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Vom erfolgsverwöhnten Spielehersteller Ubisoft waren Fans und Behörden zuletzt wenig angetan. Die Anhänger nicht, weil mit der Fortsetzung des Kassenschlagers "Assassin's Creed" Programmierfehler und technische Zwänge den Spaß verdarben. Die Behörden nicht, weil im Titel "South Park: Der Stab der Wahrheit" diverse Szenen entfernt werden mussten, in denen unter anderem zu sehen ist, wie Aliens Spielfiguren eine Analsonde einführen.

Es gibt Menschen, die der Meinung sind, Spiele von Ubisoft könnten dennoch therapeutische Wirkung entfalten. Und es sind keine Dummen, sondern Wissenschaftler der McGill University in Montreal. Gemeinsam mit Ubisoft und einem weiteren Partner haben sie ein Spiel entwickelt, das Schwachsichtigkeit, in Fachkreisen Amblyopie genannt, beheben soll. Die Sehschwäche entsteht in der frühen Kindheit und betrifft häufig ein Auge, manchmal auch beide Augen. Folge: große Probleme beim Lesen und räumlichen Sehen, schlimmstenfalls Erblindung. In Mitteleuropa sind bis zu sechs Prozent der Bevölkerung betroffen. Die Behandlung der Sehschwäche erfolgte bislang auf verschiedene Weise, unter anderem durch Abdecken des stärkeren Auges. Abgesehen vom Unwohlsein der kleinen Patienten und von Hänseleien der anderen erwiesen sich auch die lange Behandlung sowie die Rückfall-Quote als Problem.

"Dig Rush", wie das Tablet-Spiel heißt, soll derlei Schwierigkeiten gar nicht erst aufkommen lassen. Als Bergleute müssen Sehschwache dort Wagen mit Gold befüllen und sie vor Feinden in Sicherheit bringen. Mithilfe einer 3D-Brille werden dabei verschiedene Kontraststärken von Rot und Blau eingesetzt, um jedes Auge einzeln zu trainieren und das Sehvermögen kontinuierlich zu verbessern. Erste Tests zeigen, dass dies spürbar gelingt, wenn man über einen Zeitraum von sechs Wochen mindestens eine Stunde täglich übt.

"Dig Rush" reiht sich ein in mehrere Projekte, in denen sich Wissenschaftler in jüngster Vergangenheit digital unterstützt der Behandlung der Amblyopie widmen. Dazu zählt zum Beispiel die Caterna Sehschulung aus Dresden, die ergänzend zur Augenpflaster-Behandlung Sehübungen am PC sowie auf Smartphones und Tablet-Rechnern anbietet. Die Macher von "Diplopia", einem weiteren Spiel zur Behandlung von Amblyopie, sammelten vor mehr als einem Jahr per Internetkampagne mehr als 20.000 Dollar bei gut 500 Unterstützern ein. Nun befindet sich "Diplopia", das per Datenbrille gespielt wird, in der klinischen Testphase und soll im Verlauf des Jahres auf den Markt kommen.

Auch Ubisoft und seine Partner warten auf die amtliche Freigabe von "Dig Rush". Einmal erteilt, könnte die Amblyopie-Behandlung bei Betroffenen künftig um einiges besser ankommen. Welcher Arzt verordnet seinen Patienten sonst schon Computerspiele?

www.freiepresse.de/digrush

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