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Von Waren und Wolken
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Das war heute um kurz nach zehn mal wieder einer dieser ganz speziellen Aufträge für eine investigative Recherche. Zunächst fragte mich die Frau in der Leitung, ob sie mir kurz etwas aus einer Produktbeschreibung vorlesen dürfe, ich erlaubte es ihr und hörte daraufhin dies: "Sollten Sie aus einem beliebigen Grund mit dem gekauften Artikel nicht zufrieden sein, senden Sie ihn uns einfach innerhalb von 30 Tagen per Post ungeöffnet im ursprünglichen Zustand zurück." Dann schwieg die Anruferin, wohl davon ausgehend, dass ich sofort nachvollziehen kann, was das Problem ist, wozu ich aber (leider) nicht in der Lage. Also fragte sie mich: "Nun hören sie mal aufmerksam zu, wie bitte soll ich feststellen, ob ich mit dem gekauften Epiliergerät nicht zufrieden bin, wenn ich ihn nicht auspacken und ausprobieren darf?" Lange Rede, kurzer Sinn: Dieser Hinweis auf das Rückgaberecht bei festgestellter Unzufriedenheit sei ein unlauteres Werbeargument, dass an den öffentlichen Pranger gestellt werden soll, weshalb meine Kollegen in der Redaktion doch mal in die Spur gehen und darüber einen Artikel in die Zeitung setzen sollen. Also, liebe Redakteure, los geht's, macht Euch auf und recherchiert.
Ein paar Minuten später hatte ich dann einen Mann in der Leitung, der das Gespräch mit einem meiner mittlerweile liebsten Eröffnungssätze begann: "Ich möchte mich mal über den Wetterbericht in der Zeitung beschweren." Meine Datei mit der Liste der Argumente dafür, dass sich Wetterlagen nun mal auch innerhalb von wenigen Stunden entgegen den Prognosen gewaltig ändern können, hatte ich bereits geöffnet und wollte gerade mit dem Reden anfangen, als der Leser mir zu verstehen gab, dass es ihm gar nicht um die Richtigkeit der Vorhersagen geht, sondern er sich von "gewissen Formulierungen bevormundet fühlt". Zwei Beispiele von den vielen, die er mir nannte, möchte ich hier anführen: "Wolken stören vereinzelt" und "Sonne schwächelt etwas". Sein Einwand: "Diese negative Bewertung der Tatsache, dass die Sonne mal nicht von oben brennt und für eine unerträgliche Hitze sorgt, finde ich irritierend, denn ich gehöre zu denen, die sich freuen, wenn da mal ein paar Wolken für Entspannung sorgen und ich keine Angst haben muss, dass ich mich verbrenne, wenn ich mal ein paar Minuten länger im Garten arbeite." Und er fügte noch hinzu: "Und dass es ohne Wolken keinen Regen geben kann, wir ihn aber mal wieder dringen brauchen, weiß doch jeden Kind." Was ich dazu gesagt habe? Dies: "Vielen Dank für den Hinweis, aber ich bin leider kein Wetterexperte, werde Ihre Anregungen aber an die für die Vorhersage zuständigen Kollegen weitergeben." Ob ich dabei ein schlechtes Gewissen hatte? Eher nicht, sollte ich etwa?
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