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Wie Wärter und Schaffner
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Innerhalb der Kommunikation mit mir selbst - keine Panik: Es handelt sich hierbei um keine psychische Dysfunktion, sondern nur um ein speziell von mir für mich entwickeltes Verfahren zur Ordnung meiner Gedankengänge innerhalb meiner Aufgaben als Leserobmann - nenne ich es das "Phänomen Wärter". Weil der Ursprung dafür gestern mal wieder in der Zeitung zu lesen war und tatsächlich zwei Leser deswegen auch bei mir (wie erwartet) angerufen haben, möchte ich es an diesem Beispiel noch mal kurz erklären, bevor ich zum eigentlichen Thema dieses Blogeintrages kommen. Also: In dem Bericht "Urteil gegen Meuterer schockiert Beamtin der JVA Zwickau" lautete der zweite Satz nach dem Vorspann: "Die Wärterin der JVA Zwickau ist fassungslos - vor und nach dem Urteilsspruch, der gestern gegen die Peiniger ihres Mannes am Amtsgericht Zwickau erging."
Die Leserin in der Telefonleitung gestern um kurz nach elf meinte: "Bitte richten sie allen Redakteuren Ihrer Zeitung einen schönen Gruß von meiner Tochter und meinem Schwiegersohn aus. Beide arbeiten nämlich in einer Strafvollzugsanstalt." Die Frau machte eine kurze Pause, bevor sie weitersprach: "Mama, hat sie gesagt, wenn ich in den Zoo gehe und mir eine Banane in die Tasche stecke, bin ich vielleicht eine Wärterin, aber das ist ganz bestimmt nicht mein Beruf." Soll heißen: Immer wenn es in Berichten und Reportagen um Vorgänge in Justizvollzugsanstalten geht und darin von Wärtern die Rede ist, weisen mich Leute (mehr oder weniger bestimmt und freundlich) darauf hin, dass Vollzugsbeamte oder Vollzugsbedienstete heißen muss. Es geht also hier um Begriffe, die nicht nur nicht richtig sind (im Sinne von "Stundenkilometer" statt "Kilometer pro Stunde") und die trotzdem immer wieder in Artikeln auftauchen, sondern um Bezeichnung für Personen, die diese als diskreditierend empfinden. Zum besseren Verständnis: Auch wenn in Berichten oder Reportagen über die Deutsche Bahn oder den Öffentlichen Personennahverkehr von Schaffnern die Rede ist, melden sich Mitarbeiter des Zugpersonals der jeweiligen Unternehmen, um mir mitzuteilen, dass es diese Berufsbezeichnung schon lange nicht mehr gibt. Die Definition des "Phänomens Wärter" ist also diese: Viele meiner Kollegen beziehungsweise Vertreter der schreibenden Zunft greifen auf solche Synonyme zurück, obwohl sie dessen Wirkung auf die Betroffenen kennen; mit einer Erklärung dafür kann ich leider nicht dienen, ich habe es im Laufe der Jahre zu akzeptieren gelernt. Nun zum aktuellen Thema:
Auf einer Seite "Rat & Leben" war die Nachricht mit der Überschrift "Männern mit Kindern arbeiten mehr" zu lesen. Die ersten beiden Sätze waren diese: "Je mehr Kinder sie haben, desto weniger arbeiten die Frauen – im Gegensatz zu Männern. Stattdessen arbeiten Väter sogar mehr, solange sie maximal zwei Kinder haben." Zwei Frauen haben sich deswegen bei mir gemeldet und sich fürchterlich darüber aufgeregt, dass es "wieder mal passiert ist" und "diesmal sogar besonders schlimm ist". Was den beiden Anruferinnen in die Nase gefahren ist: Das Wort "arbeiten" wird in der gesamten Meldung als Synonym für "berufstätig" oder "erwerbstätig" verwendet. Auf diese Weise wird nach Ansicht der beiden Leserinnen der Eindruck erweckt, dass die Tätigkeit gerade von Frauen, die nicht erwerbs- oder berufstätig sind und sich vordergründig um die Erziehung ihrer Kinder kümmern (einschließlich der damit verbundenen anderen Aufgaben), keine Arbeit im wahrsten Sinne dieses Wortes ist. "Mindestens einmal in diesem kurzen Artikel hätte stehen müssen, dass es hier um berufstätige Frauen und Männer geht", meinte die eine Anruferin, während die andere mich fragte: "Meine Großmutter hat sechs Kinder großgezogen und meinem Opa 40 Jahre lang den Rücken freigehalten, damit er seinen Beruf ausüben konnte - meinen Sie vielleicht, dass sie nie in ihrem Leben gearbeitet hat?" Mein Meinung dazu: Ich habe den beiden Frauen nicht widersprochen.
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