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Auch ich: Ganz in Weiß ...

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Ganz unter uns, geben wir es doch einfach mal zu: Wir alle waren mal jung und haben als Kind oder auch als Jugendlicher für Sachen und Personen geschwärmt, bei denen wir uns heute an den Kopf fassen und denken beziehungsweise uns fragen: Wie war das nur möglich? In einer meiner Randnotizen aus den Protokollen der Gespräche mit Lesern geht es um eine meiner Schwärmereien in den sechziger und siebziger Jahren, zu der ich mich heute und aus einem aktuellen Anlass bekenne, ohne dass auch nur einen Moment darüber nachdenke, dass sich so etwas wie Scham dabei fühle; nein, das tue ich nicht.

Episode 1: Mittlerweile haben mich mehr als 20 Leute anrufen, nachdem sie vor zwei Wochen meine Kolumne "Falsch ist Falsch" gelesen hatten, um mit mir von häufig nicht richtig geschriebenen Wörtern oder speziellen Unarten der deutschen Rechtschreibung zu erzählen, weil sie sich gerade über diese Fehler besonders ärgern, wenn sie allgemein und besonders in der Artikel in der Zeitung lesen. Nicht immer geht es tatsächlich um eine Missachtung der Regeln, sondern um Fälle von Wörtern, die erst nach der Rechtschreibreform im Vergleich zu vorher anders geschrieben. Heute erzählte mir eine Frau in der Leitung, dass es ihr bei "infrage" (statt in Frage) und "aufgrund" (statt auf Grund) immer kalt den Rücken runter laufe. Wie immer bei solchen Gesprächen verweise ich darauf, dass mich selbst viel häufiger falsch gesetzte Satzzeichen ärgern und dass ich dabei dem Duden noch viel weniger folgen möchte, dass bestimmte Regeln nun einfach nicht mehr gelten sollten. Die Reaktion der Anruferin: "Komma setzte ich nach Gefühl, damit komme ich ganz gut durchs Leben."

Episode 2: Weil ich diesem Leser gern ein Gefallen tun möchte, zumal ich seine ebenso kritischen wie konstruktiven Beiträge zu Artikeln in der Zeitung zu schätzen weiß, möchte ich an dieser Stelle etwas richtigstellen. In dem Artikel "Zeit seines Lebens wollte Roy Black ein anderer sein" über den 1991 verstorbenen Schlagersänger, der an diesem Tag 75 Jahre alt geworden wäre, waren diese Sätze zu lesen gewesen: "1966 bringt 'Ganz in Weiß' den Durchbruch. Insgesamt verkauft sich die Platte 2,5-Millionen-mal. Wochenlang ist der Hit auf Platz 1 der Hitparade. Er wird zum Idol für Millionen. Hits hat er dann zwar kaum noch." Der Leser betonte, dass das so nicht stimmen würde. Denn:  mit "Goodnight my Love", "Meine Liebe zu dir", "Bleib' bei mir", "Das Mädchen Carina" und "Dein schönstes Geschenk" hatte Roy Black bis in den Winter 1969/70 fünf weitere Nummer-eins-Hits in Deutschland. Dazu möchte ich gestehen: Ich habe von diesem Leserhinweis nur berichtet, weil Roy Black in meinen Kindertagen für mich tatsächlich so etwas wie ein Idol für mich war; mag mich das heute vielleicht verwundern, aber der Mann gehört zu den Menschen, denen ich wichtige musikalische Impulse verdanke. Weswegen ich nun mit dem Lied "Ganz in Weiß" zu einer Gedenkminute einladen und über den Artikel in der Zeitung hinaus an Roy Black erinnern möchte. Noch ein Hinweis: Alle jungen Leute trugen damals solche Klamotten und hatte diese Langhaarfrisuren.

Episode 3: Auf dem Foto zu dem Bericht "Flüchtlinge gegen Deutsche, Deutsche gegen Flüchtlinge" heute auf der Seite "Kommentar & Hintergrund" ist eine Frau zu sehen, die ein Schild mit der Aufschrift "Heimatliebe ist kein Verbrechen" in den Händen hält. Weil mich häufig Meinungen erreichen, die ich für so wertvoll halte, dass es mir leid tun, dass sonst niemand davon erfährt, möchte ich diese nun genau aus diesem Grund wiedergeben: "Ich erinnere mich nicht, dass das jemand behauptet. Das Problem ist nur, was diese Heimatliebe tatsächlich ist. Ein Gefühl, aus dem sich keinerlei Anspruch ableiten lässt. Wenn Heimatliebe zur gleichmacherischen Ausgrenzung führt, dann kann daraus eben doch Kriminelles entstehen. Der Syrer und der Afghane liebt seine Heimat, wie die Plakatschwenkerin. Nicht die Heimatliebe macht den Chauvinisten, aber die Überhöhung schon."

Episode 4: Auf eine Diskussion beziehungsweise einen Streit mit Lesern lasse ich mich eigentlich nur ein, wenn ich tatsächlich davon ausgehen kann, zum einen recht zu haben und zum anderen bei meinem Gesprächspartner vielleicht doch Überzeugungsarbeit leisten zu können. Bei dieser Unterhaltung war das der Fall, denn der "Stammkunde" unter meinen Anrufern, der sich immer gern mal wieder bei mir meldet, wenn er Formulierungen mit nicht zulässigen Steigerungen wie "war die einzigste Teilnehmerin" in einem Artikel entdeckt hat, zitiere zuerst aus einem Bericht diesen Satz: "Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf habe für den Geschäftsführer oberste Priorität." Dann sagte er: "Das ist sprachlicher Unsinn, weil etwas nur Priorität haben kann oder eben keine, weshalb es auch eine oberste gar nicht geben kann." Kurz habe ich darüber nachgedacht, dann auch widersprochen: "Das sehe ich anders, denn ich beispielsweise bei meinen Freizeitbeschäftigungen eine Priorisierung vornehmen, dann steht das Putzen der Wohnung ganz unten und das Radfahren ganz oben, weshalb ich von mir behaupte: Durch die Landschaft zu düsen genießt bei mir oberste Priorität, mit dem Wischmopp durch meine Zimmer zu wienern unterste Priorität." Reaktion des Anrufers: "Wollen Sie mich ver...?"

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