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Ehrenbürger Lothar Otto aus Mittweida: "Klima-Aktivisten sollten sich an der Schulbank festkleben"

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Professor Lothar Otto ist zum Ehrenbürger der Stadt Mittweida ernannt worden. Der frühere Kanzler und Rektor der Hochschule sowie ehemalige Stadtrat blickte beim Festakt nicht nur auf sein Lebenswerk zurück, er will die Stadt weiter voranbringen und hat noch einige Ideen.

Mittweida.

Kurz habe er auch mal überlegt, den "Preis nicht anzunehmen". Doch nun ist Professor Dr. Dr. Lothar Otto der 15. Ehrenbürger der Stadt Mittweida. Es ist die höchste Auszeichnung, die die Stadt vergeben kann. Im Dezember hatte der Stadtrat den Beschluss gefasst, kurz vor Weihnachten überbrachte Oberbürgermeister Ralf Schreiber (CDU) dem 75-Jährigen dann die frohe Kunde. "Ich sehe mich auch als Stellvertreter für so viele Leute, die insbesondere in der Zeit nach der Wende die Stadt und die Hochschule vorangebracht haben", sagte Otto beim Festakt im Rathaus. "Man ist selbst nur der kleine Funke im Getriebe, man braucht Mitstreiter."

In einer Reihe mit Schilling und Loest

Und so trug sich der gebürtige Mittweidaer ins Ehrenbuch ein, nahm die von einem Kalligraphen gestaltete Urkunde an und enthüllte im Rathausinnenhof die Tafel, an der nun auch sein Name in der Liste der Ehrenbürger steht. Zu seinen Vorgängern gehören zum Beispiel Johannes Schilling und Erich Loest. Drei Namen aus dem Jahr 1933 wurden übrigens erst nach 1990 aus der Ehrenbürgerliste gestrichen.

Die Bezeichnung "Baukanzler" habe sich Otto laut OB redlich verdient. Doch der gab das Lob gern an Altrektor Reinhard Schmidt weiter, der zum Festakt die Laudatio hielt und in der Nachwendezeit Namenspate für die Bezeichnung "Schmittweida" war. Otto erinnerte daran, dass Mittweida nach 1990 nicht Hochschulstandort bleiben sollte, und wie man dafür gekämpft hatte - auch mit "Bestechung" in Dresdener Ministerien. Gemeint waren damit aber nur kleine Marzipanschweine als Geschenke.

Praxisnah und international

Was die Hochschule Professor Otto nach 14 Jahren als Kanzler und sechs Jahren als Rektor zu verdanken hat, sind viele Neubauten, auch die Sporthalle an der Feldstraße, die längst seinen Namen trägt. "Unsere damals formulierten Ziele für die Hochschule sind weiter aktuell", betonte Otto. "Praxisorientierung, Internationalität und die Ausrichtung von Mittweida als Hochschulstadt." Als Beispiele für Firmengründungen, die ohne die Hochschule wohl nicht erfolgt wären, nannte er die Lasertechnikfirmen, IMM und auch das von ihm selbst mitgegründete Unternehmen Fiberware. Dass Forschung und Industrie weiter Hand in Hand gehen, sei ein großer Wunsch.

Neue Idee für die Rochlitzer Straße

Wie man Ideen der heutigen Studenten besser "verkaufen" könne, hat sich Otto auch überlegt. Sein Vorschlag: Die Rochlitzer Straße könnte Forschungsmeile werden. Die Präsentation von Ideen sei dort allemal besser als leere Schaufensterscheiben. Das würde die einstige Einkaufsstraße wieder beleben, kritisierte er den derzeitigen Leerstand.

Beim Blick auf die Zukunft teilte Otto auch gegen die Klimakleber der letzten Generation aus. Deren Ziele verurteilte er nicht, merkte aber an: "Es wäre besser, sie würden sich an der Schulbank festkleben. Ohne Bildung gibt es keinen Wohlstand. Das muss in alle Köpfe hinein."

Was die Layla-Parodie bewirkt hat

Dass die jungen Leute und insbesondere die Mittweidaer Studenten mit Ideen glänzen können, hat er mit Interesse verfolgt. "Man muss auch mal neue Wege gehen", sagte er und meinte damit das von Studenten produzierte Video "Weida" - eine Parodie auf den "Layla"-Partyhit und zugleich eine Hommage an Mittweida. Mit diesem Lied sei die als "Kaff, aber ultrageil" beschriebene Stadt in sehr kurzer Zeit viel bekannter geworden, als in den 30 Jahren zuvor, als man das noch mit Broschüren und Faltblättern versucht habe. Für Otto ist mit "Weida" auch klar, dass es eine große Verbundenheit der Studenten zur Stadt gibt.

Ehrenbürger haben diese Rechte

Mit dem immer zu Lebzeiten verliehenen Titel des Ehrenbürgers gehen in Mittweida keine Pflichten, aber einige Rechte einher. So hat man zum Beispiel freien Eintritt in allen städtischen Einrichtungen und wird zu allen Veranstaltungen der Stadt eingeladen. Die Stadt bezahlt auch für 20 Jahre die Grabpflege, wenn der Ehrenbürger in Mittweida bestattet wird. Diese Vergünstigung erklärte der OB jedoch erst nach dem Festakt, denn auch er hofft noch auf viel gute Ideen des Ehrenbürgers, obwohl er dessen Wahlspruch zitierte: "Tritt feste auf, machs Maul auf und hör bald auf." (fa)

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