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Unbestritten: Spinnen sind nützliche Tiere. Auch uns Menschen bringen sie viel Gutes.
Unbestritten: Spinnen sind nützliche Tiere. Auch uns Menschen bringen sie viel Gutes. Bild: Karikatur: Jan Kunz
Flöha
Satire zum Wochenende: Wird das Freiberger Bergstadtfest bald zum „Tarantel-Open-Air“?

Hier steht, was wirklich wichtig ist. Heute: In Freiberg liebt man Kröten und Mäuse, in Oederan dagegen Insekten und Spinnen.

Flöha.

Mit den Tieren ist es wie mit den Menschen: Manche sind von Natur aus Sympathieträger, werden überall mit offenen Armen empfangen und entlocken selbst dem grummeligsten Griesgram ein Lächeln. Bei anderen ist es, nun ja, eher nicht so. Der Unterschied zwischen Menschen und Tieren ist aber in diesem Fall, dass die Tiere in aller Regel nichts dafürkönnen. Eine Spinne kann noch so freundlich und zuvorkommend sein - sie bleibt trotzdem eine Spinne. Und löst in manchen Menschen Urängste aus. Die Angst, eine Spinne zu sehen oder gar anfassen zu müssen, ist ja fast so groß wie die Urangst des Erzgebirgers, dass der Weihnachtsmarkt ausfallen könnte. Oder die tiefsitzende Sorge der Sachsen, es könnte irgendwo keine Bockwurst oder Bratwurst geben. Verzeihung, gemeint war natürlich eine Roster. Wohl das einzige deutsche Wort, das auf „er“ endet und trotzdem feminin ist - das verstehe, wer will. Und das esse, wer will.

Das Schwein kann nichts dafür, es füllt uns den Magen

Eigentlich waren wir bei den Tieren, die keine Sympathieträger sind. Auch das Schwein gehört dazu - völlig ungerechtfertigt. Schließlich füllt es uns den Magen, siehe oben. Und trotzdem dient sein Name als Schimpfwort. Das ist nicht fair.

Auch mit den Spinnen gehen wir manchmal nicht so fair um. Dabei helfen sie uns doch, die Welt von nervigen Insekten freizuhalten. Außerdem gilt die alte Regel: Wo es Spinnen gibt, gibt es keine Schlangen. Außer an der Bratwurstbude.

Die Regel stimmt natürlich nicht, klingt aber gut. Und damit sich die Geschichte hier nicht im Kreis dreht, soll es jetzt noch einmal kurz um die Spinnen gehen.

Was soll denn an Rockmusik schlimm sein?

Es gibt nämlich einen Ort im großen, weiten Mittelsachsen, in dem man mit Spinnen etwas Positives verbindet. Jedenfalls, wenn man Rockmusik mag. Der Ort heißt Börnichen. Und ist nicht zu verwechseln mit Börnichen oder Börnichen. Ja, die Kreativität unserer Vorfahren, wenn es darum ging, sich Ortsnamen auszudenken, ist beeindruckend. Nicht nur im Erzgebirge nahe Zschopau und in Lübben im Spreewald gibt es einen Ort, der diesen Namen trägt. Sondern eben auch in der Nähe von Oederan. Und dort feiert man seit einigen Jahren mit Begeisterung ein Festival mit dem Namen „Insects and Spiders“. Da sind die Spinnen also sozusagen rehabilitiert, und alle anderen Insekten gleich mit.

Einmal im Jahr sind im Park Börnichen bei Oederan die Insekten los.
Einmal im Jahr sind im Park Börnichen bei Oederan die Insekten los. Bild: Eva-Maria Hommel

Den Freibergern liegen solche kreativen Ideen dagegen fern. Zwar sollte sich seit der letzten Satire zum Wochenende herumgesprochen haben, dass das Bergstadtfest umbenannt wird. Aber eine Bezeichnung wie „Spinnen- und Rattenfest“ oder „Tarantel-Open-Air“ wird sich in der steinernen Stadt wohl eher nicht durchsetzen. Es bleibt eben das Silberstadtfest. Weil nun einmal in dieser Stadt alles, was nicht wegläuft, vom Stadtmarketing gerne mal in Silber getaucht wird.

Kurfürstin ohne Maus - ein Drama

Gilt übrigens auch für Statuen. Auch für lebendige. Eine solche hatte sich zum Bergstadtfest „unauffällig“ neben den Figuren des „Silberwegs“ eingereiht. Und lief nicht weg. Weggelaufen ist nur die Maus der Kurfürstin Anna. Die hat zwar vorgetäuscht, dass sie von Dieben entwendet worden sei, aber in Wirklichkeit wollte sie einfach nur ihre Freiheit haben. So sitzt die Kurfürstin jetzt allein vor dem Stadt- und Bergbaumuseum, und wartet sehnsüchtig darauf, dass entweder die Maus wiederkommt oder das Museum in „Stadt- und Silberbergbaumuseum“ umbenannt wird.

Was ist denn da los? Kurfürstin Anna ohne Maus.
Was ist denn da los? Kurfürstin Anna ohne Maus. Bild: Eckardt Mildner

Mäuse sind ja übrigens interessante Tiere: Einerseits findet man sie süß, macht sie zur Hauptfigur von Comics oder Zeichentrickserien oder zur Begleitperson silberner Statuen. Andererseits ist die Freude über eine echte Maus, wenn man sie denn zu Gesicht bekommt, doch meist eher verhalten. Man kann‘s uns Menschen eben nicht recht machen. Als positiv empfinden wir Mäuse vor allem, wenn wir sie im Geldbeutel haben. Dasselbe gilt übrigens für Kröten oder Flöhe: Im richtigen Leben wollen wir ihnen nicht begegnen, im Portemonnaie können wir dagegen nicht genug von ihnen haben.

So sind die Menschen eben. Einfach tierisch ungerecht. Vielleicht ist die Maus der Silberkurfürstin deshalb weggelaufen. (eva)

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