Regionale Nachrichten und News mit der Pressekarte
Sie haben kein
gültiges Abo.
Regionale Nachrichten und News
Schließen
Weit verstreut und kaum als Gesamterlebnis fassbar: Die Skulpturen des Purple Path.
Weit verstreut und kaum als Gesamterlebnis fassbar: Die Skulpturen des Purple Path. Bild: Sebastian Paul, Matthias Zwarg, Ralf Wendland
Kultur

Kommentar zum Purple Path: Unfassbar - weil man Kunst allein lässt!

Ein riesiges Freilichtmuseum soll die über viele Orte verstreute Skulpturen-Sammlung um die Kulturhauptstadt 2025 werden. Die Kunst funktioniert nur einzeln - nicht aber ihre Zusammenschau.

Vermeintlich ist der größte Fehler des Purple Path eine Kleinigkeit, die bisher in Nebensätze weggewinkt wird: Wird noch!

Doch bei nüchterner Betrachtung ist die Sache gravierend: Der Pfad ist kein Pfad.

Auf dem Papier geht das Konzept hervorragend auf: Die Mischung der Werke stimmt, es gibt Reibungspunkte und reine Unterhaltung, niedrigschwellige Erbaulichkeiten wie auch hochklassiges Expertenfutter, hohe Schauwerte und spannende Reflexionstiefen. Große Namen und kleine Entdeckungen. Selbst die Anbindung in die Region bei gleichzeitiger Öffnung in die Welt gelingt der gezeigten Kunst sehr gut.

Der Haken ist aber: Dieses Bild zeigen die Werke nur gemeinsam. In der Zusammenschau, bei der Reibung und Harmonie interagieren, die Einzelteile zum größeren Ganzen werden. Genau das ist aber nicht zu erleben: Die Einzelskulpturen, weit auseinander, stehen nur für sich. Ein Wechselbad der Betrachtung wie beim Rundgang in einem Museum gibt es nicht. Die Verbindung zwischen den Kunstwerken bleibt damit eine konzeptionelle Behauptung, die zwar Websites, Broschüren und blumige Erklärungen schafft, aber kein Publikumserleben. Was schade ist, weil dadurch etwa die umstrittenen Werke nicht von der beruhhigenden Katalysewirkung der zugänglicheren Kunst profitieren können - und diese umgekehrt nicht von den Funken der Reibungsflächen: Da ist keine Symbiose.

So verpufft die Idee eines Freilichtmuseums komplett. Jedes Werk ist mit seiner Wirkung allein und steht im besten Fall in Beziehung zu seinem Aufstellungsumfeld, nicht aber zum "Purple Path". Dieser bleibt rein virtuell.

Wie das kommt? Weil die Werke keine inhaltliche Verbindung zueinander haben, gleichzeitig der Pfad aber eben kein realer Pfad ist. Man kann ihn nur theoretisch, nicht aber in tatsächlich sinnlicher Weise erfahren.

Das ist vor allem deshalb unverständlich, weil es eigentlich in ganz Europa ausreichend Erfahrung gibt mit Erlebniswegen und Freiluft-Museen - vom kleinen Kneipp-Spaziergang durch einen Park bis zur üppigen Weinstraße durch ganze Regionen. Einfachste Regel dabei: Je mehr Betrachtungszeit jede Position aufgrund ihres Erlebnisgehalts benötigt, desto weiter dürfen die Teile auseinander liegen. Sprich: Im Saurierpark sollten das nächste Exponat wohl besser immer in Sichtweite stehen - bei der Burgentour sind dagegen ein paar Kilometer Fahrt und selbst Etappenbildung über mehrere Tage kein Problem.

Da man die Kunst auf dem Purple Path nun aber nicht mehr näher "pfadig" aneinanderrücken kann, müsste man wohl den Einzelerlebniswert der besuchten Skulpturen entsprechend steigern. Wie? Vom Grundsatz her schwierig!

Die beste Lösung wären wohl Bustouren. Aber selbst da muss man aufgrund der zu weiten Streuung bezweifeln, ob dabei auf den langen Pendelfahrten das gewünschte Besuchererleben entstehen kann.

