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Mehr geht manchmal eben nicht
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Ein Leser hat mir eine ganze Reihe von Wörtern und Formulierungen mitgeteilt, die er immer mal wieder in der Zeitung gelesen hat, weshalb er davon ausgehen darf, dass er uns darüber informieren kann, welchen Unsinn manchmal in Artikeln geschrieben steht. Nur einige Beispiele von den vielen, der er genannt hat, in denen es um Adjektive geht, die gesteigert werden, obwohl das gar nicht geht: "Ein Verhalten ist neutral oder nicht neutral. Da gibt es kein weniger und kein mehr", meinte der Mann. Gefunden im Archiv habe ich unter anderem diesen Satz: "So soll als nächstes unter anderem die DDR-Zeit noch detaillierter und vor allem neutraler als bisher aufgearbeitet werden." An den sprachlichen Pranger gestellt hat er auch die Redewendung "im wahrsten Sinne des Wortes", die er als eine der häufigsten Sünden im Alltagsdeutsch bezeichnete. In den vergangenen vier Wochen stand diese Redewendung vier Mal in der Zeitung, einmal in diesem Zusammenhang: "Dann überschlugen sich allerdings die Ereignisse dermaßen, dass den knapp 200 Zuschauern im Sportareal im wahrsten Sinne des Wortes der Atem stockte." Als sprachlichen Unfug bezeichnete er außerdem die nicht mögliche Steigerung von optimal beispielsweise in der Formulierung "optimalsten Ergebnisse". Gefunden habe ich diesen Satz: "Um nach dem Absprung vom Schanzentisch die optimalste Tragfläche für den Aufwind zu haben, dürfen die Ski nicht zu sehr seitlich angekippt sein, sondern müssen plan in der Luft liegen."
Weil ich nachvollziehen kann, warum der Leser sich über solche nicht "steigerbaren" Adjektive ärgert, obwohl ich in diesen Fällen niemals auf die Idee käme, meine Gesprächspartner ins Wort zu fallen und sie zu verbessern oder meine Kollegen in der Redaktion darauf hinzuweisen, wenn es ihnen mal wieder passiert ist, möchte ich zum Abschluss noch die drei nennen, die ich selbst häufig höre oder lese und denke: Weiß der Autor das nicht, kenn mein Gegenüber diese Regel nicht? Also, ich zitiere nur, ohne den Fehler zu nennen, er dürfte sich erschließen: " (...) war die einzigste Teilnehmerin bei den Bezirksmeisterschaften über die langen Strecken." Ganz ehrlich? Bei diesem Fehler muss ich mich immer besonders beherrschen, um ihn nicht zu korrigieren: Der Bürgermeister: Kommune und BI seien sich einig, „dass man sich in keinster Weise mit dem gefassten Beschluss der Landesdirektion zufrieden geben wird (...)." Streiten tue ich mich gerne, wenn ich diesen Superlativ lese, aber ich gebe zu, dass ich in diesem Fall häufig auf Widerstand stoße. In einem Interview war zu lesen: "Das entscheidendste aller Themen ist für mich aber die Digitalisierung." So, das soll reichen, obwohl der korrekte Gebrauch der deutschen Sprache zu meinen Lieblingsthemen gehört, gerade weil ich davon ausgehe, dass ich selbst noch Fehler mache und versuche, die Zahl so gering wie möglich zu halten.
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