Autokolonnen in Wohngebiet
Die Augustusburger Straße ist auf Höhe der Alten Baumwolle noch bis Sonntag gesperrt
Flöha.Auto und Linienbus stehen sich gegenüber - und kommen nicht aneinander vorbei. Beide Fahrer werfen einen Blick in den Rückspiegel. Doch zurücksetzen geht nicht, weil die Hintermänner schon dicht aufgefahren sind. Schließlich flüchtet sich der Autofahrer vorübergehend in einen Anrainerweg. Nur langsam löst sich der entstandene Stau auf.
Solche und ähnliche Szenen sind zurzeit täglich im Flöhaer Wohngebiet Am Sattelgut zu beobachten. Weil die Augustusburger Straße auf Höhe der Alten Baumwolle wegen Sanierungsarbeiten gesperrt ist, nutzen viele Verkehrsteilnehmer den Schleichweg über Zur Baumwolle, Dr.-Kurt-Fischer- und Fritz-Heckert-Straße. Besonders die schmale Dr.-Kurt-Fischer-Straße erweist sich dabei als Nadelöhr. Die "Freie Presse" zählte am Montag zwischen 15.45 und 16 Uhr 102 Fahrzeuge in Richtung Fritz-Heckert-Straße und 58 in Richtung Baumwolle. 160Fahrzeuge in 15 Minuten - das dürfte ein Vielfaches dessen sein, was normalerweise über die Wohnstraße rollt. Kein Wunder, dass der Verkehr regelmäßig stockt.
Entsprechend genervt sind die Anwohner. "Es dauert lange, bis man mal die Straße überqueren kann", sagt Janine Zaruba, die ihren einjährigen Sohn Leon im Kinderwagen vor sich her schiebt. "Das ist das totale Chaos", ergänzt Zarubas Begleiterin Susi Heinze. "Viele haben offenbar vergessen, dass hier rechts vor links gilt." Heinze bezweifelt, dass die Vollsperrung der Augustusburger Straße "die cleverste Lösung ist". Auf entsprechende Fragen hatte Stanimir Enew vom Tiefbauamt der Stadt Flöha bereits vergangene Woche geantwortet: "Eine kurze Vollsperrung bringt weniger Behinderungen mit sich als eine längere teilseitige Sperrung mit Ampel. Die Staus wären enorm gewesen."
Nadja Kleinfeld, die ebenfalls an der Dr.-Kurt-Fischer-Straße wohnt, ist vor allem besorgt um ihre Tochter Chantal (8). "Für die Kinder ist es gefährlich. Die sind so viel Verkehr an dieser Stelle ja gar nicht gewöhnt." Kleinfeld hat nach eigenen Angaben sehr gestaunt, als sie aus dem Urlaub zurückkehrte und sich plötzlich Autokolonnen durch ihre Straße drängten. Trotz ihres Ärgers zeigen die meisten Anwohner Verständnis für die Autofahrer. "Ich würde mir auch einen Schleichweg suchen", gibt Kleinfeld zu.
Laut Katrin Jope von der städtischen Verkehrsbehörde gibt es keine Möglichkeit, den Schleichweg zu sperren: "Das sind öffentliche Straßen, die kann jeder nutzen." Die Stadt habe aber bereits darauf reagiert, dass mehrere Lkw-Fahrer trotz eines Verbots durchs Wohngebiet wollten. "Wir haben an der Baumwolle zusätzliche Schilder aufgestellt." Da auch Jope beobachtet hat, dass es im Wohngebiet - übrigens eine 30er-Zone - häufig eng wird, appelliert sie an die Verkehrsteilnehmer, sich an die ausgeschilderte Umleitung zu halten.
Die ist noch bis 26. August gültig. Dann sollen die Arbeiten an der Augustusburger Straße fertig sein. Jens Köhler, Bauleiter der ausführenden Firma ATS Chemnitz, ist zuversichtlich, dass das funktioniert: "Bis jetzt liegt alles im Plan." Einziger Unsicherheitsfaktor sei die Witterung am Wochenende, wenn der neue Asphalt aufgebracht werden soll. Über trockenes Wetter würde sich nicht nur Nadja Kleinfeld freuen: "Ich hoffe, dass das alles bald vorbei ist."
Ortsdurchfahrt Euba gesperrt
Ein weiterer potenzieller Schleichweg, um die Baustelle in Flöha zu umfahren, führt durch Euba. "Hier kam zeitweise ein Lkw nach dem anderen durch", berichtet Anwohner Andreas Uhlig. Doch damit ist seit Montag Schluss: Die Hauptstraße in Euba ist wegen Arbeiten an einer Schachtabdeckung voraussichtlich bis heute voll gesperrt.