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Der Eisberg, nicht nur die Spitze
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Diesmal verschone ich meine Kollegen in der Redaktion und verzichte darauf, ihnen das, was nun geklärt werden muss, als einen Auftrag zu einer möglichst investigativen Recherche ans Herz zu legen, sondern mache es mir ganz einfach: Wer diesen Blog liest (mehr oder weniger regelmäßig oder heute mal rein zufällig) möge sich aufmachen, auf die Frage, die ich gleich stellen werde, eine Antwort zu finden, denn mir ist dies innerhalb der mir von mir selbst zur Verfügung gestellten Zeit von einer Minute und 20 Sekunden nicht gelungen. Also, darum geht es, dies ist die Frage: Hat der Eisberg, mit dem die Titanic am 14. April 1912 kollidierte und als Folge davon schließlich sank, sich im Meer schwimmend so schnell bewegt, dass er als ein Auswirkung dieser Bewegung sich auf das Passagierschiff zubewegte und deshalb quasi eine Mitschuld daran trägt, dass der riesige Stahlkoloss ihm nicht ausweichen konnte und schließlich unterging, oder war diese Bewegung des Eisbergs so minimal, dass sie überhaupt keine Auswirkung auf den Zusammenstoß hatte und deshalb als Teil der Kausalkette, die zu dem Unglück führte, nicht infrage kommt? Für mich habe ich beschlossen, nicht länger als eine Minute und 20 Sekunden im Netz nach einer Antwort darauf zu suchen; die Gründe behalte ich aber mal lieber für mich. Das Thema dieses Blogeintrages ist dieses: Warum muss diese Frage überhaupt gestellt werden? Darauf habe ich sogar eine Antwort. Zwei Leser haben deswegen angerufen:
Auf der Titelseite der heutigen Ausgabe der "Freien Presse" war ein Foto zu sehen, das einen Eisberg zeigte, und der erste Satz in dem Text daneben mit der Überschrift "Grönland schmilzt" lautete: "Ein riesiger Eisbrocken wie dieser hatte 1912 die Titanic gerammt." Die beiden Anrufer meinten, ich zitiere aber nur den einen: "Entweder hat sich der Eisberg tatsächlich so schnell bewegt, was ich aber nicht glaube, oder hier stimmt etwas mit der Grammatik nicht." Es hat eine Weile gedauert, bis ich begriffen habe, was die beiden Anrufer hier anmerken beziehungsweise kritisieren. Also:
Wenn sich der Eisberg bewegt hat, ist der Satz richtig: "Ein riesiger Eisbrocken wie dieser hatte ..."
Aber wenn sich der Eisberg nicht entscheidend von der Stelle bewegt hat und demzufolge auch die Katastrophe nicht mitverursacht hat, muss der Satz richtig heißen: "Einen riesigen Eisbrocken wie diesen hatte 1912 die Titanic gerammt."
Ob das alles wichtig ist? Keine Ahnung, aber wenn zwei Leute deswegen bei mir angerufen haben, darf ich hier davon berichten, weil ich nämlich möchte, dass meine Arbeit so transparent wie möglich ist und niemand mir vorwerfen kann, ich würde hier (tatsächlich) im stillen Kämmerlein mein eigenes Ding machen. Ich versichere: Dem ist nicht so? (Richtiger Fall? Oder besser: Das ist nicht so?)
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