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Der Mann sprach mit Nachdruck, seine Stimme hatte einen energischen Unterton: "Es geht mir um einen Boykott", sagte er und hatte mich damit zunächst mal ganz auf seiner Seite, denn ich gehöre zu den Menschen, die davon überzeugt sind, dass man manchmal nur etwas ändern kann, wenn man sich mit Gleichgesinnten organisiert und auf etwas verzichtet oder nicht mehr in Anspruch nimmt, damit der Verursacher sich genötigt sieht, über sein Handeln nachzudenken und es eventuell einzustellen. In diesem Zusammenhang habe ich hier schon häufiger über die Möglichkeiten von zivilem Ungehorsam nachgedacht, wozu ich auch den Boykott zähle. Also fragt ich den Anrufer erwartungsvoll: "Prima, um welchen Boykott geht es Ihnen, hat er vielleicht sogar mit dem Klimaschutz zu tun?" Doch damit lag ich völlig falsch, denn der Leser stellte sofort unmissverständlich klar: "Nein, Sie sollen etwas boykottieren, ich meine die Zeitung sollte etwas nicht mehr tun, damit die Leute, die das betrifft, darüber nachdenken, es einfach sein zu lassen." In diesem Moment wurde dann doch eher skeptisch, weil die Forderung von Leuten, über etwas nicht mehr zu berichten, um ein mögliches Problem zu lösen, eine ist, die niemals zu erfüllen sein wird. Aber ich schweife (wie immer gern mal wieder) ab, denn das Anliegen des Lesers lässt sich leicht auf den Punkt bringen, er formulierte es so:

"Bitte zeigen Sie auf Fotos in der Zeitung keine Männer mehr, die ihre Hände in den Hosentaschen haben." Perplex wie ich war, konnte ich zuerst nur mit einer Frage darauf reagieren: "Von welchen Männern sprechen Sie?", wollte ich wissen. Das wirkte wie eine Initialzündung auf den Mann in der Leitung, denn er holte aus und erklärte mir: "Ich rede beispielsweise von Politikern, die irgendwo in Gruppen stehen, diskutieren und dabei die Hände in den Hosentaschen haben, oder von Wirtschaftsbossen, die bei der Präsentation ihrer Erfolge nichts Besseres zu tun haben, als dabei ihre Hände in den Hosentaschen zu verbergen. Und ganz schlimm finde ich es, wenn Fußballtrainer an der Seitenlinie stehen und mit den Händen in den Hosentaschen so tun, als wären sie die Ruhe selbst, während sie ihre Kommandos brüllen." Er hat mir dann noch ein paar Beispiele von mehr oder weniger prominenten Männern genannt, die er in den vergangenen Wochen und Monaten auf Bildern in der Zeitung mit den Händen in den Hosentaschen gesehen hat, doch möchte ich diese nun nicht wiedergeben, weil es mir an der Ausgewogenheit mangelt, um sie dafür nun in ein weniger günstiges Licht zu stellen. Womit ich bei dem Grund angekommen bin, der dafür verantwortlich ist, dass ich überhaupt hier von dieser Unterhaltung erzähle: Denn der Leser kritisierte nicht die Tatsache an sich, dass Männer gern mal die Hände in die Hosentaschen stecken, sondern in die Nase gefahren war ihm, dass es sich immer um Leute handelt, die berühmt sind, viel Geld verdienen und deshalb als ausgesprochen reich gelten dürfen. "Diese Männer wollen  doch nur aller Welt zeigen, dass sie nicht darauf angewiesen sind, mit ihren Händen zu arbeiten, weshalb sie es sich leisten können, sie in der Öffentlichkeit und vor allem dann, wenn Kameras in der Nähe sind, in den Hosentaschen verschwinden zu lassen. Diese Arroganz (...) mich an." 

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