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Jubiläumsfolge "In aller Freundschaft": Der Funke springt nicht über
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Seit fast einem Vierteljahrhundert läuft im Ersten die Arztserie "In aller Freundschaft". Jetzt stand die 1000. Folge an. Wie war sie?
Es ist mittlerweile wie ein kleiner redaktionsinterner Running-Gag: Jeden Dienstagabend verabschiede ich meine Kolleginnen und Kollegen im Newsroom der "Freien Presse" mit den Worten: "Und heute Abend nicht vergessen: IaF!" Die Zeiten, als die lieben Mitstreiter zurückfragten "Ia-Was?", sind längst Geschichte. Nach 25 Jahren und 1000 Folgen von "In aller Freundschaft" weiß inzwischen selbst der größte innerredaktionelle Sachsenklinik-Ignorant, was ich meine. Die Reaktionen reichen von freundlichem Lächeln bis hin zum genervtem Augenbrauen-Hochziehen. Auch "Du mich auch", habe ich schon vernehmen müssen. Ich freue mich trotzdem auf die Sachsenklinik.
Nun also Folge 999 "Überhitzt" und 1000 "Ringtausch" gleich im Doppelpack. IaF-Leipzig ächzt unter einer Hitzewelle. Wie im echten Leben. Tatsächlich ein Thema, dass Krankenhäuser ernsthaft belastet. Nur eben nicht jetzt. Daher fällt es vielleicht etwas schwerer, emotional mitzuschwitzen - oder mitzufrieren, als sich Krankenschwester Miriam (Christina Petersen), Schwesternschülerin Jasim (Leslie-Vanessa Lill) und Pfleger Kris (Jascha Rust) unabsichtlich im Kühlraum der Klinik einsperren - weil die Tür zufällt und sich nicht von Innen öffnen lässt. Wie komisch. Geschenkt. Denn der Fall des kleinen Luis (wirklich reizend gespielt von Maximilian Brauer), der dringend eine Lebertransplantation benötigt, dessen Vater Daniel (Sönke Möhring) die Seinige wegen einer HIV-Infektion aber nicht spenden darf, ist durchaus interessant. Die Geschichte um den Zwölfjährigen lässt mitfiebern und macht den ein oder anderen Laien auf die rechtliche Problematik für Organspenden von HIV-Positiven in Deutschland aufmerksam, die er so vielleicht noch nicht gekannt hat. Dramatischer Höhepunkt und Ende der Folge schließlich die Entführung des kleinen Luis durch seine Mutter Ramona (Marie Zielke). Die an einer bipolaren Störung leidende Frau, die ihrem Jungen kurz vor der schwierigen OP noch ein paar schöne Momente am See verschaffen will, baut einen Autounfall. Dr. Heilmann (Thomas Rühmann), der seine Kollegin Dr. Kathrin Globisch (Andrea Kathrin Loewig) mit im Auto vermutet, befürchtet das Schlimmste. Da muss man sich einfach noch Folge 1000 anschauen.
Die Jubiläumsfolge wartet mit einer überraschenden Lösung zum Organspende-Problem für den kleinen Luis auf: Ein Ringtausch ermöglicht Vater Daniel, seine Leber an einen Patienten mit HIV in der Schweiz zu spenden. Im Gegenzug bekommt sein Sohn ein Organ aus der Schweiz dafür. Geschafft. Leben gerettet. Das ist die DNA von IaF - und wohl einer der Gründe, warum die Serie fast ein Viertel Jahrhundert so erfolgreich beim Publikum ist. Etwa fünf Millionen schalten sie Woche für Woche ein. Denn jeder könnte erkranken - und wünscht sich dann ein Klinikteam, dass um seine Genesung kämpft - oder um eine würdige Behandlung, wenn Genesung nicht mehr möglich ist. So wie sich Dr. Kaminski (Udo Schenk) um die an Demenz erkrankte Vera Bader (Claudia Wenzel) seit etlichen Folgen selbstlos und aufopferungsvoll kümmert. In der Jubiläumsfolge teilt sich der Obersarkast Kaminski gerade noch das Krankenhausbett mit ihr. Dann ist Bader plötzlich tot. Der Zuschauer fragt sich entsetzt: Wieso? Demenz ist doch nicht tödlich? Erst Minuten später erwähnt Kaminski, was eher beiläufig wirkt: "Wahrscheinlich ein stummer Schlaganfall im Schlaf." Es hätte ein paar Szenen mehr gebraucht, um der wirklich guten Geschichte Bader-Kaminski und den Umgang mit Demenz einen mitfühlenderen und würdigen Abschluss zu geben. Doch schon steht die Hochzeit des IaF-Vierteljahrhunderts an: Dr. Heilmann (seit Beginn von IaF im Jahr 1998 dabei) heiratet Dr. Globisch (seit 1999 dabei). Die beiden IaF-Urgesteine nach Hunderten Folgen persönlicher Tiefschläge im Bund der Ehe vereint. Na endlich, sagen die einen. Das könnte den Fels in der IaF-Brandung, das platonische Freundschaftsdreigestirn Heilmann-Globisch und Dr. Martin Stein (Bernhard Bettermann), ins Wanken bringen, befürchten die anderen.
Das ist nicht die schlechteste Ausgangslage. Denn solange die Spannung hält, bleiben die Zuschauer treu. Zwei neue Staffeln bis 2025 hat der MDR ja angekündigt. Bleibt zu hoffen, dass der emotionale Funke, den das Team der Sachsenklinik so oft auf seine Zuschauer überspringen ließ, weiter kräftig funkt - auch wenn's bei der Jubiläumsfolge, die gewiss mit hohen Erwartungen versehen war, nicht ganz so gut geklappt hat. (Jetzt mal in aller Freundschaft: Wollen Sie zur Hochzeit so geküsst werden, wie von Dr. Heilmann?)
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