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Man muss nicht zwingend masochistisch veranlagt sein, um lange Distanzen zu laufen. Es könnte aber helfen. Pfingstsamstag, 18 Uhr, 30 Grad im Schatten, in der Sonne brütende Hitze: ich wünsche mir einen Knüppel. Und jemanden, der ihn mir über den Kopf zieht, damit ich mich hinlegen kann und nicht mehr rennen muss. Eine Flasche Wasser hätte es aber für den Anfang auch getan. Leider bekam ich nichts von all dem.

Mein erster Ü20-Lauf war eine Katastrophe. Wann war gleich nochmal der Marathon? Nicht daran denken. Panik: ausblenden. Schließlich waren die Voraussetzungen auch denkbar schlecht. Wenig Schlaf, viel Sonne, keine Kopfbedeckung, nicht mal Wasser für unterwegs und Bullenhitze - wir sind losgezogen wie die Friseure. Kann ja keiner ahnen, dass der 25 Kilometer-Lauf auf das heißeste Pfingsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen fällt...

Schlaufüchse, dachte ich, rennen nicht in der Mittagshitze, sondern am späten Nachmittag. Ein Dummkopf war ich! Um 17 Uhr, als die Temperaturen ihren Höhepunkt erreichten, trotteten wir über staubige Waldwege und schleppten uns über glühenden Asphalt. Eis schleckende Spaziergänger bedachten uns mit mitleidigen Blicken, Autofahrer schüttelten verständnislos den Kopf. Hätte ich an ihrer Stelle auch gemacht.

Nach der Hälfte der Strecke zwang mich ein zwanzigminütiger Anstieg schließlich in die Knie. Ich ging ein Stück, rannte wieder, ging, rannte, ging. Bis ich endlich oben war. Mein Bruder war nur mehr eine joggende Silhouette  in der Ferne, mein Freund wanderte solidarisch neben mir her. So marschierten wir weiter, mal gehend, mal laufend. Umkehren wäre an der Stelle ja auch blöd gewesen. Auf den letzten sechs Kilometern meldete sich mein Bruder, der inzwischen zu Hause war, und bot an, uns abzuholen. Kommt nicht in Frage. Man kann einen Brief aufgeben, aber niemals einen Lauf!

Über drei Stunden haben wir schließlich gebraucht. Fast eine Stunde mehr als geplant. Die Sonne war nur noch ein kleiner roter Ball am Horizont und der Samstagabend - gelaufen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Aber es war nicht alles schlecht. Zumindest habe ich die Erfahrung gemacht, dass auch der anstrengendste Weg irgendwann zu Ende ist. Und es kann nicht schaden, bereits im Training mal die Grenzen auszuloten. Beim nächsten LDL, wieder Samstag, bin ich besser vorbereitet. Vermutlich werde ich zwar trotzdem keinen neuen Geschwindigkeitsrekord aufstellen. Aber uns muss es auch geben, uns Langsam-Läufer, uns Ins-Ziel-Schleicher, uns Bergab-Bremser. Und sei es, damit wir Krücken im Feld die Spitzenläufer gut aussehen lassen.

Noch 120 Tage bis Tag X

Läufe: 2

Wochenkilometer: 31

Gemütslage: Gedämpft

Fazit Woche 15: Der letzte Lauf war nicht mein Freund - aber zumindest mein Lehrer. Aufstehen, Dreck abklopfen und alles auf Anfang. Nach dem Lauf ist vor dem Lauf.

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