut gezauberte Brandschutzgutachten ist dem Landkreis seit Jahren bekannt; wäre man bereit, nach einer konstruktiven Lösung zu suchen, hätten sich die notwendigen Mittel über einen längeren Zeitraum strategisch einplanen lassen. So wird den Kreistagsbgeordneten jedoch (von denen kaum einer über die Bedeutung der Tabakstanne bescheid wissen dürfte), angesichts schlechter Steuerprognosen, gewissermaßen die Pistole auf die Brust gesetzt. Das zeigt, dass nie ernsthaft nach einer Lösung gesucht wurde. Abgesehen vom sozialen Schaden, der für den Saalekreis entsteht, werden auch regionale Kleinbetriebe (Bäcker, Gewerke etc.) und Kultureinrichtungen (Erzgebirgsbad Thalheim etc.) in Mitleidenschaft gezogen.
Das alles ist insgesamt Ausdruck verfehlter Sozialpolitik und zeigt, dass sich in Zeiten des Sozialabbaus immer noch am besten dort kahlschlagen lässt, wo am wenigsten mit Widerstand zu rechnen ist: bei benachteiligten Kindern und ehrenamtlichen kulturellen Engagement.