In Hartha wird das neue Jahr von einer Tragödie überschattet. Im Ortsteil Seifersdorf starb ein 50-jähriger Familienvater durch einen Feuerwerksunfall. Das Entsetzen ist groß.
Die Trauer ist spürbar, die Bestürzung groß: In der Silvesternacht ist im Harthaer Ortsteil Seifersdorf ein 50-jähriger Mann bei einem Unfall tödlich verletzt worden. Der Mann hatte am Dienstagabend gegen 18.30 Uhr auf einem Feld einen Feuerwerkskörper gezündet und war bei der heftigen Explosion so schwer verletzt worden, dass er noch an der Unfallstelle starb. Harthas Bürgermeister Ronald Kunze reagierte mit großer Bestürzung auf die Katastrophe. „Unsere Gedanken sind bei den Hinterbliebenen, bei der Familie, die bis zu diesem Unglück voll im Leben stand“. Ronny Walter, stellvertretender Bürgermeister der Stadt Hartha, hatte unmittelbar nach seiner Rückkehr aus dem Neujahrsurlaub von dem Unglück erfahren. „Ich war geschockt“, sagt er. Für die Familie und Freunde des Verunglückten sei es eine Katastrophe.
In Seifersdorf selbst ist das Entsetzen spürbar, auch wenn niemand im Ort über den Toten und das Unglück sprechen will. Nur einer meldet sich zu Wort, will aber nicht genannt werden. „Man sollte das ganze Böllern verbieten“, sagt er. Jedes Jahr käme es zu Unfällen, weil die Menschen das Risiko zu oft unterschätzten. Jahr für Jahr werde vor Silvester vor den unkalkulierbaren Risiken von Feuerwerkskörpern gewarnt. Trotzdem käme es immer wieder zu katastrophalen Unfällen.
50-Jähriger starb noch an der Unfallstelle
Auch der stellvertretende Bürgermeister von Hartha, Walter, könnte sich ein Böllerverbot vorstellen, hält es aber nicht für bundesweit durchsetzbar. Dabei hat er gerade selbst erlebt, welche Vorteile ein Böllerverbot haben kann. Den Jahreswechsel hat er mit seiner Familie in London gefeiert - in ausgewiesenen Zonen, „nur dort darf Feuerwerk gezündet werden“, erzählt er. Das bedeutet: weniger Gefahren und weniger Müll. Zwar seien die beiden Orte, die englische Hauptstadt und Hartha, nicht vergleichbar. Aber ein Böllerverbot in Deutschland könnte viele Unfälle und Todesfälle verhindern, ist er überzeugt. „Aber bei uns kann man in jedem kleinen Supermarkt Feuerwerkskörper kaufen - oder sie sich ohne großen Aufwand im Ausland besorgen“, kritisiert Walter.
Nach Angaben der Polizeidirektion Chemnitz hatte der 50-jährige Seifersdorfer am Silvesterabend sogenannte erlaubnispflichtige Pyrotechnik gezündet. „Dabei handelt es sich um Feuerwerkskörper der Kategorie F4, die nur mit einem Fachkundenachweis verwendet werden dürfen“, erklärte Polizeisprecherin Sara Mourao. Auch am Donnerstag, zwei Tage nach dem Unglück, war noch unklar, ob der Mann über einen entsprechenden Fachkundenachweis verfügte, „die Ermittlungen laufen noch“, heißt es bei der Polizeidirektion. Bekannt ist bisher nur, dass die Explosion einer Kugelbombe auf einem Feld in der Nähe des Wohnhauses des Mannes so heftig war, dass für ihn jede Hilfe zu spät kam.
Seifersdorfer war sozial engagiert und bei Mitmenschen beliebt
Feuerwerkskörper werden nach ihrem Gefährdungspotenzial, ihren Inhaltsstoffen, ihrer Menge und ihrer Wirkung in verschiedene Kategorien eingeteilt. Das sogenannte Vergnügungsfeuerwerk wird in vier Kategorien eingeteilt. Die Kategorie F1 umfasst Kleinstfeuerwerk wie Knallerbsen, Bodenwirbel, Tischfeuerwerk und Wunderkerzen. Das Gefahrenpotenzial ist hier relativ gering. Anders sieht es bei der Kategorie F2 aus. Hierunter fallen unter anderem Batterien und Silvesterraketen. Für die nächsten beiden Kategorien F3 (zum Beispiel sogenannte Vulkane und große Batterien) und F4 (zum Beispiel Zylinder- und Kugelbomben) braucht man dann eine Erlaubnis oder einen Befähigungsschein. Diesen erhalten in der Regel Pyrotechniker, die eine entsprechende Ausbildung absolviert haben.
Für Harthas Oberbürgermeister Kunze ist der Unfall auch deshalb eine Tragödie, weil der Verunglückte „weit über Harthas Stadtgrenzen hinaus“ sozial engagiert war. Der Familienvater sei ein leidenschaftlicher Trainer für Nachwuchs-Fußballer in Leisnig gewesen, habe immer ein offenes Ohr für seine Mitmenschen gehabt und sich für den Ortsteil Seifersdorf stark gemacht. Kunze wünscht sich für die Seifersdorfer nun Zeit zum Verarbeiten der Tragödie. (jto)