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Hightech-Töpfchen

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In Sachen Toilettenkultur sind die Japaner ein geschäftstüchtiges Völkchen. Das liegt am besonderen Spannungsfeld zwischen Reinlichkeit und Peinlichkeit. Sauber und unauffällig sollen das große und kleine Geschäft vonstatten gehen. Das hat dem Land der aufgehenden Sonne so skurrile Erfindungen wie die "Geräuschprinzessin" beschert. Grund: Japanische Frauen neigen dazu, während des Toilettengangs ständig die Spülung laufen zu lassen, um Körperfunktionen zu übertönen. Als Aufklärungsfilme gegen diese Form von Verschwendung keine Wirkung zeigten, erschien in den 1980er-Jahren ein Gerät namens Otohime - auf Deutsch "Geräuschprinzessin" -, das den Klang einer Klospülung nachahmt.

Die "Geräuschprinzessin" ist längst nur ein kleines Detail einer Branche, die herkömmliche Keramikschüsseln zu Hightech-Objekten hochgerüstet hat. In vielen japanischen Haushalten findet man inzwischen sogenannte Washlets mit auf Körpertemperatur geheizten Brillen, Luftabzugsvorrichtung und Wasserdüse, die den Popo nach dem Austreten einer Grundreinigung unterzieht. Der Keramikhersteller Inax glaubt nun, einen weiteren Meilenstein gesetzt zu haben. Im Februar erscheint ein Washlet namens Satis, benannt nach einer ägyptischen Göttin, die als Spenderin kühlen Wassers gilt. Die besondere "Satis"-Faktion besteht darin, dass sich die Toilette per Smartphone-App bedienen lässt. Via Bluetooth-Funk lässt sich nicht nur der Deckel heben und senken, vielmehr kann man den Wasserverbrauch und die Stärke des Bidet-Strahls einstellen, in Nutzerprofilen hinterlegen und für den Hausarzt sogar ein Toiletten-Tagebuch anlegen. Vermutlich ermittelt er aus den Daten dann so etwas wie den Geschäftsklima-Index. Damit nicht genug der Finessen: Selbst Musik überträgt die App vom Smartphone aus aufs Klosett. Denn die ist mit Lautsprechern ausgestattet und sorgt damit auch für das richtige akustische Fluidum. Wenn es also wieder mal länger dauert, hilft vielleicht kein Snickers, aber vielleicht ein Titel von Nina Simone: "Let It All Out".

Rund 3500 Euro lässt sich der Hersteller seine Erfindung kosten - und gibt damit allen recht, die meinen, das sei für den Allerwertesten. Denn es stimmt. Und wer's bezahlt, hat anderen etwas voraus: das sogenannte Schüsselerlebnis.

Von Ronny Strobel

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