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Der 13. Oktober 2014 gehört zu den Tagen, die ich zum einen nie vergessen werde, während ich zum anderen bereits jetzt weiß, dass dieses Datum die Überschrift eines Kapitels in meinen Memoiren sein wird, weil ich mir an diesem Vormittag erstmals eines Phänomens bewusst geworden bin und ich mich in den folgenden Jahren immer dann, wenn es wieder einmal aufgetreten war, an meine Gefühle damals erinnern musste und mir stets ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte. Passiert war an diesem Montag dies: Am Sonntag war die Formel-1-WM mit dem letzten Rennen in Sotschi zu Ende gegangen, und mit Lewis Hamilton und Nico Rosberg landeten zwei Mercedes-Piloten auf dem ersten und zweiten Platz, was für den Autobauer gleichzeitig den Gewinn der Teamwertung bedeutete. Meine Kollegen haben auf der Sportseite ausführlich darüber berichtet und dem Artikel diese Überschrift gegeben: "Gigantischer Tag für die Silberfeile".

Natürlich möchte ich jetzt mit Blick auf meine Memoiren nicht alle meine bislang notierten Beispiele für ein Auftreten dieses Phänomens anführen, damit die Spannung auf das Erscheinen meiner Erinnerungen erhalten bleibt, nur dies eine noch, denn es ist ein besonders typisches: Am letzten Donnerstag des vergangenen Jahres stand auf der Seite Rat & Leben eine Meldung mit der Überschrift "OP-Masken dürfen nicht ins Altpapier", und darin war dieser Satz zu lesen: "Vielmehr können sich die Masken in der Kanalisation mit anderen Sachsen verknoten und das Abwassersystem verstopfen."

Nun die aktuellen Beispiele, die in den vergangenen Tagen in der Zeitung so gedruckt worden sind:

Im Interview mit dem Staatsrechtler und Ethikratsmitglied Steffen Augsberg war diese Aussage zu lesen: "Das sollte man untersuchen, bevor man weitere Schritte geht – zumal bei der allgemeinen Impflicht viele Fragen ungeklärt sind."

Im Artikel mit der Überschrift "2G plus: Dehoga fordert höhere Zuschüsse für Sachsens Wirte" wurde die Betreiberin eines Restaurants zitiert: "Immer wieder müssen wir als Gastwirte darunter leiden, dass die Regierung sich nicht traut, eine Impflicht anzuordnen."

Gestern stand auf der Seite Politik eine Nachricht über das, was die Österreicher gerade im Kampf gegen die Pandemie vorhaben, sie hatte diese Überschrift: "Impflicht soll im Februar kommen".

Mein Kommentar zu diesem Phänomen ist gleichfalls dreiteilig:

Ich kann mir durchaus vorstellen, dass es Feilen für die Maniküre gibt, die aus Silber und gerade wegen dieses Edelmetalls besonders wertvoll sind, wobei sie aber bei Autorennen wohl eher nicht zum Einsatz kommen dürften.

Dass es im Freistaat zurzeit auch den einen oder Bürger gibt, der sich gerne mal verstrickt bei dem, was ihn veranlasst, spazieren zu gehen, mag wohl so sein, doch ein Fall von Verknotungen ist mir bislang nicht bekannt geworden, was mich allerdings wieder etwas beruhigt.

Im Fenster eines Gebäudes, in dem man sich gegen Corona impfen lassen kann, steht mitunter eine Kerze, die dafür werben soll, sich dort die Spritze abzuholen, weshalb man neuerdings auch von einem Impflicht spricht, dass zu Werbezwecken genutzt wird und bei den Leuten auch gut ankommt.

Das Phänomen: Manchmal liest das Auge, was es lesen möchte, nicht was es lesen sollte.

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