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Süß und fettig, schmeckt aber gut
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Als Reaktion auf meine Kolumne "Kurz, aber viel Unmut" auf der aktuellen Seite "Leserforum" hat mir eine Leserin heute ihr diesbezügliches Problem geschildert: "Ich bin einfach nur sauer und weiß nicht, was ich tun soll, können wir mal kurz darüber reden? Vielleicht haben Sie ja eine Idee", meinte sie zu Beginn des Gesprächs. Dies ärgert sie: Sie wohnt in einem kleineren Ort in der Nähe von Chemnitz, in dem es nur einen Supermarkt gibt, den sie zu Fuß erreichen und dort einkaufen kann, denn ein Auto hat sie, nicht einmal einen Führerschein. Mit Ausnahme eines Bäckers ist der Discounter also die einzige Möglichkeit zum Beschaffen von vor allem frischen Lebensmitteln. Seit einige Wochen hat sich dort etwas verändert: "Den Bund Möhren mit Kraut gibt es jetzt nur noch in Folie eingeschweißt", erklärte sie mir und fügte, ohne dass ich danach gefragt hatte, noch hinzu, dass sie sich selbstverständlich beim Marktleiter darüber beschwert habe, mit diesem Ergebnis: "Da könne man leider nichts machen, darauf habe man keinen Einfluss, hat der Mann mir erklärt, und als ich ihn danach gefragte habe, was den Rettich (immer noch ohne Folie) von den Möhren unterscheide, wenn er unter anderem auf hygienische Gründe verweist, hat er nur mit den Achseln gezuckt, sich umgedreht und mich am Gemüsestand stehen gelassen." Nun sei sie aber nicht von der schüchternen Art, erzählte die Anruferin mir weiter, weshalb sie einfach die Möhren von der Verpackung befreit habe und damit zur Kasse gegangen sei, was aber nur dazu geführt habe, dass sie das den Bund nicht kaufen konnte, weil er keinen Strichcode mehr hatte, denn der stand auf einem Zettel, der auf der Folie klebte. "Trotzdem wollte ich zumindest meinen Protest zum Ausdruck bringen. Also habe ich einen anderen Bund genommen, bin zur Kasse gegangen, habe bezahlt, die Möhren aus der Verpackung genommen und der Kassiererin die Plastikfolie in die Hände gedrückt." Wirklich besser aber habe sie sich dann nicht gefühlt, bestätigte sie mir, weil ich danach gefragt hatte. Gemeinsam haben wir überlegt, wie sie sich von diesem Dilemma befreien kann, denn einen Wochenmarkt gibt es in ihrem Ort nicht, und auf Möhren will sie nun mal nicht verzichten. Eine Lösung aber haben wir nicht gefunden.
Insgesamt sieben Leser haben sich an mich gewandt, nachdem sie die Kolumne gelesen hatten, und einer meinte zu meiner These, dass man die Verbraucher doch gut über den Geldbeutel dazu bewegen könnte, weniger in Plastik verpackte Lebensmittel zu kaufen und weniger mit viel Zucker angereicherte Speisen zu essen und süße Getränke zu trinken: "Ihre Meinung in allen Ehren, es ist einfach zu kurz gedacht. Durch derlei Maßnahmen - vor allem heute beginnt es mit einer Zuckersteuer und morgen führen wir eine Pflichtunfallversicherung für Freizeitsportler ein - greift die Regierung massiv in meine Persönlichkeitsrechte ein, und das ist grundlegend abzulehnen." Zu der Frage nach den Möglichkeiten, wie man die Menschen dazu bewegen kann, weniger überzuckerte Lebensmittel zu kaufen, meinte eine Anruferin, dass man die Menschen hier nicht einfach aus der Eigenverantwortung entlassen sollte, sondern mit ausreichend Aufklärungen dafür sorgen müsse, dass sie selbst zu der Erkenntnis gelangen, dass es besser sei, auf die eigene Gesundheit zu achten und deshalb beim Zucker etwas mehr Zurückhaltung zu üben. Mit drei Lesern habe ich auch darüber diskutiert, ob die seit Jahren viel diskutierte Nährwert-Ampel auf Lebensmittelverpackungen nun sinnvoll wäre oder nicht und was die Gründe sein könnten, warum es diese ebenso informierenden wie warnenden Hinweise immer noch nicht gibt. Es waren wirklich interessante Gespräche, die unterschiedlichen Argumente hier anzuführen, würde den Rahmen meiner Blogeinträge sprengen. Erinnert aber habe ich mich daran, dass ich kürzlich an einem Frühstückstisch saß und zu dem Angebot an Brotaufstrichen auch der Marktführer unter den Anbietern von Nuss-Nougat-Cremes gehörte. Gesagt habe ich: "Das besteht zu fast 90 Prozent aus Fett und Zucker." Die Frau mir gegenüber erwiderte: "Aber es schmeckt so gut."
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