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Alles besser damals - oder nicht?

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Von Gesprächen mit Leuten, die mich wegen meiner Kolumne auf der aktuellen Seite "Leserforum" angerufen haben, berichte ich hier besonders gern, weil es mich freut, wenn ich überhaupt ein Feedback bekomme und sich jemand mit dem auseinandersetzt, was ich geschrieben habe. Und deshalb geht mir dies nun runter wie Öl: "Zu dem, was Sie da über die Post geschrieben haben, muss ich Ihnen mal etwas erzählen, aber ich bin auf Hundertachtzig, nur damit Sie es wissen", sagte sie und erklärte mir den Grund für ihren Ärger: Sie ist 90 Jahr alt, aber immer noch allein lebend und einigermaßen gut zu Fuß, lebt auf dem Land in einem kleinen Dorf, hat jetzt ein Einschreiben bekommen, war aber gerade nicht zu Hause, hat einen Hinweis im Briefkasten gefunden und darf den Brief jetzt in der Postfiliale im zwölf Kilometer entfernten nächstgrößeren Ort abholen. "Und wie, bitte schön, soll ich dahin kommen?", fragte sie mich stellvertretend für einen verantwortlichen Mitarbeiter der Post. Allein wegen dieses Auslösers für den Unmut hätte ich aber nicht von dieser Unterhaltung berichtet, verantwortlich dafür war vielmehr ihr abschließender Satz: "Die (...) Wessis sollen dahin zurückgehen, wo sie hergekommen sind, denn früher war das mit der Post alles viel einfacher und hat immer wunderbar geklappt." Diese Anmerkung habe ich, obwohl sie mir auf der Zunge lag und stark danach drängte, diese zu verlassen, aber für mich behalten: Bitte wiederholen Sie das, damit ich es aufnehmen kann, denn niemand glaubt mir sonst, wenn ich davon erzähle, dass es nach 30 Jahren wirklich noch viele Leute gibt, die so denken und über die Menschen aus den alten Bundesländern schimpfen. In drei von insgesamt von Gesprächen mit Lesern, die mich angerufen hatten, weil sie mit mir über den Artikel "Zehntausende Kinder ohne jeden Impfschutz" reden wollten, kam übrigens mehr oder weniger deutlich auch die Sehnsucht nach den alten DDR-Zeiten zum Ausdruck, ein Anrufer meinte beispielsweise: "Nicht zum ersten Mal  wünsche ich mir die DDR zurück, da wurde bei diesem Thema gar nicht erst lange gefackelt." Meine Reaktion darauf? Schweigen. Schon vor Jahren habe ich die Konsequenz daraus gezogen, dass die Versuche, mit den Lesern darüber, dass sie sich die DDR zurückwünschen, diskutieren zu wollen, vergebliche Liebesmüh sind, und schweige lieber. Ob ich da aufgegeben habe? Irgendwie schon. Ob ich darunter leide? Ganz bestimmt nicht.

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