„Godwin“ von Joseph O‘Neill: Millionenspiel um kickende Talente
Wer bei Joseph O’Neills neuem Roman einen Thriller oder Abenteuerroman erwartet, wird enttäuscht sein.
Ein Video elektrisiert europäische Fußballscouts. Es zeigt einen Bolzplatz irgendwo in Afrika mit einem Jungen, der traumwandlerisch Fußball spielt. Wer diesen Goldjungen namens Godwin findet, könnte das ganz große Geschäft machen. Doch niemand weiß, wo das Video entstand. Mark Wolfe, technischer Redakteur in Pittsburgh, hat mit Fußball eigentlich nichts am Hut, bis er bei einem Urlaub in Europa seinen windigen Halbbruder Geoff trifft. Dieser mischt im großen Fußballgeschäft mit und bittet ihn um Hilfe, das geheimnisvolle Video zu entschlüsseln. Plötzlich ist Mark mittendrin im Millionenspiel um kickende Jungtalente.
Wer bei Joseph O’Neills neuem Roman einen Thriller oder Abenteuerroman erwartet, wird enttäuscht sein, denn „Godwin“ ist vielmehr ein Gesellschaftsroman. Der Autor beleuchtet das globale Fußballbusiness von allen Seiten – philosophisch, soziologisch, wirtschaftlich, historisch. Das ist bisweilen zu langatmig geraten, zumal ein zweiter Erzählstrang abseits vom Fußball den Intrigen in Marks Redaktion nachspürt. Erst sehr spät finden die beiden auch im Stil sehr unterschiedlichen Erzählungen zusammen. (dpa)