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Papier oder Plastik - selbst kümmern?
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Eigentlich wird die Frau in der Leitung heute um kurz nach elf vor dem Gespräch mit mir gedacht haben, dass sie mir, nachdem sie meine Kolumne "Alles für das Klima" auf der aktuellen Seite "Leserforum" gelesen hatte, kurz mal erzählt, dass auch ihr etwas passiert ist, worüber sie sich geärgert hat, weil man dieses Problem ihrer Ansicht nach auch klimafreundlicher hätte lösen können. Nach einer Viertelstunde, während der wir beide kontrovers diskutiert und sogar ein bisschen gestritten haben, wird sie sich möglicherweise gefragt haben, ob das so eine gute Idee gewesen sei, mal meine Nummer zu wählen. Ich hätte es mir auch einfacher machen können, denn wenn ich ihren Hinweis zur Kenntnis genommen und mich dafür bedankt hätte, wäre die Unterhaltung auch nicht weniger als einer Minute beendet gewesen; habe ich aber nicht, und so prallten dann offenbar tatsächlich Weltanschauungen aufeinander. Dass es dabei wieder einmal um die DDR ging, hat dem Gespräch noch zusätzliche Brisanz gegeben. Nur muss ich mir jetzt Mühe geben, das Streitgespräch in den wenigen mir hier zur Verfügung stehen Zeilen hier zusammenzufassen. Ich will es versuchen:
Darum hatte sich die Leserin bei mir gemeldet: "Im meinem Supermarkt kann ich jetzt solche Netze kaufen, in denen ich das Obst und Gemüse aufbewahren und auf die Waage legen kann, damit ich keine dieser dünnen Plastiktüten mehr benutzen muss", erklärte sie mir und fügte hinzu: "Und wissen Sie was? Sie ist aus Polyester. Das darf doch wohl nicht wahr sein." Kurz von meiner Seite etwas zum Hintergrund: Ich habe mir vor einigen Wochen auch im Supermarkt meines Vertrauens solche Netze (drei Stück für zwei Euro) gekauft und benutze sie auch, doch einfach ist das nicht gewesen, weil man sie am Info-Schalter zunächst entwerten lassen muss, um beim nächsten Besuch nicht als Dieb betrachtet zu werden, während man selbst vor dem nächsten Einkauf etwas mühselig die Klebeetiketten mit dem Preis entfernen muss, denn einfach überkleben ist nicht gestattet, man könnte ja auf die Idee kommen zu schummeln und bei der erneuten Nutzung einfach das vorherige Etikett drauf lassen und mehr Ware in den Beutel zu tun. Dass die Netze aus einem Kunststoff sind, hatte ich auch registriert, es aber akzeptiert, weil sie häufig benutzt und irgendwann dann in der Gelben Tonne entsorgt werden können. Das aber konnte die Frau in der Leitung gar nicht verstehen: "Entweder bin ich für oder gegen Plastik bei Verpackungen, da muss man sich doch entscheiden." Geantwortet habe ich: "Dann versuchen Sie doch bitte mal ein Duschbad, eine Tube Zahnpasta oder einen Haushaltsreiniger zu kaufen, der nicht in einer Kunststoffverpackung ist, das wird Ihnen nicht gelingen, man muss also zwangsweise den einen oder anderen Kompromiss machen."
Mit dieser Frage wollte sie mich entwaffnen: "Und warum keine Tüten aus Papier? Kann man dann nach Gebrauch einfach entsorgen." Weil ich mich dies auch schon gefragt und die Alternative umgesetzt hatte, konnte ich antworten: "Eine Möglich, ein anderer Supermarkt in meiner Stadt macht das so, habe ich ausprobiert, dann aber feststellen müssen, dass Papiertüten bei nicht ganz trockener Ware sofort durchnässen und auch bei etwas größeren Mengen schnell mal reißen, weshalb ich mich für die Kunststoffnetze entschieden habe." Nach dem Kauf von Obst und Gemüse über die Beschaffung von Mineralwasser (Plastik- und Glasflaschen?) sind wir dann irgendwann beim Kauf eines Anoraks gelandet. Die Frau meinte: "Ich kann den doch nicht einfach unter den Arm klemmen und mit nach Hause nehmen, und wenn ich die mir angebotene Plastiktüte nun mal nicht kaufen will, muss der Laden mir doch eine nicht aus Kunststoff bestehende Alternative anbieten." An dieser Stelle waren wir an einem Punkt angelangt, an dem grundsätzliche und nicht miteinander vereinbare Positionen aufeinander stießen. Mein Haltung: Ich muss mich selbst kümmern, wie ich die Ware nach Hause bringe, und im Zweifelsfall, wenn ich das vergessen habe, die eine oder andere Kröte schlucken, wobei ich das dann künftig weiß, mich danach richte oder diesen Laden eben einfach nicht mehr betrete, um dort einzukaufen. Die Frau in der Leitung war dieser Ansicht: "Die Geschäfte müssen mir eine Möglichkeit anbieten, meinen Anorak nach Hause zu schaffen, ohne dass ich ihn unter den Arm klemmen oder in eine Plastiktüte stecken muss."
Mein eigentliches Thema heute aber ist dieses, denn bei dem Kauf von Obst und Gemüse hatte ich erfahren: "Früher zu DDR-Zeiten gab es nur Tüten aus Papier, und die haben gehalten, man konnte alles darin transportieren, selbst Eier, und niemand hat sich deswegen beklagt." Auch wenn ich weiß, dass ich damit möglicherweise provoziere, möchte ich diese These als Frage in den Raum stellen: War die Eigenverantwortlichkeit zu DDR-Zeiten tatsächlich etwas, dem man sich nicht in dem Maße wie heute zu stellen hatte und musste man nach 1990 an manchen Stellen umdenken oder dazulernen, um das eine oder andere Problem lösen zu können? Ich weiß, hier ging es nur um eine Tüte für den Transport von Waren, doch mache ich mir schon lange Gedanken wegen dieses Unterschiedes, mit dem ich oft am Telefon zu tun habe. Meinungen nehme ich gern entgegen, per Mail oder Kontaktformular.
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