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Dunkelheit kann man nicht sehen

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Eines gleich vorweg: Ich lasse nachts nicht das Licht an. Ich bin nicht feige, ich fürchte mich auch nicht im Dunkeln. Bei Läufen in der Dämmerung beschleicht mich trotzdem ein mulmiges Gefühl. Links ein unheimliches Rascheln. Rechts ein angsteinflößender Schatten. Was hinter mir ist, will ich gar nicht wissen. Wilde Tiere, Werwölfe und Geister machen mir weniger Sorgen. Das Gruseln bekomme ich bei dem Gedanken an Triebtäter und Psychopathen. Erst vorgestern wurde am erzgebirgischen Eisenweg, Teil meiner Laufstrecke, ein ausgeweideter Schafskadaver gefunden. Grausam. Ich bin zwar kein trächtiges Schaf, aber was weiß ich schon, wer es hinter Bäumen und Sträuchern auf mich abgesehen hat.

Was kann ich tun, um mich als alleinlaufende Frau sicherer zu fühlen? Ich frage Google. Der erste Eintrag leitet mich auf eine Seite für gut sitzende Sport-BHs. Auch wichtig, aber nicht das, wonach ich gesucht habe. Nachdem ich mich durch Einträge wie "Laufen lernen mit hohen Schuhen" oder "Warum netten Männern die Frauen weglaufen" gescrollt habe, werde ich endlich fündig. Sicherheitstipps für brenzlige Situationen. Ich soll zum Beispiel den Mp3-Player zuhause lassen, mir einen Laufpartner suchen, nicht durch unbewohnte Gegenden laufen, mein Handy mitnehmen und ein Pfefferspray bei mir tragen. Im Angriffsfall soll ich den Namen einer imaginären Person rufen. Die Seite empfiehlt auch, sich Techniken in Selbstverteidigung anzueignen. Fehlt nur noch eine YouTube-Verlinkung zu Chuck Norris' "Roundhouse-Kick". Der letzte Tipp lässt mich schmunzeln: "Verhalten Sie sich betont unweiblich. Tragen Sie keine eng anliegende Kleidung und vermeiden Sie eine typisch weibliche Frisur."

Klingt irgendwie, als sollte ich mir Glatze rasieren und beim Joggen in einen Kartoffelsack gehüllt alle zehn Meter auf den Weg spucken. Dabei möchte ich doch nur in Ruhe laufen. Ich beschließe, zumindest mein Handy in Zukunft immer dabei zu haben. Dann kann ich reale Personen anrufen und muss keine Fantasienamen brüllen. Das mit dem Pfefferspray lasse ich sein. Könnte schließlich sein, dass der Angreifer es gegen mich verwendet. Das Klügste ist vermutlich, ich trainiere neben meiner Ausdauer öfters meine Schnelligkeit. Dann renne ich einfach davon. Das ist nicht feige. Das ist umsichtig.

Noch 204 Tage bis Tag X

Läufe: 2

Wochenkilometer: 20

Gemütslage: Erschrocken

Fazit Woche 3: Im Dunkeln ist nicht gut Munkeln. Ich freue mich, dass die Tage allmählich wieder länger werden. Laufen ist bei Tageslicht wesentlich entspannter.

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