Kommentar zur Grundschulstudie: Mittelmaß reicht nicht
Deutsche Grundschüler liegen bei Mathefähigkeiten im Mittelfeld
Berlin.Es gibt Problemschüler, da sind die Eltern einfach nur froh, wenn sie mit einem Zeugnis voller Dreien und Vieren nach Hause kommen. Die Neigung ist dann groß, nicht allzu genau nachzufragen. Würden die Eltern aber mit den Lehrern noch mal intensiv das Gespräch suchen, wäre klar: Wenn sich nichts ändert, spricht viel dafür, dass es mit den schulischen Leistungen weiter abwärts geht.
So ungefähr ist es mit Deutschland und der Timss-Studie: einem internationalen Vergleichstest, der untersucht, wie gut Kinder am Ende der vierten Klasse mathematisches und naturwissenschaftliches Denken beherrschen. Da Deutschland in solchen Vergleichsstudien regelmäßig enttäuschend bis katastrophal abschneidet, scheint es fast schon ein Lichtblick zu sein: Die deutschen Kinder liegen mit ihren Kompetenzen im Mittelfeld – und sie sind, trotz der Coronajahre, mit ihren Leistungen nicht erschreckend eingebrochen. Internationales Mittelmaß. Immerhin. Doch erstens kann Mittelmaß nicht der Anspruch des deutschen Bildungssystems sein. Und zweitens zeigt ein genauer Blick auf die Ergebnisse, wo gravierende Probleme liegen. Eine viel zu große Zahl von Jungen und Mädchen verfehlt die Standards. Jedes vierte Kind erreicht in Mathe nur die untersten Kompetenzstufen und kann schlecht rechnen. Das ist ein Armutszeugnis für Deutschland – zumal sich erneut zeigt, dass der Bildungserfolg der Kinder stark vom sozioökonomischen Status ihrer Eltern abhängt. Deutschland kann sich das in Zeiten des demografischen Wandels nicht leisten.
Die Vergangenheit hat gezeigt: Auch schlechte Ergebnisse in Bildungsstudien haben nicht dazu geführt, dass jeder Stein im Bildungssystem einmal umgedreht wird. Dringend notwendig wäre es aber.