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Erst eine Nummer, dann die Mauer

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Meine "Sprechstunde" begann heute damit, dass um kurz nach zehn ein Leser mir diese Bitte vortrug: "Ich bin auf der Suche nach einer Telefonnummer, können Sie mir da weiterhelfen?". Warum er bei der Zeitung und nicht bei der Auskunft angerufen hatte, dürfte deutlich werden, wenn ich den Hintergrund kurz zusammenfasse: Die Frau, deren Nummer er gern hätte, ist die Schwester eines in den Stadtrat gewählten Kommunalpolitikers, über den eine freie Mitarbeiterin der Redaktion unmittelbar nach der Kommunalwahl vor zehn Wochen berichtet und ihn porträtiert hat, wobei der Anrufer mir nicht sagen konnte, ob sie noch den gleichen Nachnamen oder vielleicht doch geheiratet und einen anderen angenommen hat. Für mich behalten möchte ich aber, und dafür bitte ich um Nachsicht, wie das Gespräch ausgegangen ist, wobei ich nicht unerwähnt lassen möchte, dass der Anrufer natürlich nicht im Netz unterwegs ist und das Internet grundsätzlich ablehnt. Gerade hatte ich den Hörer aufgelegt (eigentlich einen Knopf des Headsets gedrückt), als es erneut klingelte und mich ein Leser mit Nachdruck daran erinnert hat, dass ich im vergangenen Jahr mich dazu entschlossen und dies hier auch verkündet hatte, künftig an keinem einzigen 13. August mehr zu arbeiten, sondern mir einen freien Tag zu gönnen, denn der Mann schnaubte mir lautstark ins Ohr: "Sie wissen schon, junger Mann, was heute für ein Datum ist, aber ich lese kein einziges Wort darüber in der Zeitung, Sie sollten sich schämen." Noch zwei Anrufer beklagten sich bei mir darüber, dass der Tag des Mauerbaus meinen Kollegen offenbar keine Zeile wert gewesen sei und ließen sich auch nicht beschwichtigen, nachdem ich gesagt habe: "Lesen Sie bitte morgen die Zeitung und rufen mich dann bitte noch einmal an." Dass ich ein Eingeweihter bin und immer schon einen Tag früher weiß, was am nächsten in der "Freien Presse" zu lesen ist, war für die drei Leser völlig ohne Bedeutung. Letztendlich habe ich für heute dann den Glauben an meine Überzeugungskraft zu Grabe getragen, weil ich einen Vertreter der K-Fraktion (K wie klug, aber wenig einsichtig, dafür umso schadenfroher) nicht davon überzeugen konnte, doch ein bisschen nachsichtiger mit dem Autor des Artikels "Eingelagert für die Ewigkeit" heute auf der Seite "Zeitgeschehen" zu sein, weil er sich sicher nichts dabei gedacht hat, als er in seiner Reportage einmal von Neonlampen und an anderer Stelle von Neonleuchten geschrieben hat, obwohl er doch ganz bestimmt weiß, dass bei dieser Art von Leuchtröhren schon lange kein Neon mehr als Gas zum Einsatz kommt, weshalb man doch davon ausgehen sollte, dass der Reporter einfach nur ein umgangssprachlich gebräuchliches Synonym verwendet hat. Sein abschließender Kommentar zu meinen Erläuterungen: "Ich bin enttäuscht." Und wer sich jetzt beklagen möchte, weil dieser Blogeintrag wieder mal viele Schachtelsätze enthält und darüber hinaus auch noch keinen einzigen Absatz, dem möchte ich sagen: Das entspricht gerade genau der Einschätzung meiner aktuellen mentalen Verfassung, und geteiltes ist nun mal halbes Leid.

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