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Schwerer Unfall bei Besiedlungszug

Ein Pferdegespann ist am Sonntag bei der ersten Etappe des Historischen Besiedlungszuges gleich nach dem Start durchgegangen. Der Vereinschef und ein junger Kutscher liegen verletzt im Krankenhaus.

Pappendorf/Sachsenburg. Das Aufatmen war zu hören, die Erleichterung spürbar, als am Sonntagnachmittag der Historische Besiedlungszug nach der ersten Etappe in Pappendorf eintraf. Dort erfuhren die etwa 125 Teilnehmer und 25 Kutscher, dass die Verletzungen, die zwei Siedler bei einem Unfall am Morgen erlitten hatten, weniger schwer als zunächst noch befürchtet waren.

Was war passiert? Nach der Eröffnung am Samstag wurden die Siedler am Sonntag wie jeden Tag 7 Uhr geweckt. 10 Uhr war Abmarsch in Sachsenburg, in der Bergstadt Bleiberg, einem mittelalterlichen Schaugelände. Wie seit vielen Jahren üblich, liefen die Siedler vornweg, die Planwagen im Schlepptau. Gleich nach dem Abbiegen auf die Schönborner Straße ging eines der 15 Pferdegespanne durch und überholte die anderen Planwagen.

"Dabei wurde es so eng, dass unser Vereinsvorsitzender Andreas Rausch auf dem Abschnitt vor der Baustelle an Mittweidaer Straße an eine Mauer gedrückt und auch noch vom einem Wagenrad überrollt wurde", erklärte Michael Ehnert, der im zweiten Jahr als Lokator (Anführer) an der Spitze des Trosses läuft. Ein jugendlicher Helfer der Kutscher wollte Rausch helfen und geriet auch unter ein Pferdegespann. Beide Verletzte kamen in Krankenhäuser, mit gut einer Stunde Verspätung konnten die Siedler auf die mit 20 Kilometer längste Etappe starten.

Dass sich ein Teil unterwegs noch verirrte, war am Ende Nebensache. Gegen 16 Uhr trafen die Siedler auf dem Reitplatz in Pappendorf ein, begleitet vom Beifall zahlreicher Einwohner und Gäste. Der Unfall hatte sich da schon herumgesprochen. Ehnert konnte aber sofort neue Nachrichten vom Krankenbett verkünden. "Beide haben wohl heute ihren zweiten Geburtstag erlebt", sagte der Lokator. "Die Ärzte und auch wir waren von weit schlimmeren Verletzungen ausgegangen."

Rausch habe demnach eine tiefe Fleischwunde, Knochenabsplitterungen, Schürfwunden und unzählige blaue Flecken. Am Mittwoch will er zum Gelage vor dem Ruhetag aber schon wieder bei seinen Siedlern vorbeischauen, wenn auch nur für einen Tag. Laut Ehnert habe "Rauschi" am Krankenbett gelacht und geschimpft: "Das ist schon mein 15. Besiedlungszug und ich komme keine 300 Meter weit." Der Vereinsvorsitzende solle zur Beobachtung im Krankenhaus bleiben.
Gleiches gilt für den 16jährigen Kutsch-Helfer, der auch schon wieder zum Tross zurück wollte. Er habe nicht wie zunächst angenommen einen Sehnenabriss im Knie erlitten, Sichtbare Erinnerung an den Unfall sei auf seinem Körper ein Reifenabdruck des Rades vom Planwagen. Die Tiere haben den Unfall übrigens allesamt unbeschadet überstanden. Ehnert hatte unmittelbar nachdem Unglück verfügt, dass auf der ersten Etappe die Planwagen vornweg fahren und erst dann mit einigem Abstand die Teilnehmer laufen. Heute soll sich dies auf der zweiten Etappen nach Marbach wieder ändern.
"Der letzte Unfall liegt etliche Jahre zurück", sagte Ehnert. "Wir mahnen jedes Mal, genügend Abstand zu den Kutschen zu halten, ausschließen kann man so einen Unfall leider nicht. Vor allem am ersten Tag und nach dem Ruhetag ist die Unruhe besonders groß, darauf weisen wir als Organisatoren hin."

Eine Panne, eine kleine und der ganz anderen Art hatte es bereits am Sonnabend zur Eröffnung des mitterweile 24. Historischen Besiedlungszuges in der historischen Bergstadt Bleiberg in Sachsenburg gegeben: Otto von Wettin, Markgraf zu Meißen, war von der Rolle. Ihm fehlten jenes Stück Papier und damit die passenden Worte, mit denen er die 130 Siedler begrüßen und auf die Mühsal der Landnahme hinweisen konnte. Wo war denn nun die Rolle? "Auf der Burg", hoffentlich", sagte Lokator Michael Ehnert und ergänzte: "Wir sind im Mittelalter, da hat eh keiner eine Uhr". Und so schien es auch niemanden zu stören, dass die Eröffnungsfeier später als angekündigt stattfand, aber pünktlich vor dem großen Regenguss die Siedler ihr Lager offiziell in Besitz nehmen konnten.

Bis zum 9. Juli werden sie und die Kutscher mit 17 von Pferden gezogene Planwagen und einem Eselsgespann sowie mehreren Hunden durch die Lande ziehen, so, wie es ihre Vorfahren im 12. Jahrhundert getan haben. 155 Kilometer werden sie unter die Füße nehmen, bis sie wieder in Sachsenburg ankommen. Kilian ist mit seinen 14 Monaten der jüngste Teilnehmer, Käte, das Alter verschweigen wir diskret, die älteste. Sie kommen aus Sachsen, Thüringen, San Francisko und Hamburg. Viele von ihnen sind keine Siedlerneulinge. Auch Birgit Pietschmann nicht. Sie ist zum 21. Mal im Tross und immer wieder begeistert von der Atmosphäre: "Es ist zwar anstrengend, aber wunderschön", sagte sie. "Man fährt sich herunter, ohne Uhr, ohne Handy und hat nur einen festen Termin am Tag, den Aufbruch des Zuges, alles andere entwickelt sich", ergänzte die Sozialpädagogische Fachkraft, die im Kinderheim in Frankenberg arbeitet. Grund zum Jubel hatte sie am Sonnabend nicht nur wegen der bevorstehenden Landnahme, sie feierte ihren 54. Geburtstag und musste sich so keineswegs um die Einladung der Gäste und die passende Musik kümmern.

Heute zieht der Tross weiter nach Marbach und wird am Heimatverein seine Zelte aufschlagen. "Erstmals werden wir in Waldheim unsere Wagenburg aufbauen", sagte Vereinschef Andreas Rausch am Sonnabend. Dabei hoffe man, das es bis dahin nicht so viel regnet, denn der Platz ist eine ehemalige Sandgrube. "Aber, wir haben auch ein Ausweichquartier", ergänzte er. Anspruchsvoll sind die Anstiege in Waldheim und in Ringethal. Doch auch am Sonntagabend waren die Mühen der Ebene bald vergessen, bei zünftiger Musik, wenn auch mit leiseren Tönen.

 

 

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