Es bleibt daher zu befürchten, dass der "Path" aufgrund seiner inhaltlich unstrittigen Qualität zwar gut wirkt, aber nur in den kulturellen Bilanzen. Die werden zum Ende der Kulturhauptstadt einmal dort entstehen, wo man auch das Projekt ersann: am Schreibtisch. Schöner wäre es, würde der Region ein auch im touristischen wie kulturellen Sinn wirklich erlebbares "Freiluftmuseum" bleiben - und zwar übers Kulturhauptstadtjahr 2025 hinaus. Mit besagtem Konstruktionsfehler ist das aber unwahrscheinlich.

© Copyright Chemnitzer Verlag und Druck GmbH & Co. KG
Das könnte Sie auch interessieren
23.10.2024
7 min.
Kurator im Interview: Wird der Purple Path noch zum echten Erlebnis, Herr Ochs?
Alexander Ochs, Projektleiter und Kurator "Purple Path".
Am Freitag wird das Programm für die Kulturhauptstadt 2025 verkündet, für das der regionale Skulpturenpfad Vorreiter ist. Warum ist also gerade am „Purple Path“ noch einiges offen?
Katharina Leuoth und Tim Hofmann
11.12.2024
4 min.
Der gewünschte Lerneffekt bleibt aus: Was nützen den Niners Chemnitz die Spiele in der Champions League noch?
Die Blicke von Victor Bailey (links) und Jonas Richter bei einer Auszeit sagen alles: Bei den Niners war gegen Derthona die Luft raus.
Die Basketballer sind angetreten, um in ihrer rasanten Entwicklung den nächsten wichtigen Schritt zu machen. Doch das Team liefert, wie beim 61:77 am Dienstag gegen Derthona, einfach nicht ab.
Thomas Reibetanz
11.12.2024
1 min.
Roses Trost für Schiedsrichter-Assistenten
Marco Rose tröstete nach dem Spiel nicht nur seine Profis - sondern auch Linienrichter Alessandro Giallatini.
Einer der Linienrichter weint nach dem Leipziger Spiel. Den Grund erfragt der RB-Trainer - und nimmt den Assistenten dann in den Arm.
14:00 Uhr
3 min.
Augenarztpraxis in Freiberg bietet jeden Tag freie Termine - Wie geht das?
Augenärztin Dr. Christiane Oswald bei einer Spaltlampenuntersuchung. Sie arbeitet für die Freiberger Zweigstelle des Augenzentrums Pirna, dass in das neue Gesundheitszentrum am Roten Weg eingezogen ist.
Wer zum Augenarzt muss und nicht lange warten kann, bekommt einen Termin im neuen Medizinzentrum am Roten Weg in Freiberg. Dort arbeiten gleich mehrere Augenärzte.
Cornelia Schönberg
30.11.2024
4 min.
Neue Skulptur am Schillerplatz in Chemnitz: Der Purple Path erreicht die Kulturhauptstadt
Thomas Ihle von der gleichnamigen Kunstgießerei, Bildhauer Christian Späte, Osmar Osten und Uwe Dziuballa freuen sich über das neue Kunstwerk auf dem Purple Path in Chemnitz.
Mit der ironischen Skulptur „Oben-Mit“ von Osmar Osten hat der Skulpturenpfad nun auch in Chemnitz Zuwachs bekommen. Das Interesse an der Einweihung kurz vor der Bergparade am Samstag war groß.
Matthias Zwarg
10.12.2024
3 min.
Was macht DSDS-Star Pietro Lombardi in Chemnitz?
Musiker Pietro Lombardi (l.) und Kraftverkehr-Geschäftsführer Thomas Waldheim bei einem Treffen in der Event-Location. Ab 2025 will Lombardi verschiedene Formate in Chemnitz auf die Beine stellen.
Der Sänger ist aus den Klatschspalten nicht mehr wegzudenken. Deutschlandweit bekannt wurde der 32-Jährige 2011, als er die Casting-Show „Deutschland sucht den Superstar“ gewann. Nun will er mit dem Chemnitzer Kraftverkehr zusammenarbeiten. Wie kommt das?
Denise Märkisch
Mehr Artikel