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Andrew Lloyd Webber feiert 75 Geburtstag zwischen Premierentriumph und privaten Sorgen
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Seit mehr als 50 Jahren dominiert der Komponist mit seinen Shows die großen Musicaltheater. Seine Kreativität scheint nach persönlichen Rückschlägen noch längst nicht erschöpft.
Das Geheimnis seines Erfolgs sind gute Geschichten: Das verriet Andrew Lloyd Webber einmal in einem Interview. "Man muss immer mit der Story beginnen", sagte der britische Musicalkomponist, der am Mittwoch den 75. Geburtstag feiert, vor einigen Jahren. Er muss es wissen: "Jesus Christ Superstar", "Evita", "Cats" und "Phantom der Oper" - die Liste seiner Hit-Musicals, die schon seit Jahrzehnten Menschen begeistern, ist lang.
1948 im schicken Londoner Viertel Kensington geboren, wächst Lloyd Webber in einem musikalischen Haushalt auf. Sein Vater ist Komponist und Lehrer am Londoner Royal College of Music, die Mutter ist Pianistin. Schon im Grundschulalter beginnt Andrew, der noch einen jüngeren Bruder hat, Musik zu schreiben und im Familienkreis Musicals aufzuführen. Diese seien allerdings "schrecklich, schrecklich" gewesen, gesteht er später ein.
Doch es ist nicht nur die klassische Musik seines Elternhauses, auch Rock und Pop beeinflussen den jungen Andrew stark. Schließlich verschmilzt er alles zu einem unverkennbaren Stil. Der Durchbruch gelingt ihm in der jahrelangen Zusammenarbeit mit Texter Tim Rice, aus der sowohl "Joseph and the Amazing Technicolor Dreamcoat" (1968) als auch "Jesus Christ Superstar" (1970) hervorgehen. Die Kooperation endet mit dem Musical "Evita" über die frühere argentinische Präsidentengattin und Schauspielerin Eva Perón. Der Song "Don't Cry for Me, Argentina" stürmt in Großbritannien und weiteren Ländern an die Spitze der Charts.
Von Mega-Erfolgen selbst überrascht
Selbst überrascht ist Lloyd Webber über den großen Erfolg von "Cats" (1981), das zum Musical mit der längsten Laufzeit am Broadway wird, bevor "Phantom der Oper" (1986) es ablöst. Auch "Starlight Express" (1984), von der Kritik nicht geschätzt, wird ein Erfolg. Das rasante Rollschuh-Musical wird in Bochum bereits seit 1988 in einem eigens dafür gebauten Theater aufgeführt, das kürzlich die Marke von 18 Millionen Besuchern feierte.
Und auch die Region Mittelsachsen feiert sein Werk. Am Ostermontag steigt in der Nikolaikirche in Freiberg die Premiere einer Inszenierung von "Jesus Christ Superstar", die Alexander Donesch zurzeit als Regiedebüt für das Mittelsächsische Theater Freiberg-Döbeln einrichtet. Bereits 2008 brachte das Winterstein-Theater in Annaberg-Buchholz den Webber-Stoff auf die Naturbühne Greifensteine. Die Staatsoperette Dresden brachte ihn 2006 heraus - mit dem Berliner Rockpoeten Dirk Zöllner in der Titelpartie.
Queen Elizabeth II. schlägt Lloyd Webber 1992 zum Ritter und erhebt ihn 1997 als Baron Lloyd-Webber of Sydmonton in den höheren Adel. Längst gilt er als Musical-Papst. Er gehört zum exklusiven Kreis von Menschen, die mindestens je eine der begehrten Auszeichnungen Emmy, Grammy, Oscar und Tony gewinnen. Später wird es ruhiger um ihn. Er kämpft mit Prostatakrebs und Rückenbeschwerden. "Doch er kämpft sich zurück. Mit "School of Rock" (2015) und "Cinderella" (2021) beweist er, dass er an Kreativität nichts eingebüßt hat. Im Jahr 2017 laufen gleich vier seiner Musicals gleichzeitig am Broadway.
Lockdown-Gegner in eigener Sache
Hart treffen ihn Lockdowns in der Corona-Pandemie. Er setzt sich vehement für eine Öffnung der Theater und Konzertsäle in Großbritannien ein und ärgert sich öffentlich über feiernde Fußballfans bei der Europameisterschaft im Jahr 2021. Sollte die Regierung nicht rechtzeitig Aufführungen vor vollen Rängen erlauben, werde er sich notfalls über die Regeln hinwegsetzen, kündigt er an. Sogar festnehmen lassen will er sich. Doch das bleibt ihm erspart.
Trotzdem muss sein jüngstes Musical "Cinderella" im West End schon nach weniger als einem Jahr dichtmachen. Corona-Fälle im Ensemble und immer neue Lockdowns führen dazu, dass wiederholt Aufführungen abgesagt werden müssen. Inzwischen sind am Broadway Previews einer Neuinszenierung des Stücks mit neuer Besetzung unter dem Titel "Bad Cinderella" gestartet. Die offizielle Premiere des Musicals am Donnerstag, einen Tag nach seinem Geburtstag, verpasst Lloyd Webber aus privaten Gründen. Am Wochenende hatte er bekanntgegeben, dass sein ältester Sohn Nicholas schwer erkrankt ist. "Wie meine Freunde und Familie wissen, kämpft er seit 18 Monaten gegen Magenkrebs, und jetzt ist Nick im Krankenhaus." Deshalb sei sein Platz gerade an der Seite seines Sohns.
Ganz in seinem Element ist Lloyd Webber, als er zur Feier des 70. Thronjubiläums von Queen Elizabeth II. im Sommer 2022 vor dem Buckingham-Palast am Keyboard im purpurnen Anzug den Titelsong von "Phantom der Oper" begleitet. Für die Krönung von König Charles III. im Mai dieses Jahres wird er sogar mit dem Komponieren einer Hymne beauftragt. Er sei "unglaublich geehrt", teilt er mit. "Ich hoffe, meine Hymne wird diesem freudigen Anlass gerecht", so Lloyd Webber. An Ruhestand scheint der quirlige Brite auch im Alter von 75 Jahren noch lange nicht zu denken.