Kultur
"Geteilte Ansichten": Wie kommunistisch war eigentlich die DDR?
Der Historiker und Kommunismusforscher Gerd Koenen nimmt in der neuen Folge unseres Ostdebatten-Podcasts ein populäres Framing faktisch auseinander - aber nicht so, wie sie das strenge Gegner oder nostalgische Anhänger des "real existierenden Sozialismus" sich vorstellen!
Vielleicht liegt es an der Sehnsucht, in den Wirren aktueller Debatten mal Klarheit zu schaffen hinsichtlich vermeintlich abgeschlossener Kapitel: Also Schublade auf, alles rein was mit der Herrschaft im "Ostblock" zutun hat - und "Kommunismus" draufgeschrieben. Walter Ulbricht zu Stalin, der Warschauer Pakt zu Nordkorea, Mao zu Marx: Alles in...
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Immer doch schreibt der Sieger die Geschichte des Besiegten. Dem Erschlagenen entstellt der Sieger die Züge, aus der Welt geht der Schwächere und zurück bleibt die Lüge. - Berthold Brecht In “Das Verhör des Lukullus”
Das gilt scheinbar auch für jeden Sieg der liberalen Demokratie über die bösen Kommunisten.
Trotz allem scheint der untergegangene Staat DDR gegenwärtig nicht totzukriegen sein und bereitet seriösen wie selbsternannten Historikern immer noch Kopfzerbrechen.
Am meisten reden Leute über die DDR und ihren Kommunismusversuch, die ihn nie erlebt haben.
Ich flog fast vom Gymnasium als ich in Stabü über den ML sagte: "Jeder Krämer lobt seine Ware."
Wer sich die Geschichte der gebrauchten Republik anschaut...nur ein Fakt und paar Namen: 80 % der Richter waren Nazis, Lübcke, Kiesinger- Leute mit lupenreine FDGO Vergangenheit.
Klar, man schüttete kein schmutziges Wasser weg, man hatte noch kein sauberes.
Deshalb schützt die FDGO
auch nur vor den Mängeln anderer Diktaturen- nicht vor den eigenen!
Wer heute kritisch über Migration, Herkunft, Religion und Sozialisirung bestimmter Leute, die diese Gesellschft strapazieren, redet, wird mit Proll Hass überzogen und bei Beiträgen gesperrt.
Wir haben den Gesellschaftsversuch 89 verabschiedet und wollten Gerechtigkeit.Was bekamen die Deutschen der DDR? Den Rechtsstaat!
( sinngemäß nach B.Bohley)
Auch deshalb reagiert der Ex-DDR-Bürger auf den heute oft üblichen Belehrungs- und Erziehungsjournalismus besonders empfindsam und abbweisend.
Leider ist der 1. Kommentar an der Kapitalismuskritik gescheitert. Nur wenn man den Kommunismus bewerten soll oder kann, muss die Kapitalistische Gesellschaft auch bewertet werden. Ohne Feudalismus und Kapitalismus hätte es keinen Ausblick und Lehren auf den Kommunismus gegeben. Den klassischen Philosophen sei Dank, die wenigstens den Versuch unternahmen, eine Gesellschaft frei von Ausbeutung aufzuzeigen. Wie das Ganze ohne Diktatur in Freiheit erfolgen soll, ist noch nicht geklärt. Nach wie vor fließt der erwirtschaftete Mehrwert in die Kassen der Aktionäre und Eigentümer. Der Staat selbst partizipiert sowohl von der Arbeitnehmerschaft als auch von den Unternehmen. Je nach erfolgter Steuerpolitik kann er, so er will, für einen sozialen Ausgleich und vor allem Zusammenhalt sorgen. Die DDR scheiterte, weil der Sozialismus oder Kommunismus keiner war.
Die DDR verstand sich selbst als sozialistischer, nicht als kommunistischer Staat, der über Produktion, Produktionsmittel, Preise und Löhne entschied.
Marx hat sich meines Wissens nie explizit zu pädagogischen Fragen geäußert. Aber sein Satz, dass dass Sein das Bewusstsein bestimmt und nicht umgekehrt, wurde von den Ideologen auf den Kopf gestellt, so dass die ideologische Beeinflussung zum bestimmenden Element des gesellschaftlichen Lebens in diesem Land wurde und den Alltag bestimmte.
Rotlichtbestrahlung, wie sie genannt wurde, war allgegenwärtig.
Diesem Zweck dienten monatliche Gewerkschaftsversammlungen, Parteilehrjahre, an denen auch Nichtgenossen teilzunehmen hatten, Pionier- und FDJ-Nachmittage, Wehrdienst für Studierende, Staatsbürgerkundeunterricht, Wehrunterricht, namentliche Erfassung der Genossen Studenten zu Beginn eines Studiums usw. Die ZK-gesteuerten Medien nicht zu vergessen.
Spuren von Kommunismus konnte man da auch 1989 noch nicht entdecken.
Ob man immer wieder neue Überlegungen anstellen muss, was das nun genau politisch und gesellschaftlich in der DDR war möchte ich bald bezweifeln. Jeder der die DDR miterlebt hat weiß, was da los war und sieht diese Zeit oft auch aus seiner Sicht. Dabei kommen bekanntlich unterschiedliche Ergebnisse heraus, die den unterschiedlichsten Denkweisen oder Überzeugungen der Menschen entspringen. Angefangen von einer ideologisch kommunistisch überzeugten, über neutralen und stark ablehnenden Meinung dieser Zeit gegenüber ist da sicherlich noch alles dabei.
Was mich stört bei diesen sogenannten Aufarbeitungen vergangener Zeiten. Es soll immer der ablenkende Eindruck entstehen, früher war alles Mist heute ist alles viel besser, dass ist leider schon lange nicht mehr richtig. Gemeinsamkeiten, die man aus Vergleichen der heutigen Bundesrepublik zur DDR zieht lassen sich leider wieder erkennen und das ist das schlimme an der Sache.
@KT: Ja, der letzte Satz ist bemerkenswert. Noch interessanter ist Ihre Feststellung, ....könnte heute teilweise für manche Mitbürger unserer Gesellschaft der Kommunismus erreicht sein? Dem ist absolut nichts hinzuzufügen und ist ein treffender Denkanstoß, welchen man nicht überall verstehen will oder kann.
Beide "Systeme" haben etwas gemeinsam, man braucht Volk, welches es am Leben erhält umd zwar mit ALLEN Mitteln.
Ich habe bei Stabü in der Schule oft abgeschaltet, aber an die Aussage, 'wir leben im Sozialismus, als Vorstufe zum Kommunismus, den wir irgendwann erreichen', erinnere ich mich. Die Nachfrage warum nicht jetzt, wann der Kommunismus kommt und ob wir ihn noch erleben, hat unser sonst sehr überzeugter Lehrer nicht
beantwortet. Interessant war auch, dass im DDR Jargon oft Kommunismus mit Faulenzen gleich gestellt wurde, Bsp. 'was hast du für kommunistische Arbeitszeiten' o.ä.
Insofern, könnte heute teilweise für manche Mitbürger unserer Gesellschaft der Kommunismus erreicht sein?
Am Ende ist es mir egal, ob ich im Kommunismus oder Kapitalismus lebe, wenn ich als freier Mensch gleichberechtigt leben und mich entfalten kann. Dabei ist es natürlich selbstverständlich (?!), dass ich, wie jeder(?!), meinen Beitrag in der Gesellschaft zu leisten habe.
Die letzten Sätze dieses Artikels, ab "Im Westen..." treffen es punktgenau, was die Problematik Ost/West Verständnis betrifft.