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Sechster Sinn
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Auf die eigenen Sinne kann man sich nicht immer verlassen. Ist der Joghurt noch gut, das Öl schon ranzig, schimmelt das Brot oder ist das Weiße da auf der Kruste nur Mehl? Manchmal möchte man es wissen, ohne die Grenzen der Verdauung zu testen.
In Kürze wird die Firma "Consumer Physics" behilflich sein. Denn gerade hat das Unternehmen von rund 13.000 Investoren fast drei Millionen Dollar für ein Gerät namens Scio eingesammelt. Es könnte so etwas werden wie der sechste Sinn des Menschen. Hinter Scio verbirgt sich ein sieben Zentimeter langer und 20 Gramm leichter Scanner, der das Prinzip des Googelns in die Welt der Materie überträgt - mithilfe der Infrarotspektroskopie. Wurde das Verfahren bislang eingesetzt, um etwa Qualität und Feuchte von Lebensmitteln zu bestimmen oder um Müll zu sortieren, so hat die Firma die Technik nun auf ein handliches Format geschrumpft. Das soll es Besitzern von Scio erlauben, den Dingen auf den Grund zu gehen. Dazu muss man das Gerät nur kurz über das jeweilige Objekt zu halten. Das per Infrarotlicht ermittelte Spektrogramm, also eine Art optischer Fingerabdruck, wird dann per Bluetooth-Funk an eine App übertragen und mit einer Datenbank abgeglichen.
So lassen sich ganz alltägliche Fragen beantworten: Ist die Melone im Supermarkt schon reif? Wie viele Kalorien enthält der Dip in meinem Salat? Brauchen die Balkonpflanzen neuen Dünger? Die Vielfalt möglicher Anwendungen ist riesig - und mit jedem gemessenen Spektrogramm wächst der Fundus an Referenzobjekten, auf die Scio-Besitzer zugreifen können.
Im Dezember sollen die ersten Scanner ausgeliefert werden. Zwar beantwortet Scio dann immer noch nicht die Frage, ob der Weihnachtsmann echt ist oder nicht. Jedoch kann das Gerät sagen, ob er dehydriert ist. Und selbst, wie viel Alkohol er intus hat. Zwar ist Scio noch kein medizinisches Testgerät, weiß aber, ob das Blut vom Hämoglobin so rot ist - oder vom Campari.
Von Ronny Strobel
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