"Nadel verpflichtet" heißt der neue Podcast der "Freien Presse": Hier werden ab sofort die wichtigsten Alben-Neuerscheinungen eines Monats, aber auch Klassiker aus gegensätzlichen Perspektiven in die Mangel genommen.
Chemnitz.
Falco ist ein "Atomino-Act", findet Lokführer Andi. Der heißt eigentlich Anja Jurleit und ist angesagter DJ unter jungen Chemnitzern, die in besagtem Klub gern abfeiern. Die 80er-Jahre stehen dabei sehr hoch im Kurs - ergo hat Andi den Wiener Superstar und seinen "Kommissar" im jugendlichen Party-Nachtleben kennen- und schätzengelernt. Tim Hofmann dagegen erinnert der erste Falco-Hit eher an Schuldiscos zu DDR-Zeiten: Der Kulturchef der "Freien Presse" ist als Teenager in den 80ern aufgewachsen und hat die Hits dieser Zeit am eigenen Leib erlebt (oder erleben müssen), als sie das hippe Ding der Stunde waren - ohne Retro.
Immer wieder haben die beiden Musik-Enthusiasten sich in den letzten Wochen und Monaten unter vier Augen über aktuelle und alte Platten, Trends und Klassiker unterhalten, sich gemeinsam gefreut oder auch leidenschaftlich gestritten beziehungsweise: sich über mal diverse, mal verblüffend einhellige Sichtweisen aus dem Blickwinkel zweier Generationen gewundert. Daraus entstand die Idee zu einem neuen Podcast-Format: Unter dem Titel "Nadel verpflichtet" bespricht und diskutiert das Duo ab sofort zum ersten eines Monats die wichtigsten Alben der vergangenen vier, fünf Wochen. Denn das Album-Format ist beiden Vinyl-Liebhabern verdammt wichtig, wenn es ums Musikhören geht. Wobei es natürlich immer auch sein kann, dass eine etwas ältere Platte mit "dazwischenrutscht" - erstens kann kein Mensch die aktuelle Überfülle der weit gefächerten Popkultur ganz erfassen, und zweitens entdeckt man ja immer wieder auch Platten neu (oder wieder!), die bereits ein paar Monate oder Jahre auf dem Buckel haben. Akutes Musikeinsaugen mit weitem Blick, sozusagen!
Der Auftaktmonat Mai ist dabei ein besonders ergiebiger - mit Rammstein, Kendrick Lamar, Harry Styles oder Florence and The Machine haben etliche kultisch verehrte Künstler lang erwartete neue Werke herausgebracht, die auch über ihre jeweiligen Genres hinaus Wellen schlagen. Vor allem auf den amerikanischen Rapper Lamar, der in Hip-Hop-Kreisen seit Jahren als kreatives Phänomen gilt, konnten sich beide, obwohl der Sprechgesangsmusik eher fernstehend, sehr gut einigen: "Mr. Morale & the Big Steppers" ist mit etwas Einhörzeit eine sensible Entdeckungsreise voller überraschender Klänge, die stellenweise schon Hörspielcharakter aufweist. Große Schnittmengen gibt es auch bei "Fleisch", dem Debütalbum der Sängerin Mia Morgan. Was nicht nur an deren geschickten Umgang mit den schönsten Wavebeats und Popsounds der - genau - 80er liegt, sondern auch an ihrer verblüffend offenen Auseinandersetzung mit den eigenen Schönheitsdämonen. Nach so einer Erfahrung kann man sich dann ja auch mal seiner Differenzen versichern, natürlich bei Rammstein, aber auch Harry Styles oder Florence and The Machine. Aber: Gerade in der Auseinandersetzung mit Musik, die man eigentlich nie hören würde, entdeckt man mitunter schöne Überraschungen. Glauben Sie nicht? Hören Sie selbst in "Nadel verpflichtet!". Dann klärt sich auch, warum das Falco-Album "Einzelhaft" als Klassiker der Folge nach 40 Jahren noch so frisch ist! (fp)
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