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In meinen Blogeinträgen an einen Mittwoch geht es fast immer um Reaktionen von Lesern auf meine Kolumne auf der Seite "Leserforum". Ich betone das deshalb, weil es dabei in den seltensten Fällen um Gespräche mit Lesern geht, in denen ich mit einem Lächeln auf das reagieren konnte, was ich da an Hinweisen oder auch Kritik zu hören bekommen habe. Insofern ist das, was mir heute eine Anruferin zu meiner Kolumne von unter der Überschrift "Einmal erfolgreich" vor einer Woche sagte, tatsächlich so etwas wie eine Ausnahme. Die Frau bezog sich auf das, was eine Leserin mir zu einem Bericht darüber gesagt hatte, dass es in Deutschland in öffentlichen Saunen verpönt sei, sich in Badebekleidung in die Schwitzkabine zu setzen, weil sie es sich von niemanden vorschreiben lasse, wann sie sich wem nackt zeigen wird. Die Leserin heute meinte dazu: "Die Frau kann sich doch um die ihr wichtigen Teile ihres Körpers ein Handtuchwickeln, damit niemand sie sieht."

Von der gleich starken Aussagekraft war dann auch den Hinweis einer Anruferin, die sich bei mir gemeldet hat, nachdem sie heute meine Kolumne "Ich bin Single" gelesen hatte. Sie bezog sich auf die Beispiele von Anglizismen, die meiner Ansicht nach nicht mehr als solche kritisiert werden sollten, weil sie sich überzeugend in den deutschen Sprachwortschatz etabliert haben und jeder weiß, was darunter zu verstehen ist, und die deutsche Alternative dazu eher unbeholfen, wenn nicht sogar lächerlich wirkt. Die Leserin meinte: "Das Leibchen ist ein Unterhemd ohne Arme, während das T-Shirt welche hat und deshalb wie ein T aussieht, wenn man es vor sich hinlegt."  Und weil ich mich darauf vorbereitet hatte, dass ich mich wieder verteidigen muss, weil ich die DDR nicht persönlich erlebt habe, konnte ich der Frau in der Leitung eine Definition vorlesen, die ich bei Wikipedia gefunden hatte: "Ein T-Shirt (...), in Bayern, Schwaben, Schweiz, Südtirol und in Österreich auch Leibchen, Leible genannt (in Bayern und Österreich auch Leiberl), in Ostdeutschland auch als Nicki bezeichnet, ist ein Kleidungsstück aus Baumwolltrikot mit meist kurzen Ärmeln, einem runden oder V-förmigen Ausschnitt, ohne Kragen, Taschen oder Knöpfe." Die Reaktion der Anruferin: "Stimmt, früher durften wir nur Nicki sagen."

Tatsächlich aber habe ich heute auch etwas wirklich Neues gelernt, denn ich musste mich von einem Anrufer davon überzeugen lassen, dass auch der Duden manchmal nicht allwissend ist, denn dort hatte ich nachgeschaut und erfahren, dass "okay" aus dem amerikanischen Englisch stammt, was aber nicht wirklich so ist. Ich fasse zusammen, was mir der Mann in der Leitung erklärte: Im Jahrhundert wurde in Deutschland bei zur Veröffentlichung bestimmten Texten ein "alles korrekt" an den Rand geschrieben, wenn keine Fehler gefunden worden waren und der Schriftsatz gedruckt werden konnte. Diese Verfahrensweise kam über deutsche Einwanderer nach Amerika, wurde dort aber, weil sich das Englische durchsetzte, zum "all correct" wurde. Zu der Zeit gab es aber die Mode, absichtlich falsche Schreibweisen zu verwenden, weshalb ist dann irgendwann nur noch "oll korrekt" oder "okay" hieß. Ich möchte nicht so weit gehen zu behaupten, dass ich jetzt gelassener durchs Leben gehe, weil eine wesentliche Wissenslücke in meinen Gehirnwindungen geschlossen wurde, aber interessant fand ich diesen Hinweis doch.

Und wenn es eine solche Rubrik bei mir gäbe, wobei ich (sprichwörtlich) einen Teufel tun werde, sie einzuführen, würde ich heute wieder einmal einen mir von einem Leser vorgetragenen "Spruch des Tages" wiedergeben können. Der Mann hatte sich bei mir gemeldet, nachdem er vor einigen Tagen in der Zeitung den Artikel "Paketlieferung bis zur Haustür könnte teurer werden" gelesen hatte, und sich nun darüber beschweren wollte, dass er gerne eine solche Alternative in Anspruch nehmen würde, aber leider in seiner Stadt und über deren Grenzen hinaus weit und breit keine Paketstation der Deutschen Post zu finden sei. Und außerdem: "Keine Alternative auch für Kunden, die gehbehindert sind und/oder kein eigenes Fahrzeug haben und auf öffentliche Busse angewiesen sind, die im ländlichen Raum nur unzureichend fahren." Seine Kritik schloss er mit einem Zitat ab, das ich für unsere heutige Zeit einfach nicht nur angebracht, sondern ganz wunderbar finde:

 

Sicherheit erreicht man nicht,

indem man Zäune errichtet.

Sicherheit gewinnt man,

indem man Tore öffnet.

 

(Urho Kekkonen)

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